Ellingen: Weniger Arbeit, mehr Blütenpracht

10.8.2018, 06:00 Uhr
Ellingen: Weniger Arbeit, mehr Blütenpracht

© Privat

Das Mulchverbot, das merkt man sofort, liegt Krach am Herzen. Der Stopfenheimer ist im Nebenerwerb Bio-Landwirt und weiß, dass dort, wo gemulcht wird, Pflanzen nicht mehr ausblühen und nicht mehr aussamen können. In der Folge führt das dazu, dass Wildpflanzen und Wildkräuter teilweise ganz verschwinden. Zudem gelangt durch das gemulchte Gras ein  erhöhter Stickstoffeintrag in die Gewässer. Bei Starkregen können Abflüsse verstopft werden.

Ellingen: Weniger Arbeit, mehr Blütenpracht

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„Es ist Zeit umzudenken“, findet Krach, der alle Ellinger Stadträte überzeugen konnte, dass ein Straßengraben längst nicht so aufgeräumt aussehen muss wie ein Wohnzimmer. In Ellingen hat man sich deshalb auf den Versuch eingelassen, Flächen entlang der Wege und ein ganzes Jahr lang nicht mehr zu mulchen. Nur dort, wo es die Verkehrssicherheit erfordert, wird ein Streifen entlang der Straße weiterhin kurz gehalten.

Dass es dabei sogar einen Unterschied macht, mit welchem Werkzeug gemäht wird, hat Krach ebenfalls ausprobiert. Der früher weit verbreitete Balkenmäher ist für Pflanzen und Insekten weitaus schonender. Und dort, wo der Bewuchs ganz stehen bleiben darf, kann nach relativ kurzer Zeit beobachtet werden, dass Pflanzen wieder blühen und Nahrung für Bienen bieten können. Zudem verrottet das gemähte Gras viel langsamer, weshalb sich auch der Stickstoffeintrag in den Boden über einen längeren Zeit­raum erstreckt.

Nur Vorteile

Krachs Zwischenbilanz: „Bisher ist das Mulchverbot ein voller Erfolg. Wenn wir einfach nichts machen und die Natur beobachten, stellen wir fest, dass dauernd etwas auf unseren Flächen blüht. Und das ganz ohne Geld und Förderung.“

Neben den positiven Effekten für Flora und Fauna hat das Mulchverbot Krach zufolge aber auch Vorteile für die Stadt: Der Arbeitsaufwand für den städtischen Bauhof ist deutlich geringer und somit auch kostengünstiger. Vielleicht ja das schlagkräftigste Argument, um auch andere Kommunen anzuregen, ebenfalls über ein Mulchverbot nachzudenken.

Stefan Krach ist froh, dass die Stadträte und Bürgermeister Walter Hasl sein vorgeschlagenes Mulchverbot mitgetragen haben und ein erstes Ziel schon erreicht wurde: „Wir machen viel weniger und die Natur hat dennoch mehr.“ Denn wenn ungenutzte Grünflächen, Bankette, Regenrückhalteflächen, Ausgleichsflächen, Freiflächen-Solarparks und ökologische Vorrangflächen bis zum Oktober überhaupt nicht mehr gemulcht würden, entstünden ohne viel Aufwand „hektarweise Lebensräume für Insekten, Vögel und Niederwild“, ist Krach überzeugt. Der Agraringenieur betont, dass die Natur aus seiner Sicht vielerorts noch wilder sein dürfte: „Wir haben noch Luft nach oben.“

Fotos, die Krach dabei hat, belegen seine These: Die Bilder entstanden im Staatswald in der Stopfenheimer Flur und belegen eindrucksvoll, dass selbst dort die Wassergräben und Wegränder sauber gemulcht werden. Zu dem Slogan der Bayerischen Staatsforsten, „Nachhaltig wirtschaften“, will das nicht so ganz passen, findet Krach: „Da mach ich mir schon so meine Gedanken.“

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