Bestürzende Kinderschicksale

24.4.2018, 08:02 Uhr
Bestürzende Kinderschicksale

© Peter Schafhauser

Heute sind diese Menschen um die 80 Jahre alt, durchlitten in ihrer Kindheit einen besonders dramatischen Überlebenskampf und sind deshalb alle von einer unsäglichen Leidensgeschichte geprägt. Etwa 5000 Kinder waren es einmal. Am Ende des Zweiten Weltkriegs irrten sie allein oder in kleinen Gruppen durch Wälder und Felder, auf der Flucht vor der Roten Armee, unterwegs Richtung Litauen, um dort Unterschlupf zu suchen.

„Wolfskinder“, das waren Waisenkinder, die ihre Eltern durch Kriegsereignisse verloren hatten. Ihr einziges Glück: Sie wurden oft von mutigen und fürsorglichen Litauer Bauern versteckt, bekamen Nahrung und nicht selten eine neue Identität.

Doch unter diesen Umständen erfuhren die meisten Kinder keine schulische Ausbildung, sie wurden als einfache Arbeitskräfte eingesetzt, teils ausgenutzt und missbraucht und erhielten selbst in späteren Jahrzehnten von der deutschen Bürokratie nur geringe Perspektiven. Viele von ihnen sind mittlerweile verstorben. Die seit 2016 existierende Ausstellung „Wolfskinder – verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“ ist den wenigen heute noch lebenden Zeitzeugen – man schätzt ihre Gesamtzahl auf etwa noch 50 – gewidmet.

Nicht nur die Kuratorin und Autorin des begleitenden Buches „Wir sind die Wolfskinder . . .“, Sonya Winterberg, war jüngst zur Eröffnung nach Ellingen gekommen. Auch Professor Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, der sich als Abgeordneter und Honorarkonsul der Republik Litauen seit Jahrzehnten um das Schicksal der „Wolfskinder“ kümmert, nahm die Gelegenheit zu einem Grußwort wahr. „Wolfskinder“, das sei ein Begriff, der erst in den 90er-Jahren entstand – es ist das Synonym für den Leidensweg Tausender verwilderter und herumirrender ostpreußischer Kinder am Ende des Zweiten Weltkrieges. In seiner Begrüßung betonte Kulturzentrumsleiter Wolfgang Freyberg: „Ganz anders als eine Gemäldepräsentation hat vor al­lem diese neue, berührende Ausstellung im Ellinger Schloss eine besondere emotionale Ebene.“ Seit zwei Jahren ist die Ausstellung auf Wanderschaft und nun in Ellingen erstmals auch auf bayerischem Boden zu sehen – bis zum 2. September.

Geöffnet hat das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen und damit die Ausstellung „Wolfskinder – verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“ täglich von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr.

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