Ausstellung der Drechselfreunde Franken

31.7.2014, 07:52 Uhr
Ausstellung der Drechselfreunde Franken

© Leykamm

Der Drechsler als Handwerker übt einen aussterbenden Beruf aus, wo­rauf Gerhard Staudacher aus Eschenbach (Gemeinde Pommelsbrunn) als Kopf der Drechselfreunde in seiner Begrüßung bei der Vernissage am Dienstagabend verwies. In ganz Deutschland gäbe es laut aktueller IHK-Auskunft gerade einmal noch zwei Lehrlinge. Der 16-jährige Niklas Dettke aus Weißenburg gehört zwar nicht dazu, beginnt aber im September eine Ausbildung zum Schreiner. Auch ist er Teil jenes losen Zusam­menschlusses, der sich dem künstle­rischen Umgang mit dem Holz an der Drehbank verschrieben hat.

Hier gilt als er hoffnungsvolles Nachwuchstalent, was er an der Vernissage eindrucksvoll unter Beweis stellte. Er führte nämlich die sogenannte „Fadendrechselei“ vor. Dabei entstehen aus einem Stück fantasievolle Kunstwerke, die schon mal meterlang und länger werden können. Das Besondere dabei: An einigen Stellen schrumpft der Durchmesser auf wenige Millimeter zusammen. Für den Mann an der Drehbank eine echte Herausforderung. Zu Hilfe kommen ihm sogenannte Faden-Lünetten, die verhindern sollen, dass das Werk entzweibricht.

Zweiter Lokalmatador ist Gerhard Winter aus Oberhochstatt, der beim Organisieren der Veranstaltung alle Hände voll zu tun hatte. Von ihm sind an der Ausstellung unter anderem auch kunstvoll bearbeitete Wurzelstöcke zu sehen.

Dettke wiederum fährt zweigleisig, und so gibt es von ihm nicht nur Kunstwerke zu bestaunen, sondern an seinem Stand auch Produkte der Gebrauchsdrechselei wie Flaschenöffner und Kartoffelschäler zu erwerben. Damit stehen seine Exponate zugleich beispielhaft für die Ausstellung, die die gesamte Breite des Handwerks abdeckt.

Seine Anfänge nahm das Drechseln im Ägypten des Altertums, im Mittelalter fanden dann Könige Gefallen daran, Drechsler für sich am Hofe arbeiten zu lassen. Vom Hochadel schwappte die Faszination dann in die bürgerliche Welt über. Unter anderen avancierte Nürnberg zu einer großen Hochburg dieses Handwerks.

Heute ist es weitgehend von der Computertechnik CNC abgelöst worden. 2005 fanden sich dann bei einem Holzbearbeitungsforum in Weiden ein halbes Dutzend fränkischer Drechselfreunde zusammen und gründeten jene Gruppe, die heute aus 50 Mitglieder besteht. Einmal wöchentlich kommen sie aus einem Gebiet, das vom Untermain über die nördliche Oberpfalz bis eben nach Weißenburg reicht sowie nach Gräfenberg, wo ein Schreinermeister aus den eigenen Reihen seine Werkstatt fürs gemeinsame Hobby zur Verfügung stellt. Bezüglich der Berufsbilder und Altersklassen sei die Gruppe gut durchmischt, so Staudacher.

Außerdem habe man sowohl Anfänger als auch Profis dabei. „Jeder ist herzlich eingeladen!“, rief er zur Vernissage in die Runde. Oft wird die Gruppe bereits von Schreinern angefragt, wenn es da­rum geht, Möbelfüße anzufertigen. Auch bei Restaurationen zieht man die Freunde gern hinzu.

Breit gefächert ist auch das Spektrum an Exponaten in Weißenburg. Kunstvolle Würfel, deren Seitenmitten in ein trichterförmiges Loch stürzen, sind ebenso zu sehen wie En­gel, Kreisel oder Blumen und natürlich auch Schalen und Gefäße aus Holz. Standesgemäß sorgten mit den Weiboldshausener Alphornbläsern auch Musiker mit Holzblasinstrumenten für die passende Umrahmung der Vernissage.

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