Am Sonntag ist der Tag der Franken: Mehr als nur Folklore?

2.7.2015, 06:00 Uhr
Am Sonntag ist der Tag der Franken: Mehr als nur Folklore?

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Mit einem einzigen Satz brachte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) im Januar scheinbar ganz Franken gegen sich auf: "Ich bräuchte ihn nicht", sagte er über den Tag der Franken in seiner Stadt. Franken solle sich nicht auf Bierfeste und Folklore reduzieren lassen, fuhr er fort, für ihn sei jeder Tag ein Tag der Franken.

"Das war nicht besonders nett, die bisherigen Veranstaltungen als Bierfeste zu bezeichnen", meint Andrea Kluxen, Mittelfrankens Bezirksheimatpflegerin, die seit 2006 jeweils das Konzept für den alle drei Jahre in Mittelfranken stattfindenden Festtag auf die Beine stellt.

"Das wird kein Bierfest, da passiert sehr viel mehr", betont sie im Hinblick auf die diesjährige Ausgabe, die sich dem Thema "Fremde in Franken" widmet. Schon im November hat man eine wissenschaftliche Tagung dazu auf die Beine gestellt, im Januar stand das Filmfestival des Bezirks unter dem Motto "Fremde in der Heimat", in der Erlanger Hugenottenkirche wurde gerade eine Ausstellung zu diesem Thema eröffnet.

Natürlich wird es am Sonntag auch Bier, Bratwürste und Blasmusik in Erlangen geben, aber eben auch Lesungen und Diskussionsrunden, eine Foto-Aktion zum Thema "Klischees" oder eine Geschichtswerkstatt zur fränkischen Geschichte.

Ganz unrecht hatte Janik mit seiner Kritik aber wohl nicht — zumindest wenn man Helmut Ritzer (SPD), dem langjährigen Vorsitzenden der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft und ehemaligen Landtagsvizepräsidenten, glauben darf.

"Man sollte sich kundig machen"

"In Oberfranken und Unterfranken ist das Politische völlig draußen aus der Veranstaltung", kritisiert Ritzer. Unterfranken hätte von vornherein den bequemen Weg gewählt und den Tag der Franken einfach in seine alljährlichen Kulturtage integriert.

Mittelfranken dagegen geht einen anderen Weg und widmet sich stets fundiert einem Thema. Die Kritik kann Andrea Kluxen deshalb nicht verstehen, zumal das Thema bei der Vergabe des Festtages bereits feststand. "Man sollte sich vor der Bewerbung eben kundig machen", sagt sie.

85.000 Euro kostet den Bezirk das Spektakel, mit Tagung und Ausstellung sind es fast 100.000. Vom Freistaat bekommt der Bezirk dafür 21.600 Euro.

"Wir müssen aber so viel ausgeben - sonst würde die Wirkung sofort verpuffen", meint Kluxen. Denn für sie ist der Festtag nicht nur ein Erinnerungsanker, der den Franken hilft, sich ihrer selbst bewusst zu werden und darzustellen, was sie unterscheidet von den Altbayern. "Der Tag soll Franken auch über seine Grenzen hinaus bekannt machen", betont Kluxen.

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