Trotz antisemitischer Äußerungen zum Diakon geweiht

24.6.2017, 13:59 Uhr
Trotz antisemitischer Äußerungen zum Diakon geweiht

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Der Mann war 2013 aus dem Würzburger Priesterseminar geflogen, weil er sich über die Konzentrationslager der Nationalsozialisten lustig gemacht und Adolf Hitler imitiert haben soll. In Eichstätt bekommt er nun eine neue Chance, katholischer Priester zu werden: Die Diakonenweihe gilt als Vorstufe zur Priesterweihe. Für den Dienst brauche es den liebenden Blick des Herzens für jede Not, sagte Hanke in seiner Predigt.

Heftige Kritik an der bevorstehenden Weihezeremonie übte der Zentralrat der Juden in Deutschland. "Meine tiefen Zweifel an der Eignung des jungen Mannes für das Priesteramt bleiben bestehen", hatte Zentralrats-Präsident Josef Schuster gesagt. Die Gutachter bei der Untersuchung der Vorwürfe im Jahr 2013 hätten dem Seminaristen eine höchst bedenkliche Grundhaltung, nicht einen Ausrutscher aufgrund von jugendlichem Leichtsinn, attestiert.

Wohnung mit Flüchtling geteilt

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke jedoch verteidigte seine Entscheidung, den Mann zu weihen. "Antisemitismus und rechtsradikales Gedankengut haben in der katholischen Kirche nichts zu suchen", sagte Hanke zwar. Der Theologiestudent habe aber eine zweite Chance verdient gehabt. So sei dessen Fehlverhalten psychotherapeutisch aufgearbeitet worden. Der Priesteramtsanwärter habe sich mit Flucht und Migration befasst und seine private Wohnung einige Monate mit einem Flüchtling geteilt. Außerdem merkte Hanke an: "Wir weihen ja keine Heiligen, sondern Menschen, die sich durch die Hilfe des Sakramentes in ihrem Menschsein weiterentwickeln sollen."

Die Weihe zum Diakon berechtigt unter anderem dazu, die Taufe zu spenden und die kirchlichen Feiern der Trauung und des Begräbnisses zu leiten. Die Priesteramtskandidaten legen bei der Weihe mehrere Versprechen ab, unter anderem geloben sie, den Glauben gemäß dem Evangelium und der Überlieferung der Kirche zu verkünden und ehelos zu leben. In der Weiheliturgie antwortete auf die Frage des Bischofs "Weißt du, ob sie würdig sind?" der Regens: "Das Volk und die Verantwortlichen wurden befragt; ich bezeuge, dass sie für würdig gehalten werden." Hanke betonte im Gottesdienst, Christen sei es verboten, Juden mit Ablehnung oder gar Hass zu begegnen.

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