Pappenheimer Heimat- und Geschichtsverein feierte

12.4.2017, 13:00 Uhr
Pappenheimer Heimat- und Geschichtsverein feierte

© Markus Steiner

Wie zum Beispiel vom Hausherrn Dekan Wolfgang Popp, der in seiner Begrüßung meinte: „Wenn es den Verein nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.“ Denn der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Pappenheim hat das kulturelle Leben der Stadt bereichert: mit insgesamt 186 Veranstaltungen in zehn Jahren. Und mit viel Engagement, betonte Popp, der sein Gemeindezentrum gerne für die Feierlichkeiten zur Verfügung stellte, weil auch das Dekanatsgebäude ein sehr geschichtsträchtiger Ort ist. Allein die dicken Deckenbalken im Festsaal ha­ben rund 800 Jahre auf dem Buckel.

Eine bewegte Geschichte

Dagegen steckt der HGV Pappenheim noch in den Kinderschuhen. Das merkte auch CSU-Landtagsabgeordneter Manuel Westphal in seinem Grußwort an: „Mit zehn Jahren hat man ja noch einiges vor im Leben . . .“

Auch der Politiker betonte, wie wichtig seiner Ansicht nach die Arbeit dieses Vereins ist: „Wer seine Geschichte nicht kennt, der kann seine Gegenwart nicht verstehen und seine Zukunft nicht gestalten.“ Geschichte sei immer auch Heimatgeschichte, und Pappenheim könne eine sehr bewegte Geschichte vorweisen, wie ja weithin auch durch das weltberühmte Zitat in Schillers Wallenstein („Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer“) bekannt sei. Für die Zukunft wünschte Westphal dem Verein „weiterhin viel Herzblut und Freude und Gottes Segen“.

Landratstellvertreter Peter Krauß, der frühere Bürgermeister von Pappenheim, ist überwiegend bei Jubiläen zu Gast, wenn das 100-, 125- oder 150-jährige Bestehen eines Vereins gefeiert wird. Dennoch kam er – auch wegen der möglichen Anreise zu Fuß – gerne zu der Geburtstagsfeier. Der Verein „um die umtriebige Vorsitzende Renate Prusakow und unser lebendes Archiv Hans Navratil“, sei zwar anfangs in Pappenheim noch belächelt worden, erinnerte sich Krauß.

Pappenheimer Heimat- und Geschichtsverein feierte

© Markus Steiner

Heute aber stehe fest, dass der Verein den Landkreis mit seinem großen Betätigungsfeld bereichere und auch viele Bürger von den Recherchen profitierten. So habe es auch manche Überraschung gegeben, als sich der HGV auf die Spuren der Pappenheimer begeben habe.

Im Anschluss stellte die Vereinsvorsitzende Renate Prusakow die neue Vereinschronik vor, die zum Jubiläum erschienen ist. Darsteller des Pappenheimer Theatervereins spielten Szenen der Pappenheimer Geschichte nach und erinnerten unter anderem an den früheren Bürgermeister Rukwid, nach dem in Pappenheim noch heute eine Straße benannt ist. Oder an Johannes Meyer, der als Autor von Büchern über die Geschichte der Büromaschinen weithin anerkannt war und an dessen Name noch heute mit einer Gedenktafel erinnert wird. Die Autorin und Dichterin Sophie Hoechstetter, die 1873 in Pappenheim geboren wurde und viele Gedichte und Romane verfasst hat, wurde von Anette Pappler dargestellt.

An die „Mohrentaufe“ erinnert

Natürlich durften in dem kurzen Stück auch der ehemalige Mesner und Chronist Johann Martin Zuttel nicht fehlen, der unter anderem über die denkwürdige „Mohrentaufe“ berichtete, die sich am 8. Juni 1873 tatsächlich in Pappenheim zugetragen soll und bei der der Mohr, den ein Nürnberger Kaufmann der Gräfin als Geschenk vermacht hatte, auf den Namen „Friedrich Ludwig Jamaika“ getauft wurde. Selbstredend musste auch an die vielen Affären von Fried­rich Ferdinand zu Pappenheim erin­nert werden, der angeblich insgesamt 42 Kinder gezeugt haben soll und sich deshalb auch den Vorwurf gefallen lassen musste, dass er alle seine Untertanen selbst gemacht habe. Ebenfalls kurz gestreift wurde die Frauenrechtlerin Bertha Kipfmüller. Die Pappenheimerin war bekanntlich die erste promovierte Frau in ganz Bayern.

Kulturreferentin Christa Seuberth, die Bürgermeister Uwe Sinn vertrat, erinnerte an die Anfänge des HGV, der sich drei ganze Jahre lang einmal pro Woche getroffen hatte, um Themen zu sammeln und mit großer Akribie jedes Haus in Pappenheim und dessen Geschichte erforscht hat. Inzwischen engagierten sich viele Pappenheimer in dem Verein, der als „zartes Pflänzchen“ begonnen hat und heute auch über die Stadtgrenzen hinaus wirkt und unter anderem die Geschichte der Pappenheimer Juden oder der Pappenheimer Reichserbmarschälle dokumentiert hat.

Die Recherchen führten die Pappenheimer nach, Cottbus, Cuxhaven, Stade, Gräfenthal oder Lützen. Eine Delegation aus Gräfenthal in Thüringen war extra zum Jubiläum gekommen und dokumentierte mit dem Besuch die gewachsene Freundschaft mit dem Heimat- und Geschichtsverein. Erst im März war eine Pappenheimer Abordnung in Gräfenthal zu Besuch gewesen.

Hans-Peter Zuttel aus Zürich, ein Nachfahre der Mesnerfamilie Zuttel, der schon zu vielen Veranstaltungen des Vereins aus der Schweiz angereist war, und Erika Lenk, ohne die es das Heimatmuseum nicht gäbe, wurden von Renate Prusakow zu neuen Ehrenmitgliedern ernannt.

Die Vorsitzende bekannte mit sichtlicher Freu­de: „Ich bin froh, dass die Geschichte lebt.“ Im Anschluss an den Festakt wurde im Gemeindehaus noch bei Häppchen und Sekt Geburtstag gefeiert und die eine oder andere Anekdote in Erinnerung gerufen.

Keine Kommentare