Tennet-Chef: "Wissen, dass wir ein paar Jahre verloren haben"

17.3.2016, 20:07 Uhr
Der Widerstand gegen die Netzausbaupläne bleibt. Jetzt setzt Tennet auf verstärkten Dialog.

© dpa Der Widerstand gegen die Netzausbaupläne bleibt. Jetzt setzt Tennet auf verstärkten Dialog.

Herr Hartman, immer wieder wurden die Parameter für den Netzausbau verändert. Ist eine nachhaltige Planung so möglich?

Hartman: Wir wissen, dass wir ein paar Jahre verloren haben – bei der Süd-Ost-Passage und Südlink sind es je drei Jahre. Das kann man nicht mehr einholen. Der Bau der Trassen wird vielleicht vier, fünf Jahre dauern, die Fertigstellung hängt davon ab, wann wir anfangen können. Die Geschichte hat gezeigt, dass es nicht immer schnell geht und manchmal auch anders als gedacht.

Und was bedeutet diese Verzögerung? Gehen, wie es immer wieder heißt, bei uns die Lichter aus?

Hartman: Nein, die Lichter gehen nicht aus, aber es hat Konsequenzen. Erneuerbare Energien — Wind im Norden und Sonne in Bayern —, die erzeugt werden, können bereits jetzt mitunter nicht transportiert werden, weil Verbindungen fehlen. Dann müssen wir die Produktion stoppen, das ist teuer und widerspricht auch der Energiewende. Zudem ist das System überlastet und bei jedem System, das man so belastet, steigt die Gefahr für Fehler. Zu sagen, es gibt  einen Blackout, ist dennoch übertrieben. Aber die Gefahr wächst.

In der Region rund um Nürnberg gibt es großen Widerstand gegen den Trassenbau. Was wollen Sie tun, um die Menschen zu überzeugen?

Hartman: Mit den Erfahrungen, die wir in anderen Projekten gemacht haben, werden wir den Dialog verbessern. Wir werden nicht unnötig viele Alternativen vorstellen – dadurch würden nur unnötig viele Menschen beunruhigt. Wir werden versuchen, das Tempo zu beschleunigen — lange Verfahren sind nicht gut. Wir werden in einem sehr frühen Stadium mit Bürgern, Landräten und Bürgermeistern reden. Das ist viel Arbeit, aber wir haben gelernt, dass die Menschen vor Ort sehr viel  wissen und die Planungen besser machen können.

Die mögliche Aufrüstung einer Leitung von Altenfeld nach Ludersheim, die sogenannte P 44 mod, sorgt für Aufregung: Sie wird geplant, doch haben will die Leitung niemand – weder Bürger, Politiker noch Sie als Übertragungsnetzbetreiber.

Hartman: Wir bestimmen nicht, ob die Leitung kommt, das macht die Bundesnetzagentur. Wenn sie möchte, dass wir die Trasse bauen, werden wir das tun. Aber wir haben von Anfang an gesagt, das die Leitung nur wegen des Wunsches der Politik, eine Alternative zu anderen Vorhaben zu haben, entwickelt wurde. Wir finden, dass es nicht die beste Lösung ist. Wenn am Ende niemand diese Leitung will und sie nicht die beste Lösung ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie kommt.

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