Versuchter Babymord: Gericht will Urteil verkünden

29.6.2016, 10:57 Uhr
Versuchter Babymord: Gericht will Urteil verkünden

© Karl-Josef Hildenbrand /dpa

Im Prozess um ein fast verhungertes Baby wird das Landgericht Augsburg am Mittwoch voraussichtlich das Urteil verkünden. Zuvor sollen am Vormittag die Plädoyers gehalten werden. Die 29-Jährige ist wegen versuchten Mordes angeklagt, es droht ihr damit eine lebenslange Haftstrafe. Da der acht Monate alte Bub überlebt hat, könnte die Strafkammer allerdings von der Höchststrafe abweichen. Auch die Tatbegehungsform durch Unterlassen der Versorgung könnte ein Milderungsgrund sein, erklärte ein Justizsprecher.

Die Frau hat fünf Kinder von vier verschiedenen Männern. Die beiden ältesten Söhne lebten bei ihrem Vater, die drei jüngeren Kinder blieben bei der Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, dass sie beiden Söhne und die Tochter wochenlang "böswillig" vernachlässigt und unzureichend ernährt hat.

Säuglich wog nur 3950 Gramm

Der Säugling kam im Mai 2015 in einem lebensbedrohlichen Zustand ins Krankenhaus. Die Ärzte konnten dem nur 3950 Gramm schweren Baby das Leben retten. Die beiden anderen Kinder waren ebenfalls unterernährt, allerdings nichts so stark untergewichtig. Zu Beginn des Prozesses hatte die 29-Jährige erklärt, die dramatische Lage ihres Babys nicht bemerkt zu haben. Sonst wäre sie mit dem Kind zum Arzt gegangen.

Der Prozess hat auch Versäumnisse beim Augsburger Jugendamt offenbart. Bei der Behörde war die Mutter bereits bekannt. Es gab konkrete Hinweise darauf, dass die Kinder zu dünn waren. Zwei Wochen bevor die drei Kinder in Kliniken kamen, war deshalb eine Sozialarbeiterin in der Wohnung der Familie. Ihr fiel der schlechte Zustand des Babys aber nicht auf, weil sie sich das Kind gar nicht richtig angeschaut hat.

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