Comeback fürs Europäische Haus Pappenheim

21.7.2017, 10:01 Uhr
Comeback fürs Europäische Haus Pappenheim

© Jan Stephan

Die Entwicklung ist überraschend – und das ist eher vorsichtig ausgedrückt. Immerhin hatten CSU, Freie Wähler und die Bürgerliste das Europäische Haus vor rund eineinhalb Jahren noch eindrucksvoll versenkt. Der Vertrag von Prof. Joachim Grzega, der das Haus geleitet und das Konzept entworfen hatte, war nicht verlängert worden. Die Begründung: zu teuer und zu wenig positive Wirkung für die Stadt. Das EHP war von da an faktisch aufgelöst, auf dem Papier allerdings existierte es weiter, schon weil die Stadt sonst Gefahr gelaufen wäre, Fördergelder in erheblichem Umfang zurückzahlen zu müssen. Immerhin kam das Geld für die Sanierung des alten Wieserhauses zu nicht unerheblichen Teilen von der EU und war zweckgebunden für die Einrichtung einer europäischen Bildungsstätte.

Seit dem Grzega-Rauswurf ist in Sachen EHP nicht viel passiert. CSU, Freie Wähler und Bürgerliste hatten ein Konzept für den Weiterbetrieb angekündigt, das überschaubar ausfiel. Die Stadt war auch eher ratlos. Im Grunde hatte keiner eine echte Idee, was man dauerhaft mit den wunderbar sanierten Räumlichkeiten im ers­ten und zweiten Obergeschoss des ehemaligen Wieserhauses anstellen sollte.

Dann kam Maria Bartholomäus ins Spiel. Die Pappenheimerin Mini Wurm hatte die 33-Jährige dem Stadt­rat als potenzielle Kandidatin für einen Weiterbetrieb ans Herz gelegt. Und im Stadtrat war man nicht abgeneigt, endlich eine Lösung zu finden, die das EHP zumindest zwischenzeitlich vom Eis bringt. Man beschloss, dass Bartholomäus bis Jahresende die neue Leiterin des Europäischen Hauses sein und in dieser Zeit etwa 20 Stunden pro Woche für die Einrichtung tätig sein soll. Zu Grzegas Zeiten hatte das EHP zweieinhalb Stellen. Fest angestellt ist Bartholomäus nicht, um ein aufwendiges Ausschreibungsverfahren zu umgehen. Die neue Leiterin arbeitet auf Rechnungsbasis.

Kulturtage organisiert

Die Vita der 33-Jährigen ist interessant und scheint gut zu ihrer neuen Einrichtung zu passen. Sie hat einen Bachelor und Master in Europastudien an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gemacht und promoviert derzeit in Französischer Literaturwissenschaft. Die Mutter zweier Kinder lebt auf dem Lohrmannshof und hatte bereits verschiedene Lehraufträge an der Uni Eichstätt. In der Altmühlstadt war sie im vergangenen Jahr auch verantwortlich für die Organisation der Eichstätter Kulturtage mit insgesamt mehr als 70 Veranstaltungen.

Ihr neuer Ansatz ist etwas pragmatischer als der von Grzega. „Es wird weiter den ein oder anderen Sprachkurs geben, aber ich will einen Schwerpunkt auf politische und kulturelle Bildung legen“, erklärte Maria Bartholomäus. Die in der Uckermark aufgewachsene Wissenschaftlerin will die Einrichtung zudem stärker auf die Region ausrichten und dafür sorgen, dass das Europäische Haus Pappenheim auch ein Treffpunkt für die Menschen wird und so den sozialen Zusammenhalt stärkt. Kooperationen mit Schulen und anderen Einrichtungen sind angedacht.

„Es ist nicht Sinn und Zweck des Europäischen Hauses, dass da nur eine Ausstellung in einem Raum steht, da muss Leben rein“, zeigte sich Bürgermeister Sinn von den neuen Bemühungen begeistert. Der Stadtrat habe das Projekt mit nur einer Gegenstimme mitgetragen, und nun habe man ein halbes Jahr Zeit, sich die Arbeit der neuen Leiterin anzusehen. Die könnte sich eine längere Beschäftigung in Pappenheim durchaus vorstelle, hat aber im Moment derart viel um die Ohren, dass sie gar keine Zeit hat, über die weitere Zukunft nachzudenken.

Am Samstag, 29. Juli, steht von 16.00 bis 18.00 Uhr erstmal die offizielle Wiedereröffnungsparty in lockerem Rahmen an. Und im August sind bereits drei Ferienangebote für Kinder mit europäischem Bezug geplant. Parallel läuft die Organisation weiterer Veranstaltungen für Herbst und Winter.

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