Überfüllte Pendlerparkplätze überfordern Kommunen

22.11.2017, 05:55 Uhr
Pendlerparkplätze wie hier am Regionalbahnhof Altenfelden bei Allersberg sind heiß begehrt und überfüllt. Der Ausbau der Park&Ride-Stellplätze gestaltet sich in der Region jedoch problematisch.

© Elke Bodendörfer Pendlerparkplätze wie hier am Regionalbahnhof Altenfelden bei Allersberg sind heiß begehrt und überfüllt. Der Ausbau der Park&Ride-Stellplätze gestaltet sich in der Region jedoch problematisch.

Bei der Erweiterung hakt es mächtig. Verantwortlich ist dafür vor allem die Bahnreform Mitte der 1990er, die aus der Deutschen Bahn eine in sich zersplitterte Aktiengesellschaft gemacht hat. "Vorher war alles aus einem Guss. Beim Ausbau der S-Bahn um Nürnberg hat die Bahn nicht nur die Strecken geplant, sondern Park&Ride gleich mitgedacht. Das hat sie als ihre Aufgabe gesehen", erinnert sich Dirk Domhardt, Abteilungsleiter Verkehrsplanung beim VGN.

Noch Anfang der 1990er gab es im VGN-Raum ein 20-Millionen-Mark-Bauprogramm für Pendlerparkplätze. Durch diese Maßnahme und die Eigeninitiative von Kommunen wuchs die Zahl der Parkplätze von 30 im Jahr 1990 auf 112 zur Jahrtausendwende. Heute gibt es an 130 Bahnhöfen im VGN-Gebiet 15.340 Stellplätze.

Zwar bietet die Deutsche Bahn selbst bayernweit 71 Parkplätze an 31 Bahnhöfen mit insgesamt 5000 Stellplätzen an. Doch für diese muss man ausnahmslos bezahlen. In Hersbruck etwa kostet das Parken 1,20 Euro am Tag, in Ansbach je nach Parkplatz 4,00 bis 4,40 Euro und in Erlangen 5,00 Euro für 24 Stunden.

"Die Bahn hat wirtschaftliche Interessen — aber den ÖPNV kann man nicht nur Wirtschaftlichkeitsinteressen unterwerfen", sagt Johann Völkl, Bürgermeister von Roßtal im Landkreis Fürth. "Die Bahn wälzt die Ausgaben auf die Kommunen ab und verdient selbst Geld mit den eigenen Parkplätzen", beklagt Völkl.

Pendlerparkplätze: Förderung für Kommunen

55 Prozent an Fördermitteln können Kommunen für den Ausbau von Pendlerparkplätzen bekommen. Den Rest bezahlen sie aus der eigenen Tasche, ebenso die Kosten für Unterhalt und Verkehrssicherung.

Obwohl es den eigenen Haushalt belastet, wird Roßtal nun investieren, am Bahnhof entstehen 53 neue Stellplätze. "Es ist uns so wichtig, dass wir es trotz der Kosten machen", betont Völkl. Lieber wäre es ihm aber, wenn die Förderung höher wäre und auch die Bahn sich beteiligen würde. 

Diese ist einem Ausbau auch deshalb häufig im Weg, weil ihr die dafür nötigen Flächen gehören. "Beim Verkauf für Parkplätze ist die Bahn sehr zurückhaltend", sagt Völkl. "Das war auch der Vorteil der früheren Ausbauprogramme. Nicht nur die finanzielle Seite war abgesichert, sondern auch die Flächen standen zur Verfügung — die Bahn war ja Vertragspartner", verdeutlicht Anke Raboldt vom VGN. 

Smartphone als Hilfe

Frustriert sind die Pendler vor allem, wenn sie Parkplätze ansteuern, die dann voll belegt sind. Dies will der VGN künftig verhindern. Auf dem Smartphone soll in Echtzeit angezeigt werden können, wo sich der nächste Pendlerparkplatz befindet und wie viele Stellplätze dort noch frei sind.

Das Projekt startet zunächst mit vier Bahnhöfen an der S4 zwischen Ansbach und Nürnberg, wo die Kapazitäten dafür ausgebaut werden. "Wir brauchen auf jeden Fall Ressourcen und Reserven. Wenn der Autofahrer auf seinem Handy nur sieht, dass alles voll ist, bringt das ja auch nichts", sagt Domhardt.

Hat das Projekt Erfolg, soll es auf weitere attraktive Standorte ausgeweitet werden, vor allem auf solche, wo neben der S-Bahn auch der Regional-Express hält. So sollen Autos möglichst schon am Rande des Ballungsraumes abgefangen werden.

Aber auch ohne diese Echtzeit-Informationen sollen Pendler künftig einen besseren Überblick über die Parkplatz-Auslastung bekommen. Der VGN will alle zwei Jahre die Belegung sämtlicher Pendlerparkplätze untersuchen. Dann soll im Internet abrufbar sein, welche Auslastung zu welcher Tageszeit zu erwarten ist. "Das kann dann zwar in der Realität mal etwas abweichen, ist aber eine sehr gute Annäherung und teilt den Pendlern mit, wann sie die besten Chancen auf einen freien Stellplatz haben", sagt Raboldt. 

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