Der Brombachsee muss Wasser lassen

3.8.2018, 19:46 Uhr
Momentan gibt der Große Brombachsee an der Überleitung hinter der Mandlesmühle 11000 Liter Wasser pro Sekunde in die darunterliegenden Flüsse ab. Das sind gut 70 Badewannen voll. Das letzte Mal wurde diese riesige Wassermenge im Jahr 1999 aus der Talsperre ausgeleitet.

© Wolfgang Dressler Momentan gibt der Große Brombachsee an der Überleitung hinter der Mandlesmühle 11000 Liter Wasser pro Sekunde in die darunterliegenden Flüsse ab. Das sind gut 70 Badewannen voll. Das letzte Mal wurde diese riesige Wassermenge im Jahr 1999 aus der Talsperre ausgeleitet.

Wie krass die Lage schon ist, lässt sich mit vielen Zahlen belegen. So fließen durch die Schwäbische Rezat bei Weißenburg derzeit nur zehn Liter pro Sekunde, erklärte Thomas Keller, Chef des Ansbacher Wasserwirtschaftsamtes, gestern auf einer Pressekonferenz in der Mandlesmühle. 86 Prozent des Wassers in dem langsam fließenden Fluss bestehen derzeit aus Abwasser, erklärte Keller. Weil die Weißenburger Kläranlage die einzige Kläranlage mit einer vierten Reinigungsstufe ist, die sogar Hormone ausfiltern kann, sei die Wasserqualität in der Rezat aber noch gut. Es gebe im Einzugsgebiet des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach zurzeit auch noch kein Fischsterben.

Das ist zum einen dem ausgeklügelten Überleitungssystem zu verdanken, das die ausbleibenden Regenfälle im Donaueinzugsgebiet ausgleichen soll. Altmühl- und Donauwasser werden auf zwei getrennten Wegen in das Regnitz-Main-Gebiet übergeleitet: über den Altmühlsee sowie den Kleinen und Großen Brombachsee und über den Main-Donau-Kanal und den Rothsee. Beide Systeme funktionieren unabhängig voneinander und ergänzen sich. Die primäre Aufgabe von Brombach-, Altmühl- und Rothsee ist es, für ausgeglichene Wasserverhältnisse im Freistaat zu sorgen. Die Überleitung läuft deshalb das ganze Jahr, betonte Keller – auch wenn es nicht trocken ist.

Die eigentliche Aufgabe

Dass durch die Stauseen gleichzeitig auch Urlaubsparadies geschaffen wurde, ist ein netter Nebeneffekt. Denn Hauptziel ist und bleibt die Verringerung der Wasserknappheit in Nordbayern, wo es zum einen viel weniger regnet als in Südbayern und zum anderen die sandsteinhaltigen Böden weniger Wasser binden können. Deshalb wird Donauwasser über den Main-Donau-Kanal nach Norden gepumpt, landet dann im Rothsee, wo es zunächst an die Kleine Roth und damit schließlich an Rednitz, Regnitz und Main abgegeben wird. Zudem wird Altmühl-Hochwasser abgeschöpft und im Altmühlsee gespeichert, bevor das Wasser über einen teilweise unterirdischen Kanal in den Brombachsee gelangt. Von dort kann es über den Brombach in die Schwäbische Rezat und somit wieder in Rednitz und Regnitz abgegeben werden.

Bei der gesamten Überleitung seien alle Gewässer gleichberechtigt, betonte Keller: „Wir dürfen keinen Fluss schädigen, um einen anderen aufzuwerten.“ Aus diesem Grund werden die unterschiedlichen Äste gewechselt: Ab einem bestimmten Wasserspiegel im Rothsee wird die Überleitung für den Rothsee zurückgefahren und erfolgt über den Brombachsee, der derzeit die maximal zulässige Wassermenge abgibt. Würde er noch mehr Wasser abgegeben, dann würden die unter dem Damm liegenden Flüsse überflutet werden, erklärte der Fachmann, für den der Klimawandel kein Hirngespinst ist, sondern Fakt. Zukünftig werde die Bedeutung der Überleitung deshalb noch größer.

Dass der Große Brombachsee im Frühjahr gut gefüllt war und der Pegel 409,5 Meter über Normalnull (NN) betrug, ist Keller zufolge ein Glücksfall. Denn trotz der anhaltenden Trockenperiode liegt der Pegel derzeit noch immer bei 409 Metern über NN.

Das bedeutet in der Praxis, dass der sinkende Wasserspiegel des Großen Brombachsees für Badegäste beispielsweise noch kaum merklich ist. Bis 406 Meter über NN sind die Uferstreifen aufgesandet. Der Wasserpegel kann also noch weitere drei Meter sinken, erst dann reichen die Sandstrände nicht mehr bis zur Wasserkante.

Kritisch für die Schifffahrt mit der MS Brombachsee wird es erst ab einem Pegel von 405 Metern: „Das wird dann knapp“, sagte Keller, der aber glaubt, dass es in den nächsten zwei bis drei Wochen keine Einschränkungen bei der Freizeitnutzung des Sees geben wird. Auch die Wassergüte sei dank der Investitionen, die die Kommunen bei ihren Kläranlagen getätigt haben, noch gut. Warum es im Altmühlsee und Kleinen Brombachsee auch heuer bereits wieder Blaualgen gab, lasse sich immer noch nicht eindeutig sagen. Das plötzliche Auftreten und Verschwinden der Blaualgen, die Bakterien sind, sei ein bundesweites Phänomen, deren Ausrottung man vermutlich nie in den Griff bekomme.

Der Kleine Rothsee bleibt von den wasserwirtschaftlichen Überleitungsmaßnahmen übrigens völlig unberührt. Die Vorsperre hat nach wie vor ihren normalen Wasserstand und bietet mit den Freizeitanlagen in Birkach und Grashof gute Bedingungen für Erholungsuchende und Badegäste. 

 

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