Zwei ganz besondere Konzertabende in Weißenburg

2.10.2017, 15:00 Uhr
Zwei ganz besondere Konzertabende in Weißenburg

© Uwe Mühling

Was die sechs Damen und Herren eint, sind vor allem drei Dinge: Sie stammen allesamt aus Weißenburg und Umgebung; sie sind allesamt professionell ausgebildete Sängerinnen und Sänger, die auf vielen Bühnen zu Hause sind und Erfolge feiern; und sie sind allesamt ausgesprochene Könner ihres Fachs, wie sie nun mit ihrem vielfältigen und anspruchsvollen Programm aus Klassik, Musical und auch ein wenig Pop eindrucksvoll unter Beweis stellten.

In Natalia Elle und Jutta Pauer (beide aus Weißenburg) hatte das Gesangs-Sextett zwei glänzende Klavierbegleiterinnen, die maßgeblich zum Gelingen der beiden Konzerte beitrugen. Für den musikalischen Sahneklecks obendrauf sorgten zudem die „Special Guests“ von ALC, die mit drei eingängigen Songs und einem coolen Unplugged-Sound den zweiten Teil des Abends eröffneten. Die vorwiegend für Hip-Hop und Rap bekannte „All Liquor Clique“ aus Treuchtlingen und Weißenburg legte dabei auch die ihr eigene Selbstironie an den Tag: „Wir sind der Rohrspatz unter den Nachtigallen“, sagte Sänger Axel Becker.

Idee entstand in Bierlaune

„Es wird ein Heimatabend der besonderen Art“, hatte Moderator Uwe Ritzer zu Beginn versprochen. Und er sollte Recht behalten. Der Weißenburger Journalist hatte zusammen mit seinem Nachbarn und Freund, dem Musikerzieher und Chorleiter Gerhard Pöschl, die (richtig gute) Idee, gehabt, all diese über Deutschland verstreuten heimischen Künstler für ein Konzert zusammenzubringen. Entsprungen war das Ganze einer nächtlichen Bierlaune, was in den meisten Fällen eher dafür sorgt, dass nichts daraus wird.

Zwei ganz besondere Konzertabende in Weißenburg

© Uwe Mühling

Doch Pöschl und Ritzer hatten sich die Sache in den Kopf gesetzt und zogen sie mit viel Herzblut durch. Unterstützung bekamen sie von allen Mitwirkenden, von der Stadt Weißenburg und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, von der Volkshochschule (vhs), die als Veranstalter auftrat, von der Sparkassen-Kulturstiftung und von „The Technical Brothers“ aus Oberhochstatt, die für professionelle Licht- und Tontechnik sorgten.

Alles also hausgemacht aus Weißenburg und Umgebung, wobei Uwe Ritzer ausdrücklich allen Beteiligten dankte und sich freute, „mit welcher Begeisterung wir unterstützt wurden“. Er und sein Mitstreiter Gerhard Pöschl hätten anfangs nie gedacht, welch großes Interesse die „Nacht der schönen Stimmen“ auslösen würde. Die erste Vorstellung war binnen weniger Tage ausverkauft, beim Zusatzkonzert war es ähnlich. Die bereits gedruckten Plakate wurden zum Großteil gar nicht mehr aufgehängt, weil es ohnehin keine Tickets mehr gab. Aufgrund dieser riesigen Nachfrage war es schade, dass am ersten Abend mehrere Plätze leer blieben, weil einige vhs-Abonnenten den Termin nicht wahrnehmen konnten (oder wollten).

Das trübte den Gesamteindruck aber keineswegs. Unter der künstlerischen Leitung von Gerhard Pöschl konnten sich die sechs Gesangssolisten jene Werke aussuchen, die sie besonders gern singen. Dadurch war auch die eingangs erwähnte große Vielfalt mit Oper, Operette, Musical und mehr garantiert. Der aus Stopfenheim stammende und inzwischen in Köln lebende Manfred Bittner beeindruckte beispielsweise mit einem Lied aus Richard Wagners Tannhäuser: „O du mein holder Abendstern“. Thomas Hohenberger (Weimersheim, jetzt München) lieferte unter anderem eine wunderbare Interpretation von „Send in the Clowns“ aus dem Sondheim-Musical „A Little Night Music“. Die beiden Bass-Baritone, die man schon öfter bei Weißenburger Konzerten erleben durfte, zeigten einmal mehr ihre Extraklasse.

Das galt auch für Anke Hájková Endres (Sopran) und Heike Kohler (Alt). Die beiden aus Weißenburg stammenden Künstlerinnen traten in den vergangenen Jahren ebenfalls mehrfach in der Region auf. Welch herrliche Stimmen sie haben und wie gut sie harmonieren, demonstrierten sie mit dem „Blumenduett“ von Léo Delibes, einem der Höhepunkte des Abends. Ein weiteres tolles Duett lieferte die in Würzburg lebende Endres mit Rebekka Gruber und der berühmten „Barcarole“ aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach. Die Opernsängerin und Mezzosopranistin Rebekka Gruber stammt aus Kehl und gehörte zuletzt dem Chor der Dresdner Semperoper an. Sie brillierte – ebenso wie Kohler und Endres – auch bei ihren Soloauftritten mit hoher Qualität und Ausdrucksstärke. Alle zogen die Zuhörer in ihren Bann.

Die Jüngste im Bunde

Jüngste im Bunde und sozusagen die Newcomerin des Abends war Cosima Schneider (Weißenburg). Sie ist vor allem im Musicalfach zu Hause. Vor Kurzem hat sie an der Stage School in Hamburg in diesem Genre ihre Ausbildung absolviert. Im Kulturzentrum zeigte sie unter anderem mit „And all that Jazz“ oder mit Christina Perris Tophit „Jar of Hearts“, was sie alles drauf hat: Gesang, Tanz und auch eigene Klavierbegleitung.

Alle Stücke einzeln aufzuführen würde den Rahmen natürlich sprengen. Auch die recht beeindruckenden Biografien der Künstler haben wir ganz bewusst schon vorab in unserer Samstagsausgabe ausführlich dargestellt. Nach den Konzerten lässt sich nun festhalten, dass alle Vorschuss-Lorbeeren vollauf gerechtfertigt waren und dass die Sängerinnen, Sänger, Klavierbegleiterinnen und nicht zuletzt die Jungs von ALC bestens für die abwechslungsreichen Konzerte zusammenpassten. Ganz sympathisch kam das beim gemeinsamen Abschluss mit einem Ohrwurm rüber: dem Menuett und dem Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt“ (Offenbach). Riesen-applaus! Und: gerne wieder!

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