Waschbär geriet vor die Flinte

3.5.2017, 13:00 Uhr
Waschbär geriet vor die Flinte

© Jürgen Leykamm

Mit Widerspruch bezüglich der erstgenannten Umstellung war nicht zu rechnen, denn der Wunsch, die Hegeschau vorzuziehen, kam aus den Reihen der Mitglieder. Die Auszeichnung für die Erleger der Rehe mit den prächtigsten Geweihen auszuklammern, war da schon eher heikel. Doch eine solche nähmen andere Jagdvereine in der Regel ja auch nicht mehr vor, erläuterte Schweiniger im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ausschlaggebend für das Weglassen aber sei ein anderer Grund. Seit Langem werde bei den Versammlungen immer wieder für ein Selbstverständnis des Jägers als Erhalter einer ausgewogenen Tier- und Pflanzenwelt geworben – man wolle weg von einem Denken in Trophäen, die Änderung sei also nur konsequent, machte der Vorsitzende deutlich. Ein gesunder, der Kulturlandschaft angepasster Wild­bestand und das Vermeiden von Wildschäden nannte er in seiner Begrüßung als zwei Hauptziele der Hege.

Bei der Jagd selbst aber hätten die Weidmänner mit immer mehr Hindernissen zu kämpfen: Verschärfungen im Jagdrecht, das „Zerschneiden der Reviere“ und die gestörte Waldruhe nannte er als einige Beispiele. Letz­teres beklagte auch Landratstellvertreter Peter Krauß in seinem Grußwort. An manchen Stellen im Forst habe er auch als Spaziergänger „vor lauter Mountainbikes Schwierigkeiten zu laufen“.

Über das Ringen in Sachen Gesetzeslage wusste Landtagsabgeordneter Manuel Westphal ein Lied zu singen. So gelang es erst über den Umweg einer bayerischen Sonderregelung, den Einsatz von halbautomatischen Waffen bei der Jagd auch bundesweit weiterhin zu erlauben. Aber man brauche sich nicht entmutigen zu lassen, erklärte Schweininger, denn die Jagd sei schon immer unentbehrlich gewesen „und wird das auch bleiben“. Nicht zuletzt sorge man ja auch für schmackhaftes Wildbret und könne letztlich „zuversichtlich ins neue Jagdjahr starten“.

Große Herausforderung bleibe die hohe Wildschweinpopulation. Hier müsse die Kooperation mit den Jagdgenossenschaften verstärkt werden. Also mit jenen Organisationen, deren Mitglieder den Jägern die Wälder fürs Weidwerk zur Verfügung stellen. Mit revierübergreifenden Jagden könne das Problem wirksam angegangen werden. Das bestätigte auch Andreas Körner vom Fachausschuss des Bay­erischen Jagdverbands (BJV), zugleich zweiter Vorsitzender des Schwarzwild-Arbeitskreises Hoher Steigerwald.

Er empfahl in seinem Referat die Teilnahme am Schwarzwild-Monitoring namens „BJV digital“. Er warnte aber auch vor überzogenen Erwartungen: „Die Sauen werden immer noch vom Hochsitz aus geschossen – und nicht am PC.“ Trotzdem aber bringe die Datenvernetzung entscheidende Vorteile. Wildschäden, Sichtungen der Schwarzkittel und deren Abschüsse könnten allesamt in Echtzeit in das System eingespeist werden, was so Bewegungszyklen erkennen lasse.

Via Smartphone-App sei es mög-lich, die Daten überall einzugeben beziehungsweise gleich verfügbar zu haben. Somit ergäbe sich für die Jäger die Chance, noch vorausschauender ihr Weidwerk zu verrichten und „am richtigen Feld zu sitzen, bevor die Sauen kommen“. Es empfehle sich, virtuelle Bejagungsgemeinschaften zu bilden, revierübergreifende Drückjagden könnten so gerechter geplant werden.

Dass die Jäger aber auch jetzt schon ihre Hausaufgaben gut gemacht ha­ben, davon wusste Bernd Oster von der Unteren Jagdbehörde zu berichten. So sei bezüglich der Rehe nach vorläufiger Auswertung die Abschuss-planung in den Hegegemeinschaften der Jägervereinigung Weißenburg zu 95,57 Prozent erfüllt worden. Sorge bereitet allerdings bei den Wildschweinen der gefährliche Erreger der Aujeszkyschen Krankheit. Der Virus sei „ungefährlich für den Menschen, aber tödlich für den Hund“, für Jäger und ihre Jagdhunde also ein großes Problem.

Die intensive Bejagung der Schwarzkittel selbst werde Hauptaufgabe der Jäger bleiben, betonte Kreisjagdberater Oswald Bayer. Im Jagdjahr 2015/2016 erlegten die Mitglieder der Jägervereinigung Weißenburg 638 Wildschweine, die Tendenz ist allerdings sinkend. Was aber auch daran liegen könnte, dass die Population schon deutlich abgenommen hat, erhofft sich Bayer. 2 371 Rehe, 799 Füchse, 286 Feldhasen, 127 Dachse und drei Rebhühner stehen ebenso in der Bilanz. 653 Enten, zwölf Gänse sowie je ein Waschbär und eine Wildgans komplettieren sie.

„Leidenschaftliches Engagement“ bestätigte den Jägern bei der von den Weißenburger Jagdhornbläsern umrahmten und vom Hegering Langen­altheim ausgerichteten Hegeschau in seinem Grußwort Langenaltheims Bürgermeister Alfred Maderer, auch wenn das Weidwerk „durch einzelne Quertreiber und Unfallwild vermiest werde“. Lob gab es für die gute Kooperation mit der Forstverwaltung. Jürgen Stemmer als neuer Forstbereichschef des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg setzt ebenso darauf: „Ich hoffe auf einen guten Dialog“, bekundete er in seinem Grußwort.

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