Bauern gegen Bürger

8.2.2018, 06:00 Uhr
Bauern gegen Bürger

© Markus Steiner

Die Mehrheit des Umweltausschusses beschloss am Ende einer langen Auseinandersetzung, dass auf landkreiseigenen Flächen in Zukunft we­der glyphosathaltige Pestizide noch sogenannte Neonicotinoide verwendet werden dürfen. Nur drei Kreisräte lehnten das ab – allesamt Landwirte aus der CSU-Fraktion, die einiger­maßen genervt waren von der Diskussion. Noch genervter wären sie wohl gewesen, hätten sie gehört, wie auf der Gegenseite ihre Ablehnung kommentiert wurde. „Wo die Vernunft nicht waltet“, murmelte es da im Kreise der Pestizid-Ablehner.

Die Diskussion im Umweltausschuss zeigte ganz gut, wie im Moment das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und besorgten Bürgern ist: angespannt bis schwer gereizt. Die Dis­kussion im Umweltausschuss war eine eher akademische, aber dennoch ausreichend, um sich ein wenig in die Haare zu bekommen. Inhaltlich ging es schließlich um drei Hektar Acker, die man an zwei Landwirte verpachtet hatte. Auf den restlichen kreisei­genen Flächen verzichte man bereits seit mehr als einem Jahrzehnt darauf zu spritzen. Sieht man von wenigen Ausnahmen ab, wie etwa dem für Menschen gefährlichen Eichenprozessionsspinner.

Umstrittener Vergleich

Der Indernbucher Landwirt Helmut Rottler gab in der Sitzung die Stimme der Landwirtschaft und beklagte sich bitter über das Dauerfeuer auf die Bauern. „Man kann nur hoffen, dass die Ärzte nicht mal genauso in eine Ecke gestellt werden, weil wir machen nämlich nichts anderes als die. Wenn der Acker krank ist, dann behandeln wir ihn mit Glyphosat“, so Rottler. Ein zumindest umstrittener Vergleich. Wenn man sämtlichen Pestizideinsatz verbiete, dann sei die Landwirtschaft irgendwann tot.

Rottler erhielt in der Sitzung Beistand von ungeahnter Seite. Klaus Fackler (Freie Wähler) sprang Rottler in einigen Punkten bei. Die Diskussion sei in Sachen Glyphosat wenig faktengesteuert. Er betreibe im Nebenerwerb auf 50 Hektar Bio-Landwirtschaft ohne Pestizideinsatz und sei also nicht verdächtig, Lobbyist von Monsanto zu sein, aber mit Glyphosat könne man zurechtkommen, so die Meinung Fack­lers. Zumindest wenn man es nur dann einsetze, wenn es wirklich nötig sei.

Gefährlicher als Glyphosat seien die Neonicotinoide, die als Hauptverantwortliche für das dramatische Insektensterben in den vergangenen Jahrzehnten gelten. Das sah auch Grünen-Kreisrat Max Hetzner so, der sich da­für aussprach, die Neonicotinoide zu verbieten, wie es unter anderem auch ein Antrag der SPD-Fraktion gefordert hatte. Deshalb wollten SPD, Grüne und Linke auch nicht auf Landrat Gerhard Wägemanns (CSU) Kompromissvorschlag eingehen und sich mit dem Verbot von glyphosat­haltigen Pestiziden begnügen. Es sei wichtig, in der Öffentlichkeit Zeichen zu setzen, stellte Hetzner fest.

Gift im Garten

Das brachte Helmut Rottler in Rage: „Das macht mich traurig, wenn Anträge nur gestellt werden, um öffentliches Aufsehen zu erregen. In Deutschland ist schon vieles verboten, weil man nur nach der Öffentlichkeit gehandelt hat.“ „Manchmal bestimmt eben auch die Öffentlichkeit die Tagesordnung“, kommentierte Kreisrat Erkan Dinar Rottlers Bemerkung.

Der hatte zuvor bereits darauf verwiesen, dass die Landwirtschaft seit Jahren den Einsatz von Glyphosat erheblich reduziere. 2012 seien es noch 5 900 Tonnen reiner Wirkstoff gewesen, 2017 nur noch 2 700 Tonnen. Im gleichen Zeitraum sei der Verbrauch etwa bei der Deutschen Bahn (75 Tonnen) und in den Privathaushalten (100 Tonnen) erheblich gestiegen. Der Antrag der Grünen sei nicht als Attacke auf die Landwirtschaft gedacht gewesen, stellte Hetzner fest. „Wenn man es umrechnet, was da pro Quadratmeter an Gift in Privatgärten ausgeschüttet wird, dann ist das unglaublich“, gab der Grünen-Kreisrat ihm recht.

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