Uni-Umzug wird konkret, doch die TechFak hängt in der Luft

3.7.2018, 05:41 Uhr
Uni-Umzug wird konkret, doch die TechFak hängt in der Luft

© Foto: Ralf Rödel

"Jetzt muss es weitergehen, damit die Universität sich gut für die Zukunft aufstellen kann", kündigte Markus Söder wenige Tage vor der Sitzung des Ministerrats in Nürnberg am Rande des Schlossgartenfests in Erlangen an. Schließlich habe man nun "lange genug herum verhandelt". Zum Beispiel mit der Siemens AG über den Kauf des "Himbeerpalastes" in Erlangen, aber auch mit Aurelis, der Besitzerin des Areals an der Brunecker Straße in Nürnberg.

Beide Liegenschaften, so hat es Söder in Aussicht gestellt, wird das Kabinett heute beschließen. Denn: "Wir müssen endlich mal einen Satz nach vorne machen." Genehmigen muss die Ankäufe dann der Haushaltsausschuss. Auf den Beschluss für den Ankauf des "Himbeerpalastes" wartet man im Erlanger Schloss, dem Sitz der Uni Erlangen-Nürnberg, seit mindestens fünf Jahren.

Erst wenn das Gebäude, in dem am Rande des Erlanger Zentrums noch die Siemens-Hauptverwaltung untergebracht ist, verkauft, umgebaut und erweitert worden ist, können dort ab 2023 die Geisteswissenschaften gebündelt werden. Bis es so weit ist, werden Lehrstühle der Philosophischen Fakultät mit Fachbereich Theologie weiter auf diverse Standorte aufgeteilt und teils in maroden Gebäuden untergebracht sein.

Über die Kaufkonditionen für den "Himbeerpalast" verhandeln Politik und Uni-Leitung bereits seit langem mit Siemens. Bis zuletzt herrschte Uneinigkeit über den Preis. Eigentlich wollte der Konzern ohnehin eine Paket-Lösung, also neben dem "Himbeerpalast" gleich eine Teilfläche des im Süden Erlangens entstehenden Siemens-Campus dem Freistaat mitverkaufen. Auf 15 Hektar, so der Plan, soll sich dort die Technische Fakultät (TechFak) ausbreiten können. Zwar sprach Söder zuletzt davon, den "Ausbau der TechFak weiter zu entwickeln". Vom Ankauf der Liegenschaft war jedoch zunächst nicht die Rede.

Marode Gebäude

Warten auf den heutigen Kabinettsbeschluss war auch im Nürnberger Rathaus viele Monate lang angesagt. Inzwischen ist ein gutes Jahr vergangen, seit die Staatsregierung im Mai 2017 beschloss, in Nürnberg eine eigenständige Uni zu gründen – und damit in mehrerlei Hinsicht für eine faustdicke Überraschung sorgte.

In einer Großstadt, in der es bereits fünf öffentliche und acht private Hochschulen mit insgesamt fast 30.000 Studenten gibt, soll es Bedarf für eine weitere Uni geben?, fragten seinerzeit nicht nur Kritiker aus dem Umfeld bereits bestehender Hochschulen. Noch dazu eine Technische Universität, obwohl die Uni Erlangen-Nürnberg doch bereits über eine starke TechFak verfügt?

Thematische Lücken

Unverständnis hin, Unmut her. Nürnberg erhielt den Zuschlag für die Gründung einer neuen Technischen Uni mit bis zu 100 Professoren und zahlreichen Lehrstühlen. Das Investitionsvolumen soll zunächst eine Milliarde Euro betragen. Bis zu 6000 Studierende sollen dort ausgebildet werden, wenn der Aufbau im Jahr 2030 abgeschlossen ist.

Als Standort der Campus-Uni ist der alte Südbahnhof an der Brunecker Straße vorgesehen, wobei 30 der 90 Hektar für den Wissenschaftsbetrieb samt Mensa, Bibliothek, Verwaltung, Lehrgebäuden und Forschungseinrichtungen reserviert sind. Thematische Lücken sollen durch das neue Angebot gefüllt werden. Als Schwerpunkte sind angedacht: Mobilität der Zukunft, Energieforschung, Robotik, Leistungselektronik und Sicherheit in der Informationstechnik. Am wissenschaftlichen Konzept feilen derzeit nationale und internationale Wissenschaftler. Die Aufbaukommission leitet Prof. Wolfgang Herrmann, Präsident der Technischen Universität München, der heute ebenfalls zum Stand informieren soll.

Mit dem Kabinettsbeschluss vom Mai 2017 rückte der Freistaat seinerzeit zugleich von den ursprünglichen Plänen ab, Teile der Technischen Fakultät der Uni Erlangen-Nürnberg von Erlangen nach Nürnberg und die Erziehungswissenschaften von Nürnberg nach Erlangen zu verlagern. Das alte AEG-Gelände in Nürnberg wäre zu teuer geworden, außerdem hätten nicht alle Lehrstühle Platz gefunden.

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