Walter Heidl ist neuer bayerischer Bauernpräsident

3.5.2012, 16:28 Uhr
Walter Heidl ist neuer bayerischer Bauernpräsident

© dpa

Der Dialog mit der Öffentlichkeit und den Verbrauchern ist ihm besonders wichtig. „Wenn Kinder in der Schule eine Kuh malen, die lila ist, hat sich die Bevölkerung entfernt von der Landwirtschaft“, sagt der neue Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Walter Heidl. „Es ist schwierig, wenn die Leute ein verklärtes Bilderbuchbild vor Augen haben und die Nutztierhaltung ganz anders aussieht“, meint Heidl. „Die Herausforderung geht in Richtung Öffentlichkeitsarbeit.“

Der 52-Jährige wurde am Donnerstag auf der Wahlversammlung in Herrsching am Ammersee mit 112 von 120 Delegiertenstimmen zum Nachfolger von Gerd Sonnleitner gewählt, der nach 21 Jahren nicht mehr kandidierte. Wie Sonnleitner kommt auch der „Neue“ aus Niederbayern. Der Agraringenieur, der mit seiner Frau in Simbach im Ortsteil Rahstorf einen Zucht- und Mastschweinebetrieb führt, ist seit zehn Jahren Präsident des BBV Niederbayern. „Es sind nicht immer laute Töne notwendig, aber die Töne müssen stimmen“, beschrieb er seinen Stil.

Engagement in verschiedenen Gremien

Er engagiert sich in rund zwei Dutzend Vereinen und Gremien. So sitzt er im Naturschutzbeirat beim Bayerischen Umweltministerium und ist Vorsitzender der neuen Kulturlandstiftung Bayern. Die Stiftung will Landwirtschaft und Umweltschutz unter einen Hut bringen. Denn Land wird immer knapper, und damit gewinnt die bestmögliche Nutzung an Bedeutung. „Flächen aus der Nutzung zu nehmen über Stilllegung, ist für mich weltfremd, wenn wir gleichzeitig knappe Nutzflächen haben und Nahrung-und Energieerzeugung als Forderungen der Gesellschaft im Raum stehen“, sagt Heidl auch mit Blick auf Pläne von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. Dieser will mit dem sogenannten Greening pauschal sieben Prozent der bäuerlichen Flächen zugunsten der Umwelt ungenutzt lassen.

Heidl fordert stattdessen einen Katalog von Alternativen für Umweltmaßnahmen, aus denen der Bauer wählen kann. Schon jetzt sei die Bürokratie gerade für die kleinen Familienbetriebe kaum zu bewältigen. Komme die Reform in der jetzigen Form, „fürchte ich, dass es noch schlimmer wird“. Schon seit Herbst wurde Heidl als Nachfolger Sonnleitners gehandelt. „Ich bin seit längerem gefragt und auch gedrängt worden.“

Zustimmung von Ehefrau eingeholt

Doch vor einer Zusage habe er mit seiner Frau und anderen Angehörigen gesprochen, erklärt der Vater einer erwachsene Tochter und eines erwachsenen Sohnes. „So eine Entscheidung trifft man nicht allein.“ Als Hobbysportschütze sei er darin geübt, sich auf Ziele zu konzentrieren, sagt er mit Blick auf die neue Aufgabe. Sein Amt als Kreisobmann von Dingolfing-Landau und als niederbayerischer BBV-Präsident wird er niederlegen.

Dennoch wird sein Terminkalender vermutlich noch voller werden; für die Arbeit auf dem Hof mit 60 Zuchtsauen und 100 Mastschweinen wird noch weniger Zeit bleiben. Nachbarn und der örtliche Maschinenring werden jedoch einspringen. „Wir haben ein Netzwerk, das funktioniert.“ Heidl tritt in große Fußstapfen, doch er scheut die Herausforderung nicht – er wird seine eigene Spur legen. „Ich habe nicht die Absicht, Sonnleitners Schuhe zu verwenden. Ich habe eigene Schuhe – und ich habe Schuhgröße 45“, sagt Heidl. „Es macht vom Stil her keinen Sinn, irgendeine Arbeitsweise einfach zu kopieren.“

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