Amtskette aus Weißenburg in Mecklenburg-Vorpommern

23.3.2019, 06:00 Uhr
Amtskette aus Weißenburg in Mecklenburg-Vorpommern

© Rainer Heubeck

Es war eine langwierige und filigrane Arbeit. Über Tage und Wochen hinweg schmiedete, goss, sägte, feilte, schabte und polierte die Weißenburgerin mehrere Stunden an den einzelnen Teilen. Unter Lupe und speziellem Licht entstanden aus Silber und Edelstahl kaum briefmarkengroße Miniaturen von zwölf Friedländer Wahr­zeichen wie Wiekhaus, Anklamer Tor, Fangelturm oder Barockkirche sowie die Gründungszahlen der zwölf Ortsteile. Die kleinen Darstellungen wurden in die aus Silber bestehenden Kettenglieder eingelegt und auf Hochglanz poliert. „Das war eine reine Geduldsarbeit“, konstatiert sie mit Blick auf die insgesamt 24 aufwendig gestalteten Teile der rund 400 Gramm schweren Kette.

Als Verbindungsglied trägt ein Stierkopf – er ist das Wahrzeichen Friedlands – den eigentlichen Anhänger. „Da hab’ ich lange überlegt, ob ich den Stierkopf und das Stadtwappen in moderner oder klassischer Technik ausführe“, umschreibt Gunda Aßmus auf die Herausforderung. Letztlich kombinierte sie neue und alte Technik, Handarbeit und Digital. Den Stierkopf schnitzte sie ganz klassisch aus Wachs, der dann in eine Gießform umgewandelt wurde. Für das Stadtwappen, das die beiden brandenburgischen Markgrafen Otto III. und Johann I. als Stadtgründer zeigt, wurde die Zeichnung in eine digitale Grafik umgewandelt und mit einem 3D-Drucker ausgedruckt. Dieses Wappen in Kunststoff war dann die Basis für die eigentliche Gießform. 

Amtskette aus Weißenburg in Mecklenburg-Vorpommern

© Rainer Heubeck

Auf gut 1000 Grad Celsius erhitzt, wurde dann Silber in die Formen gegossen. Die zwei Rohlinge „mussten dann verputzt werden“, so der Fachjargon der Goldschmiede fürs Entgraten und Nacharbeiten. Beim Stadtwappen in rot, blau, gelb und weiß war die Frage: Emaille oder Lack. Gunda Aßmus entschied sich für Letzteren, denn „der platzt nicht nach einiger Zeit ab wie das Emaille“. Derartige Schäden sind nur mit großem Aufwand wieder zu reparieren. „Da ist man mit Lack auf der sicheren Seite“, weiß sie aus Erfahrung.

„Derbleckender“ Stierkopf

Der kleine Stierkopf trägt auf Zeichnungen eine güldene Krone und streckt die rote Zunge heraus – entsprechend wurde Gold und für die Zunge Kupfer verwendet. Die lugt nun wie beim „Derblecken“ aus dem Ochsenmaul – ein augenzwinkernd-witziges Detail einer sonst anmutigen Amtskette.

Nach rund 400 Stunden Arbeit war das Prunkstück fertig und wurde vor kurzem ausgeliefert – pünktlich zur und als einer der Höhepunkte der 775-Jahr-Feier in Friedland. Gunda Aßmus legte dem Bürgermeis­ter Wilfried Block die Amtskette persönlich das erste Mal um den Hals. Fixiert wird die Kette hinten am Kragen mit einer kleinen Spange, die auch als Krawattennadel getragen werden kann. „Das war mein Beitrag zum Stadt­jubiläum und eine kleine Dreingabe zum Auftrag“ lächelt sie. Finanziert wurde die Amtskette rein über Spenden – das Insignum für das Bürgermeisteramt sollte den Stadtsäckel nicht belasten, so die Vorgabe der Stadtverordnetenversammlung.

Dass die Kette gut ankam beim amtierenden Rathaus­chef, zeigt ein Schreiben, das schon kurz nach dem Festakt im Briefkasten lag. „Vielen Dank für Ihr Engagement bei der Anfertigung und die gute Zusammenarbeit“, schrieb Bürger­meister Block. „Die Übergabe der Bürgermeisterkette aus Ihren und den Händen des Stadtpräsidenten war schon etwas Besonderes und ein Höhepunkt des Abends.“ Und der Schlusspunkt unter zwei­einhalb Jahren Entwürfen, Reinzeichnungen und wochen­langen Filigranarbeiten.

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