Volksmusik-Verein: Bayern 1-Entscheidung ist "gefährlich"

3.2.2016, 08:21 Uhr
Volks- und Blasmusik wurden aus dem Bayern 1-Programm gestrichen.

© De Geare Volks- und Blasmusik wurden aus dem Bayern 1-Programm gestrichen.

Die Vorsitzende des Vereins für Volkslied und Volksmusik, Carmen Kühnl, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist gefährlich, dass bayerisches Leben nunmehr in einer Nische stattfindet." Seit Jahren werde Volksmusik bereits aus den Programmen der Radiosender gekürzt. "Das ist eine Entwicklung, die ein Rundfunk, der das Bayerische im Namen trägt, eigentlich nicht zulassen dürfte."

Der Bayerische Rundfunk (BR) hatte am Dienstag angekündigt, Volksmusiksendungen in Zukunft nur noch auf dem Digitalsender "BR Heimat" zu senden. Damit sollen die Formatbrüche zwischen Volksmusik und Pop- und Rockmusik auf Bayern 1 beendet werden.

Söder: "BR soll der Bayerische Rundfunk bleiben"

Heimatminister Markus Söder (CSU) und andere bayerische Politiker hatten die Entscheidung prompt kritisiert. Söder legte dem Sender nahe, seine bayerische Identität besser zu pflegen. "Der BR soll der Bayerische Rundfunk bleiben und nicht zu einem WDR 2 oder WDR 4 werden." Söder empfahl, die Heimatwelle auch analog auszustrahlen, damit nicht ein Teil der Radiohörer auf die Volksmusik verzichten muss. "Ich hätte es schön gefunden, wenn Bayern 1 auch Heimat der Volksmusik bleiben würde."

Die Freien Wähler im bayerischen Landtag kündigten an, Unterschriften gegen die Entscheidung sammeln zu wollen. "Die Volksmusiksendungen sollen auch künftig auf Bayern 1 gesendet werden", forderte der Vorsitzende des Kulturausschusses im bayerischen Landtag, Michael Piazolo.

Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei es, ein Angebot für alle Hörer bereitzustellen. "Der BR läuft Gefahr, nach den Klassikfans eine weitere wichtige Hörerschaft zu verlieren", warnte Piazolo.

"BR Heimat" ist nach Angaben des Senders mit rund 110.000 Hörern in Bayern die erfolgreichste Digitalwelle des Bayerischen Rundfunks. "Mit "BR Heimat" erhält die Volks- und Blasmusik im Bayerischen Rundfunk mehr Platz als je zuvor", betonte der BR, der in seiner Mitteilung auch glückliche Hörer der Digitalwelle zitierte. Die Musik wird dann allerdings nicht mehr über UKW zu hören sein.

Harte Zeiten für Volksmusik-Fans

Volksmusik und volkstümliche Musik haben es in letzter Zeit im Mainstream-Programm nicht gerade leicht. Erst kürzlich hatten die ARD sowie die Partnersender aus der Schweiz und Österreich beschlossen, den Nachfolger des "Musikantenstadls", die "Stadlshow", im Fernsehen auf Silvesterausgaben zu beschränken.

Federführend für die ARD ist in diesem Fall der BR. Bereits im Jahr 2010 hatte das ZDF den "Grand Prix der Volksmusik" aus dem Programm geworfen. Das Streichen der Volksmusik auf Bayern 1 ist nicht die erste Neuerung im BR-Radioprogramm, die Aufsehen erregt: Im Jahr 2014 beschlossen die Senderverantwortlichen einen umstrittenen Wellentausch zwischen "BR-Klassik" und dem BR-Jugendradio "Puls".

Demnach wird die UKW-Frequenz des Klassiksenders ab dem Jahr 2018 dem Jugendsender zur Verfügung gestellt. "BR-Klassik" wird dann nur noch über Digitalradio (DAB+), Kabel, Satellit und Internet zu empfangen sein. Der Entscheidung waren kontroverse Diskussionen vorangegangen. Am Bayerischen Verfassungsgerichtshof ist eine Popularklage gegen den Wellentausch anhängig.

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