Angehende Ärzte werden umworben

15.12.2018, 06:00 Uhr
Angehende Ärzte werden umworben

© Philipp Flury/pixelio.de

Auch Landrat Gerhard Wägemann befand: „Da kann sich unser Landkreis wirklich sehen lassen, was hier alles passiert.“ Am bekanntesten in der Öffentlichkeit ist sicher die medizinische Ferienakademie. Im Sommer wird eine Gruppe Medizinstudenten eingeladen. Die jungen Leute erwartet dann ein Programm mit zahlreichen Fortbildungen, aber auch mit etlichen Freizeitaktivitäten. Sie sollen als Botschaft mitnehmen, dass man auch auf dem flachen Land als Arzt fachlich gefordert wird und welche Vorteile es hat, in der Schnittstelle der Ferien­regionen Fränkisches Seenland und Naturpark Altmühltal zu wohnen.

Das Konzept hat Altmühlfranken an den medizinischen Fakultäten in Bayern und darüber hinaus bekannt gemacht, ist Hausen überzeugt. Und es funktioniert, wie sie anhand einer Umfrage belegen konnte. Die meisten Teilnehmer konnten sich gut vorstellen, hier ein Praktikum, ihr praktisches Jahr oder eine Weiterbildung zu absolvieren, und immerhin sechs der zwölf Studierenden ziehen es sogar in Betracht, sich hier niederzulassen.

Darüber hinaus hat die Ferienakademie aus Sicht Hausens die Zusammenarbeit der Ärzte in der Region verbessert und sie war auch ein gewichtiges Argument, mit dem der Landkreis beim BeLa-Programm punkten konn­te. Dahinter verbirgt sich die „Beste Landpartie“, gemeint ist ein Förderprogramm für angehende Ärzte in Zusammenarbeit mit der Uniklinik in Erlangen, das – wenn auch mit einer anderen Vorgehensweise – ebenfalls die Vorzüge des Daseins als Arzt in ländlichen Regionen aufzeigen will. Unter anderem bekommen die Teilnehmer eine monatliche finanzielle Unterstützung.

Von Wohnungssuche bis Stipendium

Den Studierenden soll es möglichst einfach gemacht werden, nach Weißenburg-Gunzenhausen zu kommen. Es gibt eine eigene Internetseite mit Aus- und Weiterbildungsangeboten. Man hilft bei der Suche nach einer Wohnung oder stellt den Kontakt zur Berufsberatung her, damit auch der Partner einen Job in der Region findet. Darüber hinaus gibt es noch die Klinikstudenten, die ein Stipendium erhalten, wenn sie sich verpflichten, einen bestimmten Teil ihrer Weiterbildung in Altmühlfranken zu absolvieren, ergänzte Klinikvorstand Jürgen Winter. Das läuft seit 2012 und sorgt beispielsweise dafür, dass jedes Jahr zwei ehemalige Studenten ihren Dienst als Assistenzärzte am Klinikum Altmühlfranken antreten. Winter ist auch überzeugt, dass die Weiterbildungsmöglichkeiten am Klinikum ganz wichtig sind, um Nachwuchs für die niedergelassenen Ärzte in die Region zu holen.

„Immer schwieriger“

„Es wird immer schwieriger, gute Ärzte zu gewinnen“, machte Winter deutlich. Deshalb seien alle Maßnahmen erforderlich, damit man gerade als ländliche Region nicht abgehängt wird. Das zeigt auch eine Umfrage, die die Geschäftsstelle der Gesundheits­region durchgeführt hat. 77 niedergelassene Ärzte und 21 Klinikärzte beteiligten sich. Immerhin ein Drittel der niedergelassenen Ärzte gab an, in den nächsten fünf Jahren die eigene Praxis abgeben zu wollen. Und Theresa Hausen ist überzeugt, dass die tatsächliche Zahl noch größer ist. „Das muss man ernst nehmen.“ Denn weniger als die Hälfte von ihnen hatte bei der Suche nach einem Nachfolger bislang Erfolg.

Hinzu kommt, dass auch die fertig ausgebildeten Mediziner nicht unbedingt gleich mit einer eigenen Praxis selbstständig sein wollen. Vielmehr geht der Trend bundesweit in die Richtung, sich erst einmal anstellen zu lassen. Weitere Entwicklungen, wie die Zunahme von Teilzeitbeschäftigungen auch bei den Ärzten, sorgen dafür, dass noch mehr Mediziner benötigt werden.

Erfreulicher ist hingegen die Situation in der Pflege in den beiden Kreiskliniken. Die beiden Schulen in Weißenburg und Gunzenhausen bilden regelmäßig Fachkräfte aus, die gerne hier bleiben. Entgegen der landläufigen Meinung ist dieser Beruf auch finanziell interessant, findet Jürgen Winter: Die Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr liegt bereits bei über 1000 Euro. Das Einstiegs­gehalt nach dem Abschluss beträgt ohne Zuschläge gut 2700 Euro. Und als 45-jährige Pflegefachkraft könne man mit Zuschlägen durchaus auf 3400 Euro Gehalt kommen.

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