Trotz Raffinerie-Brand: Benzin-Versorgung ist gesichert

3.9.2018, 05:45 Uhr
Das Ausmaß der Zerstörung an der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg ist immens.

© Lino Mirgeler/dpa Das Ausmaß der Zerstörung an der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg ist immens.

Die Ermittlungen zur Brandursache haben die Kripo Ingolstadt und Experten des Landeskriminalamts (LKA) übernommen. Allerdings konnten die Fahnder bis Sonntagnachmittag noch nicht zur Brandstelle selbst gelangen, da dort immer noch gelöscht wurde. Wann mit Ergebnissen der Untersuchungen zu rechnen ist, ließ die Polizei offen. Die Kripo habe bereits mit Befragungen begonnen.

Nach Unternehmensangaben ging die Vohburger Raffinerie 1967 in Betrieb. Das Gelände ist knapp 130 Hektar groß und liegt an der Donau. Für die Versorgung Bayerns mit Mineralölprodukten spielt Bayernoil eine wichtige Rolle. Die verheerende Explosion hat die wohl nicht gefährdet, auch wenn sich die Firmenspitze vorsichtig äußert.

Zwei Standorte

"Wir gehen davon aus, dass die Versorgung nicht beeinträchtigt ist", sagte Geschäftsführer Karl Strummer gegenüber unserer Zeitung, "das ist bis jetzt nicht der Fall." Ein Grund dafür sei, so heißt es in dem Unternehmen weiter, dass die Produktion auf zwei Standorte verteilt ist. Neben Vohburg gehört ein Betriebszweig in Neustadt a. d. Donau dazu.

Außerdem sei die Produktion in der Mineralölwirtschaft grundsätzlich so ausgelegt, dass der Ausfall einer Produktionsstätte - nicht nur bei Bayernoil - leicht zu verkraften ist. Bei routinemäßigen Wartungsarbeiten müsse der Betrieb reihum schließlich ohnehin heruntergefahren werden.


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10,3 Millionen Tonnen Rohöl fließen jedes Jahr durch die Anlagen von Bayernoil. Zu dem Unternehmen gehören die beiden etwa 13 Kilometer voneinander entfernten Standorte Vohburg a. d. Donau (Kreis Pfaffenhofen a.d.Ilm) und Neustadt a. d. Donau (Kreis Kelheim). Sie wirken wie eine einzige Raffinerie, weil sie durch insgesamt elf Pipelines miteinander verbunden sind.

Versorgt werden sie hauptsächlich durch die 759 Kilometer lange Transalpine Oelleitung (TAL). Sie führt vom italienischen Triest über Ingolstadt bis nach Karlsruhe. Die mehr als 700 Mitarbeiter stellen aus dem gelieferten Rohstoff zahlreiche Produkte her. Dazu gehören Propan, Butan, Kerosin, Diesel, Heizöl, Bitumen oder auch Schwefel. Nach eigenen Angaben führt die Bayernoil jährlich 2,6 Milliarden Euro an Mineralölsteuer an den Fiskus ab. Das Unternehmen decke etwa zwei Drittel des Bedarfs Bayerns an Mineralölprodukten ab.


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Die hergestellten Stoffe werden an die Anteilseigner von Bayernoil geliefert. Dazu gehören Varo Energy in der Schweiz (45 Prozent), die Rosneft Deutschland (25 Prozent) in russischer Hand, die italienische Eni Deutschland (20 Prozent) sowie die britische BP Europa SE (10 Prozent).

Die Geschichte der Vorläufer von Bayernoil reicht bis zum Beginn der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Viele Jahre gehörte auch noch eine Raffinerie in Ingolstadt zu dem Unternehmen. Die wurde aber vor zehn Jahren geschlossen, nachdem sich herausstellte, dass der Standort neben den beiden anderen wirtschaftlich nicht mehr zu halten war. Die Sanierung des Geländes ist eines der größten Projekte dieser Art in Deutschland. 600.000 Tonnen versuchte Erde müssen entgiftet werden. Das soll bis 2020 dauern.

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