Ärger am Weißenburger Marktplatz

1.7.2018, 13:23 Uhr
Ärger am Weißenburger Marktplatz

© Jan Stephan

CSU-Stadträtin Sabine Käsberger hatte das Thema eine Sitzung zuvor aufs Tapet gebracht. Sie beklagte, dass der Marktplatz zum Fußball-Stadion verkommen sei, Jugendgruppen ihn  für Fahrrad-Stunts nutzen und Müll in rauen Mengen hinterließen. OB Jürgen Schröppel teilte nun mit, dass die Stadt ab 1. Juli direkt Zugriff auf den Wlan-Hotspot habe und ihn beliebig ein- und abschalten könnte. Er halte eine Abschaltung ab 21 Uhr für zielführend.

Jugendgruppen halten sich nach Aussagen von Gerwerbetreibenden und Anwohnern seit einigen Monaten verstärkt auch abends auf dem Marktplatz auf, um dort laut Musik zu hören und Videos downzuloaden. Dazu würden sie das Wlan genauso nutzen wie für langwierige Anrufe über das Netz, so Käsberger. „Das ist ein Problem, das man auch in anderen Städten hat, wo es den freien Wlan-Zugang gibt.“

Die CSU-Stadträtin stellte in der jüngsten Stadtratssitzung klar, dass 
es nicht darum gehe, eine Bevölkerungsgruppe an den Pranger zu stellen. „Das sind nicht nur Flüchtlinge, ich weiß nicht mal, ob da welche dabei sind, die sprechen jedenfalls alle sehr gut Deutsch. Da sind alle dabei, Deutsche, Türken, Jugendliche mit Migrationshintergrund . . .“ Sie antwortete damit auf die jüngsten Reaktionen auf ihre Kritik. So habe ihr das Kreis­jugendamt mitgeteilt, dass es in südlichen Ländern üblich sei, abends draußen zu sitzen, und Weißenburg hilft habe sich erkundigt, um welche Flüchtlinge es genau gehe.

Vor allem Jugendliche

Im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigten weitere Geschäftsleute am Marktplatz, dass es Probleme gebe. „Die ältere Generation sehe ich hier nicht mehr viel“, sagt Piazza-Europa-Wirt Stilianos Zafiriu. Die Gruppen Jugendlicher, die sich hier immer mehr aufhielten, könnten manchen Senioren vertrieben haben, meint der langjährige Weißenburger Gastronom. „Der Marktplatz ist kein Spielplatz. Das muss klar sein, aber er ist natürlich auch ein öffentlicher Platz. Ich finde, es gibt hier nicht nur rechts oder links.“ Die Gruppen von Jugendlichen seien ein Problem, aber es handle sich nicht um Kriminelle, sondern um übermütige Pubertierende, die in den Griff zu bekommen seien, meint Zafiriu. 

Gabi Beierlein vom Blumenladen auf der anderen Seite des Marktplatzes bemüht sich ebenfalls um Verständnis, ist aber etwas entnervt. „Ich möchte einfach nicht mehr der Hausmeister für den Marktplatz sein“, stellt sie fest. „Jeden Tag räumen wir den Müll weg, und es sieht auf dem Marktplatz wirklich regelmäßig versifft aus.“ Die Jugendlichen würden massenweise Müll hinterlassen, Chips­tüten, Dosen von Energydrinks und Ähnliches mehr.

Dabei will Beierlein nicht alle über einen Kamm scheren. „Wir haben da ein paar Mädels aus Syrien und Afghanistan, die kommen immer und fragen, ob sie was helfen können, die gehören schon fest zum Marktplatz­leben dazu.“ Sie finde es auch schön, wenn sich was auf dem Marktplatz rührt und dort abends noch Betrieb ist, aber das Verhalten mancher Jugendlicher gehe einfach nicht. Bälle würden in Cafés geschossen, Ausstellungsstücke vollgekritzelt und die Eingänge von Geschäften als Sitz­gelegenheiten benutzt. 

Sabine Käsberger bedankte sich in der Stadtratssitzung bei Oberbürgermeister Schröppel, dass er sich dieses Themas nun angenommen habe, aber sie machte gegenüber unserer Zeitung auch klar, dass man das längerfristig im Auge haben werde. Sie würde sich auch wünschen, dass die Polizei vermehrt Präsenz zeige. „Die sollten mal die Jugendlichen ansprechen, dass die ihren Müll nicht einfach liegen lassen“, stimmt Gabi Beierlein zu. Hilfreich könnte es im Übrigen auch sein, wenn die Stadtreinigung etwas öfter und genauer den Marktplatz säubere.
 

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