Altmühlfrankens dickste Fichte steht in Büttelbronn
12.12.2017, 06:05 Uhr„Die dickste Fichte im Landkreis“ hatte der Weißenburger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) im Sommer gesucht. Gefunden hat die Jury den „Superbaum“ nun im Genossenschaftswald von Büttelbronn. Anders als so manch bewunderte und gehegte tausendjährige Eiche (die selten tatsächlich so alt ist), steht der stachelige Riese ganz unauffällig verborgen im Nutzwald und hat die rund 250 Jahre, die er auf dem Buckel hat, eher durch Zufall ungefällt überstanden.
Für Fred Winkler ist der Baum eher unspektakulär. Ein Relikt eben, anfangs vermutlich bei Rodungen stehengelassen, um als sogenannter „Überhälter“ Samen abzuwerfen und in seinem mächtigen Windschatten frisch gepflanzte Jungbäume zu schützen. Schon als die Waldgenossenschaft Büttelbronn 1965 entstand, war die Fichte wohl bereits zu groß und zu alt, um sie noch wirtschaftlich zu verwerten. „Die braucht ma nemmer wegschneiden“, sagt Winkler. Sie zu fällen sei ebenso zu aufwendig, wie sie danach abzutransportieren. „Wenn se umfällt, wird’s Brennholz“, so der Waldrechtler.
Der Grund, warum der Riese so groß werden konnte, ist wohl sein sumpfiger Standort. „Fichten mögen es feucht und kühl“, erklärt AELF-Abteilungsleiter Ludwig Schmidbauer. Der Klimawandel setze ihnen hierzulande zu, aber im Büttelbronner Forst gebe es viel Hangwasser, sodass sie gut versorgt seien. Die Frage, warum diese und weitere Fichten die Veränderungen ihres Lebensraums so gut wegstecken und so dick geworden sind, sei auch der Antrieb für den kleinen Wettbewerb gewesen.
1,17 Meter Durchmesser hat Fred Winklers Baum in Brusthöhe, seine Spitze ragt an die 50 Meter in den Himmel, weit über die Wipfel der umstehenden „Zwerge“ hinaus. Zwei große Männer können seinen Stamm gerade so umfassen. „Hochgerechnet sind das rund 16 Kubikmeter Holz, also fast ein Lastwagen voll“, meint Forstamtsmitarbeiter Bernhard Leidel, der die Idee zu der Prämierung hatte. Dem Äußeren nach zu urteilen, sei die Fichte mindestens 230 Jahre alt, eher älter.
Auf den Plätzen zwei und drei des Wettbewerbs landeten die Bäume von Karl Höhenberger bei Heidenheim mit 1,15 Metern und von Franz Vogelsang nahe Gnotzheim mit 1,09 Metern Durchmesser. Initiator Leidel hatte den Preis im vergangenen Frühjahr ausgelobt, weil die Fichte heuer „Baum des Jahres“ ist. „Wie keine andere Baumart hat sie unseren Wald in den letzten 200 bis 300 Jahren geprägt“, so das Kuratorium.
Umstrittener „Brotbaum“
Dabei polarisiert das stachelige Gewächs: „Für die einen ist die Fichte der Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft, für andere Symbol naturferner Monokulturen“, heißt es in einer Pressemitteilung des AELF. Neben der Kiefer stehe sie jedoch auf jeden Fall sinnbildlich für „die gelungene Wiederbewaldung in Deutschland.“ So hätten Raubbau und Bodenzerstörung schon im späten Mittelalter Landesherren dazu bewogen, die „Nürnberger Tannensäer“ (namentlich die Patrizierfamilie Stromer) mit der Wiederaufforstung zu beauftragen. Die Nadelholz-Saat wurde ein Erfolg und sogar ein Exportschlager.
Heute gießen Sturmschäden, Trockenheit und der Borkenkäfer Wasser in den Wein dieser Erfolgsgeschichte. Zudem schädigen Monokulturen den Boden. „Auf dem richtigen Standort ist sie jedoch eine beeindruckende Baumart“, wirbt Forstamtsleiter Jürgen Stemmer dafür, die eigentlich im Gebirge heimische Fichte „auch bei uns nicht ganz verschwinden zu lassen“. In Mischwäldern zusammen mit Buchen, Kiefern und Douglasien (von denen es als Preis für die fünf dicksten Fichten jeweils 100 Setzlinge gab) habe sie „auch in Zeiten des Klimawandels eine Zukunft bei uns“.
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