Tierschutz: Experten sagen, was schlecht läuft

4.10.2013, 06:39 Uhr
Ich sehe das Problem darin, dass der Verbraucher heute nicht mehr warten kann. Früher wurde die Gans noch vorbestellt - das gibt es nicht mehr. Als Metzger müssen wir immer alles vorrätig haben. Ohne Massentierhaltung ist das nicht zu machen. Außerdem ist der Preis für Fleisch viel zu billig. Das Tier wird nicht mehr geschätzt. Wenn ich an die Kosten für die Tierhaltung denke, müssten für ein Hühnchen um die 15 Euro verlangt werden. Im Supermarkt gibt's das aber für drei bis vier Euro. Da stimmt doch was nicht!
 Metzgermeister Johannes Wurm aus Nürnberg
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Ich sehe das Problem darin, dass der Verbraucher heute nicht mehr warten kann. Früher wurde die Gans noch vorbestellt - das gibt es nicht mehr. Als Metzger müssen wir immer alles vorrätig haben. Ohne Massentierhaltung ist das nicht zu machen. Außerdem ist der Preis für Fleisch viel zu billig. Das Tier wird nicht mehr geschätzt. Wenn ich an die Kosten für die Tierhaltung denke, müssten für ein Hühnchen um die 15 Euro verlangt werden. Im Supermarkt gibt's das aber für drei bis vier Euro. Da stimmt doch was nicht!
Metzgermeister Johannes Wurm aus Nürnberg © Roland Fengler

Tierschutz: Experten sagen, was schlecht läuft
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Zum Glück hat sich die Tierhaltung im Sinne der Tiere in den letzten Jahren drastisch verbessert: Jeder neue Stall ist ein Fortschritt für das Tierwohl. Dass das Thema trotzdem so heftig diskutiert wird, liegt daran, dass wir den Tierschutz viel zu sehr aus emotionaler Sicht sehen. Eine Diskussion auf sachlicher, wissenschaftlicher Ebene wäre viel besser. Und letztlich steckt in der Landwirtschaft das Wort Wirtschaft drin. Für uns Bauern heißt das, dass unsere Ställe nicht nur unsere Familien, sondern faktisch auch sieben Milliarden Menschen auf dem Planeten ernähren müssen.
 Günther Felßner, Präsident des Bauernverbands Mittelfranken und Vizepräsident in Bayern
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Zum Glück hat sich die Tierhaltung im Sinne der Tiere in den letzten Jahren drastisch verbessert: Jeder neue Stall ist ein Fortschritt für das Tierwohl. Dass das Thema trotzdem so heftig diskutiert wird, liegt daran, dass wir den Tierschutz viel zu sehr aus emotionaler Sicht sehen. Eine Diskussion auf sachlicher, wissenschaftlicher Ebene wäre viel besser. Und letztlich steckt in der Landwirtschaft das Wort Wirtschaft drin. Für uns Bauern heißt das, dass unsere Ställe nicht nur unsere Familien, sondern faktisch auch sieben Milliarden Menschen auf dem Planeten ernähren müssen.
Günther Felßner, Präsident des Bauernverbands Mittelfranken und Vizepräsident in Bayern © Lorenz Bomhard

Die Essgewohnheiten der Deutschen und immer billigere Preise für Fleisch und Geflügel sowie Intensivhaltung zur Lebensmittelgewinnung bescheren vielen Tieren keine artgerechte Haltung und Aufzucht mehr. Nicht zu vergessen sind all die Tiere im Dienste der Wissenschaft oder zur Rettung von Menschenleben. 
 Trotzdem werden Tiere bei Spenden und Spendenaktionen nicht berücksichtigt und auch von den Medien stiefmütterlich behandelt – siehe Sternstunden  etc.
 Nur zwei Prozent des Gesamtspendenaufkommens in Deutschland gehen an Tiere – Tiere haben keine Lobby.
 Jochen Baur, Tierhilfe Franken e. V.
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Die Essgewohnheiten der Deutschen und immer billigere Preise für Fleisch und Geflügel sowie Intensivhaltung zur Lebensmittelgewinnung bescheren vielen Tieren keine artgerechte Haltung und Aufzucht mehr. Nicht zu vergessen sind all die Tiere im Dienste der Wissenschaft oder zur Rettung von Menschenleben. Trotzdem werden Tiere bei Spenden und Spendenaktionen nicht berücksichtigt und auch von den Medien stiefmütterlich behandelt – siehe Sternstunden etc. Nur zwei Prozent des Gesamtspendenaufkommens in Deutschland gehen an Tiere – Tiere haben keine Lobby.
Jochen Baur, Tierhilfe Franken e. V. © dpa

