Überfüllte Asylbewerberheime: BAMF erwartet mehr Zulauf

27.7.2014, 10:11 Uhr
Es wird immer enger in bayerischen Asylbewerberheimen, hier im Erstaufnahmelager in Zirndorf. Die Lage dürfte sich weiter verschärfen, meint das BAMF.

© Hans-Joachim Winckler Es wird immer enger in bayerischen Asylbewerberheimen, hier im Erstaufnahmelager in Zirndorf. Die Lage dürfte sich weiter verschärfen, meint das BAMF.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet mit einer weiteren Steigerung der Asylbewerberzahlen und in der Folge auch mit einem noch höheren Personalbedarf. In Staaten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan werde sich die Lage im Laufe der kommenden zwölf Monate nur wenig verändern, sagte der Chef des Bundesamtes, Manfred Schmidt, der Nachrichtenagentur dpa. "Wenn ich mir diese Regionen anschaue, kann ich aktuell prognostizieren, dass die Zugangszahlen weiter steigen werden." Schwierig seien Prognosen dagegen bei der Situation im Gaza-Streifen, dem Libanon oder Libyen.

Im ersten Halbjahr gab es knapp 60 Prozent mehr Asylanträge als im Vergleichszeitraum 2013. Wenn die Entwicklung so weiter gehe, sei dafür auch mehr Personal nötig, sagte Schmidt. Derzeit warteten noch 115.000 Asylbewerber auf eine Entscheidung. "Das ist eine komplette Jahresarbeitsleistung, und in den ersten sechs Monaten haben wir wieder 77.000 neue Anträge bekommen. Deswegen braucht das Bundesamt auch mehr Personal - das wird sicherlich auch Thema der nächsten Haushaltsverhandlungen für das Jahr 2015", sagte Schmidt und verwies auf das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel einer Asylverfahrensdauer von höchstens drei Monaten.

In diesem Jahr bekam die Behörde zusätzliche 300 Stellen - 100 davon sind sogenannte Entscheider, die die Anhörungen mit den Asylbewerbern machen. 200 sind Mitarbeiter im mittleren Dienst, die den Entscheidern zuarbeiten. Bislang arbeiten etwa 1000 Mitarbeiter des Bundesamtes im Bereich Asyl, 300 von ihnen sind Entscheider.

Bei bestimmten Herkunftsländern wie Afghanistan, dem Irak, Iran und Syrien habe man vorhersehen können, dass die Flüchtlingszahlen hochschnellen werden, sagte Schmidt. Deutschland sei von diesem Trend überproportional stark betroffen. Von 2005 bis 2008 hätten Länder, Kommunen und der Bund Kapazitäten abgebaut: Die Asylbewerberzahlen gingen runter, Unterkünfte wurden geschlossen. "Im Nachhinein müssen wir sagen: Das haben wir zu langsam wieder aufbauen lassen."

Jetzt seien in vielen Ländern Unterbringungsmöglichkeiten erschöpft. "Wenn wir uns Zirndorf, München oder Karlsruhe anschauen, also die großen Einrichtungen, das ist ein schwieriger Zustand." Dies hänge aber auch mit den vielen Asylbewerbern aus Russland und den Balkan-Staaten im vergangenen Jahr zusammen. "Wenn dieser Zuzug nicht stattgefunden hätte, wäre insgesamt die Lage auch etwas entspannter. Ich glaube schon, dass wir dann im Bund, aber auch in den Ländern und Kommunen besser mit der Situation hätten umgehen können."

Schmidt riet den Gemeinden, möglichst früh mit der Bevölkerung über neue Unterkünfte für Asylbewerber zu sprechen. "Aus Sachsen sehen wir: Je früher ich kommuniziere, desto besser wird es." Nach der Hetze gegen ein Asylbewerberheim in Schneeberg im vergangenen Jahr habe das Land seine Kommunikation umgestellt. "Dadurch kann ich an der einen oder anderen Stelle die Angst nehmen, wer kommt denn da eigentlich?" Außerdem sei die Akzeptanz für ein Heim umso größer, je kleiner die einzelne Unterkunft sei. "Das ist ein Unterschied, ob ich 20 oder 30 unterbringe oder 200."

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