Bewegte Bilder und Skulpturen in Ellingen

29.4.2017, 06:07 Uhr
Bewegte Bilder und Skulpturen in Ellingen

© Steiner

Die farbenfrohen, großformatigen Bilder des gebürtigen Regensburgers, der auch Kunstpreisträger seiner späteren Heimatstadt Neumarkt und Förderpreisträger der Nürnberger Nachrichten ist, und die Skulpturen seines Freisinger Freundes Korbinian Huber gehen im schönen Ambiente des Karlshofs eine Symbiose ein. Die Werke beider Künstler strahlen eine hohe Dynamik aus, sind in Bewegung und wurden oft noch nach der eigentlichen Fertigstellung wieder verändert.

Es sind Werke, die vom Leben in Bewegung und vom bewegten Leben erzählen. Insofern trifft der Titel „Keimender Tag“ auf alle ausgestellten Bilder und Skulpturen zu – obwohl kein einzelnes Werk diesen Titel trägt. Dieses Bild hätte der 2014 nach kurzer Krankheit verstorbene Bernhard Maria Fuchs wohl noch gerne gemalt, vermuten seine Töchter Marie und Rebekka, die den Nachlass ihres Vaters verwalten und die den Titel „Keimender Tag“ in einem Adressbuch gefunden haben, indem ihr Vater sich Notizen gemacht hat.

Fuchs Bilder, weiß Kuratorin Lischka-Seitz zu berichten, entstanden überwiegend in der freien Natur – unter den vielfältigen synästhetischen Eindrücken, die man nur aufnehmen kann, wenn man sich Wind, Wetter und verschiedenen Tageszeiten aussetzt. Denn selbst Regen, Eiseskälte oder Schnee hielten Fuchs nicht davon ab, sich in die Natur aufzumachen und dort zu malen.

Entstanden sind dabei aber nicht Bilder, die naive Landschaftsgemälde sind, sondern Kompositionen, die wiedergeben wollen, was der Künstler gesehen, gefühlt, gehört und gerochen  hat. Und so wohnt jedem Gemälde in gewisser Weise auch der „Genius Loci“ des jeweiligen Ortes inne.

Hubers Figuren, die Menschen oder Tiere abbilden, bestechen durch ihre Dynamik und ihre oftmals überzogenen Bewegungen, die so in der Wirklichkeit selbst exzellenten Turnern oder Balletttänzerinnen nicht möglich wären. Die Skulpturen, kippen, straucheln und wanken, halten aber immer die Spannung – im wörtlichen wie im übertragenem Sinn.

Diese Mehrdeutigkeit, die sich dadurch ergibt, findet man auch in Fuchs’ Bildern wieder, die ambivalente Zeichen enthalten, die man kurioserweise vor allem dann entdeckt, wenn man nicht direkt mit der Nase vor dem Bild klebt, sondern vor allem, wenn man sich ein paar Schritte davon entfernt. Fuchs zeichnete nichts vor, korrigierte nichts und schuf Landschaften, die Geschichten erzählen und Titel tragen wie „Döllwang“, ein kleiner Ort in der Gemeinde Deining in der tiefsten Oberpfalz oder „Wald“. Letzteres ist ein Werk, das sich aus insgesamt zehn Bildern zusammensetzt und für den Neumarkter Reitstadel konzipiert wurde. Es entfaltet aber auch im Dachstuhl der Kunsthalle am Karlshof eindrucksvoll seine Wirkung.

Das finden auch Marie Fuchs und Rebekka Maget, die beiden Töchter des Malers, die das umfangreiche Werk ihres Vaters katalogisiert haben und verwalten. Die beiden Schwestern waren überrascht von der Bandbreite und vom Umfang der Werke, die vor allem auch durch das Gespür für Farbe geprägt sind. Die Holz-Figuren, die Huber beigesteuert hat – unter
anderem einen Hund und einen Hasen –, wirken hier fast so, als wollten sie im Wald spazierengehen. Die Ausstellung „Keimender Tag“ lädt jedenfalls zu vielen Entdeckungen und Interpretationen ein und ist eine gute Gelegenheit, das Kunstprojekt Karlshof einmal genauer kennen zu lernen.   

Geöffnet ist die Ausstellung „Keimender Tag“ samstags und sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr sowie am 1. und 25. Mai von 14.00 bis 18.00 Uhr. Weitere Infos unter www.kunstprojekt-karlshof.de.

 

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