Bayernweit einmalige Ausbildung in Weißenburg

15.2.2017, 12:00 Uhr
Bayernweit einmalige Ausbildung in Weißenburg

© Markus Steiner

Heike Wolf wird für ihre Ausbildung von ihrem Arbeitgeber voll und ganz unterstützt, erzählte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Für die gelernte Frisörin ist das Praxisstudium eine tolle Chance in ihrem Beruf einen Meisterbrief zu erwerben, der nachweist, dass sie vertiefte Kenntnisse hat – obwohl sie keine einschlägigen Vorkenntnisse durch eine Lehre hatte, wie ihre Kollegen, die bis auf eine Ausnahme Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuk sind und einen Gesellenbrief in der Tasche haben.

In der heutigen Zeit, in der akademische und berufliche Ausbildung sich immer weiter annähern und verzahnen und die Durchlässigkeit immer größer wird, spielt auch das lebenslange Lernen einen immer größere Rolle, betonte auch Gerhard Wägemann in seinem Grußwort. Der Landrat von Weißenburg-Gunzenhausen beglückwünschte die acht neuen Meis-terschüler zu ihrer Entscheidung: „Sie können versichert sein, dass Ihnen im Studien- und Technologiezentrum die besten Bedingungen geboten werden.“

Lebenslanges Lernen

Landrat Wägemann freut sich in seiner Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates der TSZ Weißenburg GmbH – der verantwortlichen Eigentümerin des „Kunststoffcampus Bayern, Technologie- und Studienzentrum Weißenburg“ – über die Ansiedlung der beruflichen Weiterbildung zum Industriemeister Kunststoff und Kautschuk: „Diese Kooperation der verschiedenen Bildungsträger wird uns in die Lage versetzen, am Standort Weißenburg unter dem Aspekt des lebenslangen Lernens sämtliche Fort- und Weiterbildungsbedarfe insbesondere im Bereich der Kunststofftechnologie – aber auch darüber hinaus, was das Management von kleinen und mittelständischen Industrieunternehmen betrifft – fachlich abzudecken.“ Damit leiste der Campus einen entscheidenden Beitrag zur Innovationsfähigkeit sowie zur Fachkräftesicherung in der Kunststoffbranche sowie in weiteren regionalen Branchen.

Im Kompetenzzentrum in Weißenburg sind schulische, berufliche und akademische Abschlüsse im technisch-gewerblichen Bereich sowie Managementqualifikationen vereint, die allesamt verzahnt sind. Wer sich weiter entwickeln und zum Beispiel nach dem Meister noch einen Bachelor oder Master anschließen möchte, kann mit abgestimmten Übergängen, die erworbenes Wissen anrechnen, Studienzeiten verkürzen.

„Die Bildungsinitiative schafft beste Voraussetzungen, um die Anforderungen von ,Industrie 4.0’ zu meistern, die übergreifendes technologisches und betriebswirtschaftliches Verständnis sowie ganzheitliches Prozessdenken erfordern“, war sich auch Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken,
sicher. Auch für die IHK sei es ein his-torischer Tag, weil erstmalig ein Lehrgang der IHK nicht in Nürnberg oder Rothenburg, sondern in Weißenburg angeboten werde.

Der Kunststoffcampus biete eine hervorragende technische Labor- und Maschinenausstattung und eine moderne Lernumgebung für kleinere, persönliche Studiengruppen, befand der IHK-Vertreter. Die gesamte Region profitiere von der wohnortnahen und zukunftsfähigen Ausbildung: „Wir setzen hiermit einen Meilenstein, der weit über Westmittelfranken hinaus von Bedeutung ist.“ Die neuen Meis-terschüler ermunterte Lötzsch dazu, nicht nur Wissen anzuhäufen, sondern vor allem auch zu handeln.

Jochen Raschke, der Leiter der IHK Akademie Mittelfranken, betonte ebenfalls das systemübergreifende Miteinander von akademischer und beruflicher Bildung und wünschte den angehenden Industriemeistern alles Gute für ihre Weiterbildung. Die neuen Nutzer des Kunststoffcampus, die berufsbegleitend an zwei Tagen in Weißenburg präsent sein werden, wurden auch von Prof. Dr. Stefan Slama und Prof. Dr. Alexandru Sover begrüßt. Die beiden stellten bei der Gelegenheit gleich die Studiengänge Strategisches Mangement und Angewandte Kunststofftechnik vor, die sie hier verantworten. Auch sie ermunterten die angehenden Industriemeister zu lebenslangem Lernen: „Es kann hier immer noch weiter gehen.“

Noch eine Weiterbildung

Um den „Neuen“ den Start am Kunststoffcampus zu versüßen, überreichten OB Schröppel und Landrat Wägemann Willkommenstaschen, in denen neben einer Tasse und Stiften nützliches Informationsmaterial über die Region enthalten war. Ab dem kommenden Herbst bietet die IHK-Akademie noch ein weiteres Berufsprofil an: die technisch-kaufmännische Weiterbildung zum „Technischen Fachwirt“.

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