"Tut mir wahnsinnig leid": U-Bahn-Schubser räumt Tat ein

21.9.2017, 13:48 Uhr

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Ein 37 Jahre alter Mann hat vor dem Landgericht München I die Verantwortung für eine U-Bahn-Schubserei mit tödlichem Ausgang übernommen. "Ich wollte mich entschuldigen. Es tut mir wahnsinnig leid", sagte der Angeklagte zu Prozessauftakt am Donnerstag. "Ich wollte zu keiner Zeit, dass das so ausgeht und dass das passiert." Der Vorfall mache ihm "schwer zu schaffen". Dem Mann wird vorgeworfen, im Juni 2016 im Münchner U-Bahnhof Marienplatz einen 87-Jährigen nach einem Wortgefecht heftig geschubst zu haben. Zuvor war es zu einer Drängelei an einer Türe eines Zuges gekommen.

Der Senior schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und erlitt eine Platzwunde am Kopf sowie ein Schädelhirntrauma. Er starb rund drei Monate später an den Folgen seiner Verletzungen. Laut Staatsanwaltschaft half der Angeklagte dem verletzten Mann noch auf und setzte ihn auf eine Bank. Dann aber soll er versucht haben, in die U-Bahn zu fliehen. Ein anderer Fahrgast hielt ihn jedoch auf. Verteidiger Michael Pösl erklärte im Namen seines Mandanten, dass dieser sich nur noch "schemenhaft" an den Vorfall erinnern könne. Gemeinsam habe man das Geschehen mühsam rekonstruiert. Der Facharbeiter für Lagerlogistik sei seit fast zwanzig Jahren drogenabhängig und habe auch zum Tatzeitpunkt unter Einfluss von Psychopharmaka und eines Suchtersatzstoffes gestanden.

"Auf die schiefe Bahn geraten"

So habe er den 87-Jährigen angeblich erst wahrgenommen, als dieser ihn an einem Arm gepackt habe. Das habe er als Drängelei empfunden. Daraufhin habe der Angeklagte eine "Wischbewegung" gemacht, durch die der Senior zu Fall gekommen sei. Der Vorfall habe nur wenige Sekunden gedauert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-Jährigen dagegen vor, den Senioren weggeschubst zu haben, um sich schneller in die U-Bahn zu drängeln. Er habe dabei erkannt, dass die Schutzreflexe des 87-Jährigen aufgrund seines Alters eingeschränkt waren.

Das bestritt der Angeklagte über seinen Verteidiger: Das Alter des Mannes sei ihm nicht bewusst gewesen, denn dieser habe jugendlich gewirkt und jugendliche Kleidung getragen. Die Initiative, gleich nach dem Vorfall in die U-Bahn einzusteigen, sei von der damaligen Freundin des Angeklagten ausgegangen. Der 37-Jährige geriet nach eigenen Aussagen mit 15 Jahren "auf die schiefe Bahn".

Seitdem konsumierte er regelmäßig verschiedene Drogen in großen Mengen - wie Psychopharmaka und Heroin. Rund 40 Mal spritzte er sich in den vergangenen zehn Jahren eine Überdosis und musste von Ärzten gerettet werden. Er strebt eine Unterbringung in einer Entzugsklinik an.

Diser Artikel wurde am Donnerstag gegen 13.48 Uhr aktualisiert.

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