Ärger über Rattenplage in Weißenburger Kleingarten

3.11.2018, 13:59 Uhr
Munteres Treiben: Die Ratten fühlen sich in dem Gartengrundstück „Am Rieb“ in Weißenburg sichtlich wohl.

© Markus Steiner Munteres Treiben: Die Ratten fühlen sich in dem Gartengrundstück „Am Rieb“ in Weißenburg sichtlich wohl.

Richter schätzt, dass in dem Gartengrundstück am Ried zwischen 100 bis 150 Ratten hausen, die sich weiterhin rasend vermehren und sich vermutlich eines Tages auch außerhalb des Grundstücks ausbreiten. "Ich bin richtig sauer, dass nichts gegen die Plage unternommen wird", entrüstet sich Richter. "Ich frage mich, was wäre, wenn hier ein Stadtrat oder der Oberbürgermeister wohnen wür­de..." Weder das Landratsamt noch die Weißenburger Stadtverwaltung fühlten sich nach Richters Aussagen für die Rattenplage zuständig. Deshalb hat sich der besorgte Anwohner jetzt an das Weißenburger Tagblatt gewandt.

Sorge um die Gesundheit

So wie schon vor mehr als drei Jahren Richters Nachbarin. Auch die meldete sich damals bei der Zeitung, weil auch ihre Nerven blank lagen. Die Kehlerin wohnt nur rund 200 Meter von dem Kleingarten entfernt und machte sich wegen der Ratten Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder. Auch sie hatte Gesundheitsamt und das Ordnungsamt der Stadt informiert. Doch passiert sei damals nichts. Von Behördenseite habe es immer nur geheißen: "Da kann man nichts machen."

Diese Auffassung vertritt offenbar nach wie vor Carl-Heinrich Hinterleitner, der Leiter des Gesundheitsamtes am Landratsamt. Der Mediziner schließt aus, dass von den Ratten eine größere Gesundheitsgefahr ausgeht: "Seitdem die Pest ausgerottet ist, ist nicht davon auszugehen, dass die Ratten Krankheiten übertragen." Zumindest keine schwerwiegenden. Der Behörde seien deshalb, was die Rattenbekämpfung anbelangt, die Hände gebunden. Der Grundstückseigentümer müsse sich selbst um das Problem kümmern und beispielsweise Giftköder auslegen oder den Ratten die Nahrungsquelle entziehen. Hinterleitners Ansicht nach seien die Ratten ohnehin eher "Sache der Stadt".

Die Kehler Anwohner sehen das nicht ganz so entspannt. Richter und seine Nachbarn fürchten, dass die Ratten durchaus Krankheiten wie Salmonellen, Rattenbandwurm, Borreliose oder das Hantavirus übertragen könnten und multiresistente Keime in sich tragen und irgendwann auch in ihren Gärten ihr Unwesen treiben. "Seuchen wie diese kenne ich nur aus dem Mit­telalter. Und die Stadt sieht sich das schon über Jahre hinweg fast tatenlos an", grämt er sich und wurde aus diesem Grund auch schon bei Oberbürgermeister Jürgen Schröppel in der Bürgersprechstunde vorstellig.

Das Stadtoberhaupt nimmt das Problem durchaus ernst, versicherte er uns, gibt aber eines zu bedenken: "Wir können nur im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben agieren." Daher kön­ne man das Grundstück nicht einfach "zwangsräumen lassen". Im Wesentlichen sei die Rattenüberpopulation mit der Taubenüberpopulation zu vergleichen: "Nur die Tauben haben ein wesentlich besseres Image."

Gemeinsamer Termin

Weil Schröppel die Sorgen der Bürger gut nachvollziehen könne, soll es in der kommenden Woche einen gemeinsamen Termin mit dem Veterinäramt des Landratsamtes geben, sagte der Oberbürgermeister dem Weißenburger Tagblatt. Auch er hält im vorliegenden Fall die reichhaltige Futterquelle vermutlich für das Hauptproblem. Denn die Ratten könnten sich ungeniert am Futternapf des Geflügels bedienen. Das Veterinäramt habe Schröppel zufolge aber mitgeteilt, dass an der Tierhaltung nichts zu beanstanden sei.

Sollte sich das Problem, das seit drei Jahren schwelt, nicht beheben lassen, dann überlegt sich die Stadt offenbar weitere Schritte, über die aber noch nicht öffentlich gesprochen werden soll. Rechtsdirektor Heiko Stefke zufolge gebe es noch Rechtsmittel, die man noch nicht ausgeschöpft habe, sollte es mit dem Veterinäramt zu keiner Lösung kommen. Oberbürgermeis­ter Schröppel ist allerdings zuversichtlich, dass sich schon bald etwas tut: "Wir sind bemüht, die Sache dort in den Griff zu bekommen."

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