Trotz Söder-Versprechens: Sturmopfer warten noch auf Hilfe

19.10.2018, 06:00 Uhr
Trotz Söder-Versprechens: Sturmopfer warten noch auf Hilfe

© Foto: News5/Merzbach

Heinrich Thaler, Bürgermeister von Burgwindheim und selber Betroffener im völlig verwüsteten Ortsteil Untersteinach, war schwer enttäuscht. "Es gibt keinen Topf für Hilfe", hatte er bei der Staatsregierung erfahren, obwohl Ministerpräsident Markus Söder eine Unterstützung des Freistaats in Aussicht gestellt hat.

Doch Thaler gibt nicht auf. Jetzt hofft er auf Mittel aus dem Landwirtschaftsministerium, sagt der 49-jährige CSU-Politiker. Möglicherweise gebe aus den Töpfen der Dorferneuerung noch Zuschüsse für den verwüsteten Ort.

Als öffentlich wurde, dass die Staatskanzlei nicht reagiert, meldete sich prompt das Finanzministerium bei dem Landwirt und bot Steuerstundungen an. Doch das hilft Thaler und seinen Nachbarn kaum etwas, wie er sagt: "Die Untersteinacher haben alle brav ihre Steuern bezahlt, da bringen Abschreibungsmöglichkeiten und gestundete Steuervorauszahlungen wenig."

Er selber ist fast zwei Monate nach dem Unwetter noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Binnen zwei Minuten hatte ein seltenes Wetterphänomen mit extremen Fallwinden, Downburst genannt, auch seine 35 Meter lange Scheune zerstört.

Wo wenige Minuten vorher noch Kinder im Hof spielten, flogen am 23. September Biberschwanzziegel und Balken durch die Luft, zertrümmerten die Scheiben im ersten Stock seines Anwesens und bohrten sich samt Glasscherben in die Wände. Die Familie war zu diesem Zeitpunkt bei der Oma im Erdgeschoss versammelt: "Wir hatten unheimliches Glück, dass bei uns niemand zu Schaden kam", sagt Thaler.

Auf dem Campingplatz in Ebrach, ebenfalls im Landkreis Bamberg, wurde während des Sturmtiefs "Fabienne" eine 78-Jährige von einem Baum erschlagen.


Lebensgefahr in Waldgebieten wegen Sturm "Fabienne"


Auch in Untersteinach knickte der Sturm Bäume wie Streichhölzer. Oberhalb von Untersteinach stand eine jahrhundertealte Eiche, das Wahrzeichen des Ortes: "Der Sturm hat sie brutal zerfetzt."

Thaler, der Getreide anbaut und einige Hektar Wald bewirtschaftet, muss die Scheune wohl abreißen lassen, weil die Statik des Bauwerks nicht mehr sicher ist. Insgesamt wird sein Schaden auf gut eine Million Euro geschätzt.

Versicherung gekündigt

Erwischt hat es beispielsweise auch eine Gärtnerei im Ort, die jetzt schließen muss. Sämtliche Glashäuser sind kaputt. Der Besitzer hatte einst eine Glasbruchversicherung abgeschlossen. Als die Versicherung nach einem Sturm nicht zahlen wollte, hatte er sie gekündigt.

Schlimme Folgen hat der Sturm auch für eine junge Frau mit drei Kindern, deren Mann früh verstorben war. "Sie steht vor dem Nichts", sagt der Bürgermeister. Fast 50 000 Euro Spenden sind inzwischen bei der Gemeinde eingegangen. Sie sollen von einer unabhängigen Kommission verteilt werden, sagt der Bürgermeister, der nun weiter bei seinen Parteifreunden in München vorsprechen will.

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