Bekommt Weißenburg ein Ganzjahresbad?

13.11.2017, 17:00 Uhr
Bekommt Weißenburg ein Ganzjahresbad?

© www.limes-luftbild.de

André Goldfuß-Wolf, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke, die die Bäder in Weißenburg betreiben, stellte das Grobkonzept für die Umgestaltung des Limesbades zum Ganzjahresbad im Hauptausschuss des Stadtrats vor. Dabei wurde eine breite Zustimmung für die Idee an sich deutlich. Baubeginn könnte im Herbst 2021 nach der Freibadsaison sein.

Erhalten werden soll die Limesbad-Anlage östlich des Schwimmerbe-ckens, also das Erlebnisbecken mit Strömungskanal, die Sprunganlage, das Entspannungsbecken und der Kleinkinderbereich. Alles andere würde neu gebaut werden. Im Hallenbereich wären neben den Umkleiden ein 25-Meter-Schwimmbecken, ein Kinderbereich und eine Saunalandschaft zu finden. Nördlich könnte im Bereich der heutigen Minigolfanlage ein Saunagarten anschließen.

Die Stadtwerke haben jährlich ein Defizit von 1,2 Millionen Euro aus dem Betrieb des Limesbades und der Mogetissa-Therme zu tragen. Künftig könnte nach Goldfuß-Wolfs Darstellung dieses deutlich reduziert werden. Dafür muss zwar einmal kräftig inves-tiert werden, nämlich in einer Größenordnung zwischen zehn und zwölf Millionen Euro. Gleichzeitig könnte man sich aber bis circa 2025 Ausgaben für den Unterhalt der bestehenden Bäder in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro sparen. Die kommen Goldfuß-Wolf zufolge zustande, weil Bäder „aufgrund der aggressiven Hallenbadluft und stetiger Feuchteangriffe“ eine deutlich geringere Lebensdauer als gewöhnliche Gebäude haben.

Hinzu kommt ein weiterer gewichtiger Aspekt. Nach dem Bau der neuen Mehrzweckhalle soll die marode Turnhalle am Seeweiher abgerissen werden. In der Folge würde die Mogetissa-Therme ohne Nordfassade dastehen. Diese zu errichten würde nach einer groben Schätzung rund drei Millionen Euro kosten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Erlössituation der Stadtwerke durch „die sich immer weiter verschärfende staatliche Regulierung und durch Konkurrenzdruck aufgrund immer mehr Teilnehmern im Energiemarkt“  sich verschlechtern wird. „Die Gegenfinanzierung von defizitären Geschäftsfeldern wird damit mittel- und langfristig immer schwieriger“, informiert Goldfuß-Wolf in den Sitzungsunterlagen.

Vorausschauendes Handeln ist also notwendig. Daher hinterfragt die Stadtwerke-Geschäftsführung seit geraumer Zeit die Struktur der Bäder, um nach Wegen für eine langfristige Kostenreduzierungen zu suchen. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke ist ebenfalls schon länger mit der Thematik befasst und hat einstimmig beschlossen, das Projekt weiterzuverfolgen.

Denn ein Bad habe nach einer gewissen Nutzungsdauer eine sehr „heterogene Struktur“, erläuterte Goldfuß-Wolf in der jüngsten Hauptausschusssitzung des Stadtrats. Dies sei darin begründet, dass einzelne Komponenten unterschiedliche Lebensdauern hätten. Bereits nach zehn bis 15 Jahren seien die ersten Anlagenteile, wie Schaltschränke oder Filteranlagen, zu erneuern.

Der Erlebnis- und Saunabereich der Mogetissa-Therme ist 2001/2002 entstanden. Er stößt also in wenigen Jahren an die Grenze seiner Betriebsdauer. Erschwerend kommt hinzu, dass technische Einrichtungen wie Filter- und Lüftungsanlagen sowie Schaltgeräte durch den Chlorgasunfall kurz nach der Eröffnung „stark vorgeschädigt“ sind, heißt es in den Sitzungsunterlagen.

Ungeachtet dessen, treffe man bei  einem Bad nach mehreren Betriebsjahren „fast zu jedem Zeitpunkt einen Zustand“ an, an dem man, wenn man ältere Komponenten erneuern müsse, erst kurz zuvor andere Bereiche erneuert habe. So stehe man stets vor dem Dilemma, dass ein tiefgreifender Strukturwandel nie sinnvoll erscheine, weil man die gerade erneuerte Komponente nicht bis an ihr Lebensdauer-ende laufen lassen könne, schilderte Goldfuß-Wolf.

Kreislauf durchbrechen

Dies ergebe einen ewigen Kreislauf, in dem man bei Bädern gefangen sei, meinte der Geschäftsführer. Weil aber in absehbarer Zeit die Generalsanierung des Erlebnis- und Saunabereichs der Mogetissa-Therme (voraussichtlich 2025 mit Kosten von rund zwei Millionen Euro), der Fassadenbau und größerer Bauunterhalt im Limesbad mit Kosten von bis zu 2,7 Millionen Euro zusammenkommen, bietet sich eine Gelegenheit, den Kreislauf zu durchbrechen.

Goldfuß-Wolf schlägt vor, die „perspektivisch ohnehin aufzuwendenden Mittel“ lieber in ein Ganzjahresbad zu stecken, statt weiter zwei Bäder zu betreiben. Bis dahin solltem Unterhalts- und Ersatzaufwendungen so gering wie möglich gehalten werden, ohne die Bäder herunterzuwirtschaften.

Die Folge wären letztlich einfachere Strukturen, eine Effizienzsteigerung, geringerer Energiebedarf und eine dauerhafte Kostenreduzierung. Aus Sicht der Stadtwerke-Geschäftsführung ist es angesichts der Rahmenbedingungen „notwendig, dass zeitnah nach einer dauerhaft tragfähigen Lösung für die Finanzierbarkeit des Bäderangebotes in Weißenburg gesucht wird“.

Außerdem könnte anders als bisher auf Wetterumschwünge reagiert und die entsprechenden Bereiche des Bades genutzt werden, unterstrich Oberbürgermeister Jürgen Schröppel. Ein Parallelbetrieb der beiden bestehenden Bäder sei hingegen aus Kostengründen „nicht darstellbar“.

Keine Kommentare