Besser als die Partei

25.9.2017, 06:30 Uhr
Besser als die Partei

© Eisenbrand

„Als Direktkandidat bin ich zufrieden“, sagte Auerhammer gestern auf Anfrage unserer Zeitung. „Vom Ergebnis für die Partei kann ich das nicht sagen.“ Viele langjährige CSU-Bundestagsabgeordnete mussten ähnliche Verluste hinnehmen wie Auernhammer im Vergleich zu seinem Vorgänger Josef Göppel. Der Herriedener Umweltpolitiker hatte im Bundeswahlkreis Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen vor vier Jahren 53,3 Prozent der Stimmen geholt.

Auernhammer kann darauf verweisen, dass sein Ergebnis im gesamten Wahlkreis immer noch besser ist als das Zweitstimmenergebnis der Partei (40,4 Prozent). In Weißenburg-Gunzenhausen sogar mit einem krassen Abstand: 52,2 Prozent für Auernhammer stehen 42,5 Prozent für die CSU gegenüber. Im Landkreis Ansbach waren es immerhin noch 42,5 zu 40,9 und selbst in der Stadt Ansbach schnitt er mit 33,4 zu 32,4 etwas besser ab als die Partei.

„Das ist ein eindeutiger Auftrag des Wählers“, freute sich Auernhammer im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt. Da war er gerade auf dem Feld unterwegs, um Weizen zu säen. „Da kriege ich den Kopf am besten frei.“ Auf den Landwirt warten anstrengende Tage, nach einer Kreisvorstandssitzung in Ansbach ging es ges-tern Abend noch nach Berlin, um Gespräche zu führen. Heute wird die CSU-Landesgruppe zu einer Konferenz zusammenkommen.

Die Koalitionsverhandlungen für ein Jamaika-Bündnis werden sicherlich sehr schwierig, fürchtet Auernhammer. Bekanntlich gibt es vor allem zwischen FDP und Grünen, aber auch zwischen Grünen und CSU so manche Problemfelder, die geklärt werden müssen. Und dann hat CSU-Chef Seehofer gestern auch noch die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU in Frage gestellt. „Ich hoffe, dass wir an Weihnachten eine neue Regierung haben“, sagte Auernhammer.

Um Auernhammers Kandidatur hat just zur Wahl noch einmal Aufregung gegeben. Kurt Taubmann, der CSU-Vorsitzende von Wieseth, hat Beschwerde bei der Kreiswahlleitung gegen den CSU-Wahlvorschlag eingelegt. Es geht um die Wahl der Delegierten im CSU-Ortsverband Burk. Dort sollen zwei Personen abgestimmt haben, die nicht Mitglied in der Partei sind. Ein solcher formaler Fehler kann weitreichende Folgen haben. Die CSU-Landesleitung wollte sich dazu bislang noch nicht äußern, prüft die Angelegenheit aber. Auernhammer selbst gab sich gestern dennoch gelassen. „Ich gehe nicht davon aus, dass die gesamte Bundestagswahl wiederholt werden muss“, scherzte er tro-cken. „Das müssen nun die Justiziare klären.“

SPD-Kandidat Lutz Egerer ist indes mit seinem Abschneiden nicht zufrieden. Er habe sein Ziel „in keiner Weise erreicht“. Im gesamten Wahlkreis erreichte der Bürgermeister von Peters-aurach 18,3 Prozent der Stimmen, in Weißenburg-Gunzenhausen waren es 17,1. Sein bestes Ergebnis schaffte der SPD-Unterbezirksvorsitzende in der Stadt Ansbach mit 20,7 Prozent.

AfD-Kandidat Dr. Wolfgang Dörner aus Nürnberg kam ohne großen Aufwand im gesamten Wahlkreis auf 10,5 Prozent. Außer unzählige Wahlplakate war von dem AfD-Mann im Wahlkampf in Weißenburg-Gunzenhausen nichts zu sehen.

Eine AfD-Aktion sorgte am Wahltag in Burgsalach für Verstimmung. Die Partei hatte in unmittelbarer Nähe des Wahllokals einen mit Wahlwerbung beklebten Bus abgestellt. Das stieß etlichen Wahlgängern sauer auf. In Burgsalach wohnt der AfD-Bezirksvorsitzende Siegfried Lang, der im Nachbarwahlkreis Roth für den Bundestag kandidiert hatte. Er kam dort auf 10,3 Prozent der Stimmen.

Zwar ist Wahlwerbung direkt im oder am Wahllokal noch immer verboten, wie Thomas Eischer, der zuständige Fachmann am Weißenburger Landratsamt erläuterte. Die früher geltende „Bannmeile“ von 50 Metern um die Wahllokale gibt es aber schon seit ein paar Jahren nicht mehr.
Der Feuchtwanger Dr. Herbert Sirois überzeugte vor allen Dingen in seiner Heimatregion. Doch schnitt er mit 7,6 Prozent im Wahlkreis und 5,9 Prozent im Landkreis spürbar schlechter ab als die Grünen an sich (jeweils 8,8).

Harald Weinberg, der Kandidat der Linken, holte 6,1 Prozent der Stimmen. Der Gesundheitsexperte seiner Partei wird auch weiterhin im Bundestag vertreten sein. Er schaffte es über die Landesliste. Er punktete vor allem in der Stadt Ansbach, wo er wohnt. In Weißenburg-Gunzenhausen lag er hingegen bei nur 4,7 Prozent. Erkan Dinar aus Weißenburg, der für die Linken im Wahlkreis Landshut-Kelheim angetreten war, erreichte 3,6 Prozent der Stimmen. Für ihn reicht es nicht für einen Einzug über die Liste in den Bundestag.

Von den kleinen Parteien hat sich wohl Marco Meier von den Freien Wählern am stärksten in den Wahlkampf reingekniet. Der Weihenzeller wurde mit 6,5 Prozent der Stimmen belohnt. Er lag damit deutlich besser als das FW-Zweitstimmenergebnis (3,4). In Weißenburg-Gunzenhausen sind es 5,0 und 3,0 Prozent. „Dieses sehr gute Ergebnis ist aus meiner Sicht darauf zurückzuführen, dass die Bürgerinnen und Bürger neue, junge Gesichter in der Politik sehen wollen“, bilanzierte der 24-Jährige. „Ich sehe mich für kommende Wahlen sehr gut aufgestellt.“ Wolfgang Hauber aus Weißenburg, der Kandidat der Freien Wähler im Wahlkreis Roth war, schaffte übrigens 5,0 Prozent. Auch er schnitt besser ab als seine Partei (3,3).

Johannes Dallheimer (FDP) stand am Ende im Wahlkreis bei 4,2 und im Landkreis bei 3,4 Prozent. Günther Brendle-Behnisch schloss mit 2,3 und 1,7 Prozent ab. Und Bruno Walter (Die Violetten) holte jeweils 0,2 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 76,5 Prozent im Wahlkreis (2013: 71,7) und bei 75,4 Prozent im Landkreis (68,8). Die detaillierten Wahlergebnisse finden sich auf der Seite der Landratsämter: www.landkreis-wug. de bzw. www.landkreis-ansbach.de.

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