Das fränkische Schäufele im Voralpenland

19.6.2016, 13:15 Uhr
Das fränkische Schäufele im Voralpenland

© Wagner

Ihre sicheren Jobs im Strandhotel Seehof in Langlau am Kleinen Brombachsee haben die beiden aufgegeben, um im tiefen Süden Bayerns noch mal neu durchzustarten. Uwe Ellinger war stellvertretender Hotelchef, Britta Ellinger Leiterin der Patisserie. Bei einem Ausflug in das Tölzer Land, wo Uwe Ellinger einst das Kochhandwerk gelernt hatte, erfuhr er, dass der Gasthof „Post“ einen neuen Pächter sucht. Eine Gelegenheit.

Aber keine, die so ganz einfach zu greifen war. Denn die beiden Mittelfranken mussten erst noch den Großherzog von Luxembourg überzeugen. Dem gehört das Gasthaus nämlich. Das Staatsoberhaupt von Luxembourg verfügt in der Vorderriß über einen großen Forst. In regelmäßigen Abständen kehrt die herzogliche Familie auch im Gasthof „Post“ während ihrer Jagdausflüge ein. Mit Sachverstand und ihrer sympathischen Art haben die Ellingers Domänendirektor Albert Ludig, den Verwalter des Großherzogs, überzeugt. Das Vorhaben konnte Gestalt annehmen.

Das fränkische Schäufele im Voralpenland

© Wagner

Für die beiden Wirtsleute war das Traditionslokal „Gasthaus Post“ im Naturschutzgebiet Karwendel direkt an der berühmten Wanderroute zwischen München und Venedig genau richtig. Das Gasthaus hat seinen ganz eigenen Charme im typisch alpenländischen Baustil – mit ganz viel Holz: Die große Gaststube mit zwei kleinen Nebenzimmern bietet Platz für bis zu 60 Personen. Der große, sonnige Biergarten steht für rund 100 Besucher offen. Darüber hinaus bietet das Gasthaus sechs Gästezimmer, eine Ferienwohnung sowie ein Touristenlager für bis zu 18 Personen, das meist von Wanderern oder Fahrradfahrern belegt wird.

230 Kilometer sind es bis nach Hause in Oberhochstatt. Ein weiter Weg. Im Haus im Weißenburger Orts­teil wohnen nun die beiden Söhne im Alter von 19 und 21 Jahren zusammen mit der Oma. „Hier bleibt natürlich unsere eigentliche Heimat“, macht Britta Ellinger die anhaltende Verbindung ins Fränkische Seenland und in den Naturpark Altmühltal deutlich. Sie selbst kommt ursprünglich aus der Nähe von Karlsruhe. Kennengelernt habt sich das Ehepaar auf der MS Europa, auf der beide einige Jahre gearbeitet haben – Uwe als Koch, Britta als Konditormeisterin. Nachdem sie die ganze Welt gemeinsam gesehen haben, ließen sie sich 1994 im Elternhaus von Uwe in Oberhochstatt nieder und gründeten eine Familie.

Fränkische Küche in Tirol

Ihre fränkischen Wurzeln verheimlichen die beiden Wirte in Oberbayern keineswegs, sondern haben ganz gezielt eine fränkische Brotzeit oder Schäufele auf die Karte genommen. Koch Uwe Ellinger will so fränkische Genüsse ins bayerische Voralpenland bringen. „Die Oberbayern kennen das fränkische Schäufele eigentlich gar nicht so.“

Aber natürlich wissen auch die Oberbayern und die Touristen, die in den Gasthof kommen, was lecker ist. Anstrengend sei es schon, erklären die Wirtsleute. Gerade bei gutem Wetter seien der Biergarten durchgehend sehr gut besucht und auch die Zimmer komplett belegt. Aber dennoch: Wenn Britta und Uwe Ellinger von ihrer neuen Aufgabe erzählen, bekommen sie strahlende Augen.

Viele berühmte Persönlichkeiten waren bereits zu Gast in der Vorderriß. König Ludwig II. von Bayern verbrachte viel Zeit im Karwendelgebirge, genauso wie Prinzregent Luitpold. Von diesen Besuchen zeugen zahlreiche Bilder in der Gaststube der Ellingers. Viele weitere Persönlich­keiten gastierten ebenfalls bereits in der „Post“: Hansi Hinterseer, Arnold Schwarzenegger oder auch Magdalena Neuner. Allen voran ist aber Heimatdichter Ludwig Thoma zu nennen, der die ersten sechs Jahre seines Lebens in Vorderriß als Sohn des Oberförsters verbracht hat. „Letztens durften wir auch die Eltern von Fußballspieler Thomas Müller hier begrüßen. Viele Münchner nutzen die kurze Entfernung für Wochenendausflüge“, erzählt die Wirtin erfreut.

Vor Kurzem feierten die Ellingers ihre offizielle Eröffnung. Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte das Ehepaar zahlreiche Gäste aus ihrer alten und neuen Heimat – unter ihnen auch die Vertreter der Brauerei Ayinger und Albert Ludig als Stellvertreter des

Luxembourger Großherzogs. Nach dem offiziellen Bieranstich durfte natürlich ein klassisches fränkisches Brotzeitbuffet nicht fehlen, an dem auch der alteingesessene Oberbayer zur fränkischen Bratwurst griff. Der Genussimport hat somit schon einmal geklappt.

Natürlich vermissen die beiden ihr Zuhause in Oberhochstatt: „Besonders unsere Kinder und unsere Freunde fehlen uns hier“, sagt Britta Ellinger. „Allerdings bekommen wir hier sehr viel Besuch von zu Hause und sind selbst regelmäßig in unserer alten Heimat.“ Und irgendwann werden sie auch wieder ganz zurück nach Franken kommen, da sind sich beide ganz sicher. Doch erst mal genießen sie die Zeit als Wirtin und Wirt des Gasthofs „Post“ in Vorderriß.

2 Kommentare