Ein ganz großes Problem sind die langen Transporte von Schlachtvieh quer durch Europa. So werden zum Beispiel Schweine unnötig gestresst und in Angst versetzt. Besser ist es, sie gleich dort zu schlachten, wo sie aufgezogen wurden. Etwas anderes ist es, wenn Tiere zu Zuchtzwecken transportiert werden. Doch auch hier gilt es, den Transportweg so kurz wie möglich zu halten. Generell bedarf es mehr Wissen in der Bevölkerung über die artgemäße Haltung von Nutz- und Heimtieren.
 Dr. Helmut Mägdefrau, Stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Ein ganz großes Problem sind die langen Transporte von Schlachtvieh quer durch Europa. So werden zum Beispiel Schweine unnötig gestresst und in Angst versetzt. Besser ist es, sie gleich dort zu schlachten, wo sie aufgezogen wurden. Etwas anderes ist es, wenn Tiere zu Zuchtzwecken transportiert werden. Doch auch hier gilt es, den Transportweg so kurz wie möglich zu halten. Generell bedarf es mehr Wissen in der Bevölkerung über die artgemäße Haltung von Nutz- und Heimtieren.
Dr. Helmut Mägdefrau, Stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg © Günter Distler

Tierschutz: Experten sagen, was schlecht läuft
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Das erste Tierschutzgesetz wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erlassen, im 20. Jahrhundert hat man gesetzlich festgelegt, dass Tiere keine Sachen sind, und seit zehn Jahren ist der Tierschutz sogar in unserem Grundgesetz verankert. Trotzdem ist das Tierschutzgesetz leider immer noch ein zahnloser Papiertiger. Denn kein Gesetz ist so auslegungsfähig, wie das Tierschutzgesetz - und so werden erfahrungsgemäß die meisten Verstöße nicht geahndet. Deshalb hoffen Tierschützer und Tierrechtler schon lange auf die Einführung eines Verbandklagerechts für den Tierschutz, damit Tierschützer als Vertreter der Tiere im Klageweg eine gerichtliche Entscheidung erwirken können. Hier ist die Politik gefordert.
 Robert Derbeck vom Tierschutzverein Noris e.V.
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Das erste Tierschutzgesetz wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erlassen, im 20. Jahrhundert hat man gesetzlich festgelegt, dass Tiere keine Sachen sind, und seit zehn Jahren ist der Tierschutz sogar in unserem Grundgesetz verankert. Trotzdem ist das Tierschutzgesetz leider immer noch ein zahnloser Papiertiger. Denn kein Gesetz ist so auslegungsfähig, wie das Tierschutzgesetz - und so werden erfahrungsgemäß die meisten Verstöße nicht geahndet. Deshalb hoffen Tierschützer und Tierrechtler schon lange auf die Einführung eines Verbandklagerechts für den Tierschutz, damit Tierschützer als Vertreter der Tiere im Klageweg eine gerichtliche Entscheidung erwirken können. Hier ist die Politik gefordert.
Robert Derbeck vom Tierschutzverein Noris e.V. © privat

Der Verbraucher wünscht sich eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft und gleichzeitig will er die gute, alte Zeit, in der die Schweine auf dem Hof gewühlt und sich ihr Futter zum Teil selbst gesucht haben, zurück. Das passt aber nicht zusammen. Oder nehmen Sie dieses Beispiel: Rinder müssen, wenn viele von ihnen im Stall gehalten werden, enthornt werden. Das ist sicher mit Schmerzen verbunden. Was wäre die Alternative? Entweder essen wir weniger Fleisch oder wir brauchen noch mehr und noch größere Ställe. Dafür wiederum braucht es Fläche. Hartmut Wolf vom Bayerischen Bauernverband, Geschäftsstelle Nürnberg
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Der Verbraucher wünscht sich eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft und gleichzeitig will er die gute, alte Zeit, in der die Schweine auf dem Hof gewühlt und sich ihr Futter zum Teil selbst gesucht haben, zurück. Das passt aber nicht zusammen. Oder nehmen Sie dieses Beispiel: Rinder müssen, wenn viele von ihnen im Stall gehalten werden, enthornt werden. Das ist sicher mit Schmerzen verbunden. Was wäre die Alternative? Entweder essen wir weniger Fleisch oder wir brauchen noch mehr und noch größere Ställe. Dafür wiederum braucht es Fläche.
Hartmut Wolf vom Bayerischen Bauernverband, Geschäftsstelle Nürnberg © bbv

