"Süüüß!", aber vergessen: Knut, Flocke, Aleut und Co.

28.10.2014, 16:30 Uhr
Stars und Sternchen: Zoo-Tierbabys können mit dem frühen Ruhm oft nicht umgehen.

© Montage: S. Schmid Stars und Sternchen: Zoo-Tierbabys können mit dem frühen Ruhm oft nicht umgehen.

Eine Eisbärengeburt in freier Natur ist (oder war) eher etwas Alltägliches. Seltenheitswert bekommt die tierische Niederkunft erst durch schmelzende Polkappen. Eine Eisbärengeburt im Zoo hingegen ist (oder war) Ende 2006 noch etwas Sensationelles. Schließlich erblickte in Berlin bis dato seit 30 Jahren kein weißer Pelzträger mehr das Licht der Welt. Und siehe da: A Knut was born.

Der kleine, weiße Racker erzeugte ein mediales Echo, das rund um den Globus Knuddel-Alarm auslöste - mehr noch: eine wahre Knutmania. Für die einen war er lediglich ein zuckersüßer Herzerwärmer, für manch anderen gar Symbolfigur und Menetekel des Klimawandels.

Dem Berliner Zoologischen Garten konnte es egal sein, was der junge Eisbär für wen bedeutete - solange die rasant steigende Besucherzahl-Welle nicht abebbte (inklusive regelmäßiger Knut-Shows, preiswertem Knut-Merchandising und bizarrem Markennamen-Rechtsstreit).  Doch die Wochen und Monate vergingen, der Hype ließ nach und letztlich endete die Geschichte von Knut tragisch: Als Randnotiz der Zoo-Geschichte starb er einsam und von seinen Fans verlassen im März 2011 einen viel zu frühen Tod - durch "Ertrinken", wie die Mediziner verlautbarten.

Im Fahrwasser des Knut-Hypes erklomm Ende 2007 eine Nürnberger Artgenossin ebenfalls die Gipfel des Ruhmes - oder des Medienrummels: Eisbär-Mädchen Flocke (geschützer Markenname der Stadt Nürnberg). Schnell hatte der kleine Racker nicht nur fränkische Herzen erobert und "Knut war gestern" (kurzlebige Plakatkampagne des Tiergartens).

Doch auch Flocke musste gehen: An die Côte d’Azur. Dort lebt sie seit 2010 in einer luxuriösen Meerwasseranlage in einem Themenpark. Die Trauer um ihren Umzug hielt sich in Grenzen - war sie zu diesem Zeitpunkt doch schon eine ausgewachsene Eisbären-Lady. Nett, aber nicht mehr "süüüß!".

Dennoch hinterließ Flockes Abgang ein Star-Vakuum im Nürnberger Tiergarten, das vom Eisbären-Duo Aleut und Gregor (Flockes Geschwister) Mitte 2011 nur bedingt gefüllt werden konnte: Obwohl an Niedlichkeit mit den beiden Legenden der Branche ebenbürtig, bleiben die Zwillinge Lokalhelden. Im April 2013 packten sie ihre Koffer und zogen gen Warschau.

In der Folge wurden in Nürnberg kleinere Brötchen gebacken und man besann sich auf alte Stärken wie die Artenvielfalt: Junge Pandas, Totenkopfäffchen, Baby-Erdmännchen - putzig ja, aber allesamt ohne Star-Allüren.

Die Zeiten der großen tierischen Kinderstars sind vorbei. Knut ist tot (ein Präparat aus seinem Fell kann im Museum bewundert werden) und Flocke ist Französin. Eisbär Knut haben sie wenigstens ein Denkmal gebaut. Einen vergleichbaren Hype um Tierbabys hat es seitdem nicht mehr gegeben.

Nun ist der Tiergarten in freudiger Erwartung eines Delfinbabys - es wäre die erste Geburt in der 2011 fertiggestellten Lagune. Der Druck auf die Verantwortlichen ist groß. Sollte das Kalb während oder nach der Geburt sterben, würde erneut Kritik an der Delfinlagune laut. „Durchschnaufen können wir erst drei Monate nach der Geburt“, sagt Tiergartendirektor Dag Encke. Und von einer erfolgreichen Zucht könne man erst nach sechs Monaten sprechen. Sollte sich das Delfinbaby jedoch normal entwickeln, könnte es sich zum neuen Star des Tiergartens mausern.

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