Wettelsheimer Feuerwehrhaus erzählt Geschichte
20.10.2017, 06:04 UhrIm September 1961 bekam die Wettelsheimer Feuerwehr ihr erstes Auto – einen knallroten Ford Transit. 1973 wurde es von einem Löschfahrzeug Typ LF 8 abgelöst. Der alte Ford ist mittlerweile Schrott und steht bei den Kameraden in Dittenheim, das LF 8 sollte nach seiner Ausmusterung im Jahr 2002 von einem privaten Käufer aus Mühldorf am Inn zu einem Safari-Fahrzeug umgebaut werden. Was aus ihm letztlich geworden ist, weiß Helmut Hüttinger nicht, der nach 20 Jahren als Kommandant (1993 bis 2013) ansonsten ein schier unerschöpflicher Quell des Wissens über die Geschichte der Wettelsheimer Wehr ist.
Beide Autos stehen aber seit einigen Wochen wieder in der Garage im Gerätehaus-Anbau, in dem die Brandschützer auch den kleinen Feuerwehr-Trabi verwahren, den sie vor vier Jahren geschenkt bekommen und hergerichtet haben. Zumindest hat es diesen Anschein, wenn man von der Mühlstraße auf das Gebäude zufährt. Dann wirkt es, als stünden LF 8 und Transit wie neu im offenen Garagentor und warteten zusammen mit dem aktuellen LF 8/6 hinter dem Tor schräg gegenüber munter auf den nächsten Löscheinsatz.
Im Dorf schon bekannt
Das realitätsnahe Fassadenbild hat die Feuerwehr ihrem langjährigen Mitglied Mathias Hauenstetter zu verdanken. Nachdem die Wehr die offene Etage unter den Räumen des Schützenvereins 2013 zur Trabi-Garage ausgebaut hatte, war Helmut Hüttinger auf die Idee gekommen, der rund zehn Quadratmeter großen, weißen Wand etwas Farbe zu geben.
Dass Mathias Hauenstetter dafür der Richtige war, wusste der ehemalige Kommandant. Der 27-Jährige war viele Jahre in der Jugendfeuerwehr und hatte zuvor schon etliche Königsscheiben der Wettelsheimer Schützen bemalt sowie vier Hydranten im Dorf zu lustigen Männchen umgestaltet.
Schon als Schüler war Hauenstetter ein begeisterter Freizeitkünstler. Nachdem er im Gasthaus „Blumenthal“ bei Spalt die Lehre zum Koch abgeschlossen hatte, holte er das Abitur nach und studierte Gestaltung an der Nürnberger Lothar-von-Faber-Schule. Allerdings wurde dem jungen Wettelsheimer schnell klar, dass man „von der Kunst nicht leben kann“. Deshalb studiert er jetzt noch Forstingenieurwesen in Freising und hat mit Motorsägen-Skulpturen ein neues künstlerisches Betätigungsfeld entdeckt (Telefon bei Interesse: 0151/65111460).
Von Hüttingers Idee für das Feuerwehrhaus war Hauenstetter gleich überzeugt. Fast zwei Wochen lang arbeitete er im September bei Kälte und Regenwetter an seinem Kunstwerk. Immer wieder musste er die Hände drinnen aufwärmen und das Gemälde mit einer Plane vor Nässe schützen.
Mit Pinselschwung und Helfern
Besonders schwierig war wegen der Dimensionen der 3,70 mal 2,80 Meter großen Wand das Vorskizzieren. Es sollte ja „ausschauen, als ob die Fahrzeuge noch in der Garage stehen“. Die Perspektive musste stimmen. Schließlich warf Hauenstetter das Bild der zwei Autos mit dem Diaprojektor an die Fassade und zeichnete die Umrisse nach. Nach jedem Arbeitsschritt hieß es auf Abstand zu gehen und die Wirkung zu begutachten.
Beim Ausmalen der größeren Flächen hatte der Nachwuchskünstler dann Hilfe. Seine Freundin Birgit Amler, Helmut Hüttinger und Tim Schelenz von der Jugendfeuerwehr schwangen im Wechsel den Pinsel. „Da habe ich schon immer wieder an dem Projekt gezweifelt“, blickt der Ehrenkommandant zurück. Falsch gedacht.
Mittlerweile ist das Wandbild größtenteils fertig, lediglich der Garagenboden und die Vorbaupumpe des LF 8 fehlen noch. Das will Mathias Hauenstetter demnächst nachholen. Anschließend sollen eine Lackschicht oder eine Plexiglasscheibe das Kunstwerk vor Wind, Wetter und missgünstigen Mitmenschen schützen. Helmut Hüttinger jedenfalls freut sich: „Alle im Dorf sind begeistert!“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
0/1000 Zeichen