Wir im Tierheim Nürnberg sind tagtäglich mit Tieren und deren Schicksalen konfrontiert. Für uns fängt Tierschutz schon im ganz Kleinen an: jeder Tierhalter muss sich seiner Verantwortung gegenüber "seinem" Tier bewusst sein und ihm ein artgerechtes Leben ermöglichen. Dies setzt voraus, dass sich jeder Halter VOR der Anschaffung eines neuen Tieres darüber informiert, was sein neues Familienmitglied braucht und sich vor allem dieser Verantwortung ein Tierleben lang bewusst ist. Es ist wichtig, dass Institutionen wie Tierheime oder auch Züchter hier ihren Beitrag leisten und kompetenter Ansprechpartner sind, der über artgerechte Haltung informiert und bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht.
 Heike Weber, Leiterin des Nürnberger Tierheims
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Wir im Tierheim Nürnberg sind tagtäglich mit Tieren und deren Schicksalen konfrontiert. Für uns fängt Tierschutz schon im ganz Kleinen an: jeder Tierhalter muss sich seiner Verantwortung gegenüber "seinem" Tier bewusst sein und ihm ein artgerechtes Leben ermöglichen. Dies setzt voraus, dass sich jeder Halter VOR der Anschaffung eines neuen Tieres darüber informiert, was sein neues Familienmitglied braucht und sich vor allem dieser Verantwortung ein Tierleben lang bewusst ist. Es ist wichtig, dass Institutionen wie Tierheime oder auch Züchter hier ihren Beitrag leisten und kompetenter Ansprechpartner sind, der über artgerechte Haltung informiert und bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Heike Weber, Leiterin des Nürnberger Tierheims © dapd

Die wichtigste Änderung ist in unserem Bewusstsein nötig: Tierschutz endet nicht bei Hunden und Katzen, denn die meisten Tiere leiden für die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern. Hier können nicht nur Politik und Industrie etwas ändern, sondern jeder Einzelne hat Einfluss. Mit dem Kauf schmackhafter, pflanzlicher Alternativen kann jeder aktiv zum Tierschutz auf dem Teller beitragen. 
 Anne Seidel, Leiterin der Regionalgruppe Nürnberg des Vegetarierbundes Deutschland e.V.
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

Die wichtigste Änderung ist in unserem Bewusstsein nötig: Tierschutz endet nicht bei Hunden und Katzen, denn die meisten Tiere leiden für die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern. Hier können nicht nur Politik und Industrie etwas ändern, sondern jeder Einzelne hat Einfluss. Mit dem Kauf schmackhafter, pflanzlicher Alternativen kann jeder aktiv zum Tierschutz auf dem Teller beitragen.
Anne Seidel, Leiterin der Regionalgruppe Nürnberg des Vegetarierbundes Deutschland e.V. © oh

In täglicher Güterabwägung zwischen den ethischen Werten "Wohl der Versuchstiere" und "Abwendung von Krankheit und Leid des Menschen" findet am Franz-Penzoldt-Zentrum Grundlagen- und präklinische Forschung auf höchstmöglichem Niveau statt. Es ist das Ziel ein vertieftes Verständnis von biologischen Funktionsabläufen zu gewinnen und die notwendige Entwicklung und Testung neuer Therapien erfolgreich weiter zu verfolgen. 
 Geschäftsführung des Franz-Penzoldt-Zentrums an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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Tierschutz: Was muss sich ändern?

In täglicher Güterabwägung zwischen den ethischen Werten "Wohl der Versuchstiere" und "Abwendung von Krankheit und Leid des Menschen" findet am Franz-Penzoldt-Zentrum Grundlagen- und präklinische Forschung auf höchstmöglichem Niveau statt. Es ist das Ziel ein vertieftes Verständnis von biologischen Funktionsabläufen zu gewinnen und die notwendige Entwicklung und Testung neuer Therapien erfolgreich weiter zu verfolgen.
Geschäftsführung des Franz-Penzoldt-Zentrums an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg © André De Geare

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