Chefarzt Dr. Willibald Meyer geht in Rente

30.6.2018, 06:06 Uhr
Chefarzt Dr. Willibald Meyer geht in Rente

© Robert Maurer

Die persönliche Verbundenheit spiegelte sich in den herzlichen Worten, die Klinikvorstand Jürgen Winter, Landrat Gerhard Wägemann als Vorsitzender des Klinik-Verwaltungsrates und Dr. Stephan Limmer, der Chefarzt der Inneren Medizin, sprachen. Sie zeigte sich aber auch in den Musik­beiträgen. Auch sie kamen hörbar von Herzen. Das begann bereits mit dem Trompeten-Intro, mit dem ein ehemaliger Patient seine Dankbarkeit ausdrückte. Später musizierten mit Simone Löbner, Dr. Christine Gentsch, Dr. Eveline Rohmer und Dr. Stephan Limmer mehrere Kollegen Meyers und demonstrierten dadurch die besondere Verbundenheit.

Vertreter aus der Kommunalpolitik, Belegärzte und berufliche Weggefährten von Dr. Willibald Meyer hatten sich eingefunden, um Chefarzt Dr. Willibald Meyer zu verabschieden. Am heutigen Samstag feiert er seinen 65. Geburtstag und beendet damit seine Tätigkeit am Weißenburger Krankenhaus. Dorthin geholt hatte ihn 2001 Landrat Georg Rosenbauer, der ebenfalls zur Verabschiedung gekommen war. Rosenbauer und der damalige Krankenhausausschuss hatten mit der Grundsatzentscheidung, die Häuser in Weißenburg und Gunzenhausen mit einer Spezialisierung neu aufzustellen, die Weichen für einen erfolgreichen Weg gestellt, wie an dem Abend mehrfach betont wurde. Und Meyer habe mit seiner Qualifikation und Kompetenz ganz entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen, hob Landrat Wägemann heraus.

Klinikvorstand Winter zeichnete den beruflichen Werdegang Meyers vom Studium an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen über die Assistenzarztzeit in Roth und Nürnberg bis zur Ernennung zum Oberarzt an der Klinik für Abdominal-, Thorax- und Endokrine Chirurgie am Klinikum Nürnberg nach. Dann folgte 2001 schon der Wechsel nach Weißenburg. Wo immer Meyer tätig war, blieb er in bester Erinnerung. Winter erzählte, er treffe noch heute bei Terminen im Klinikum Nürnberg auf Leute, die ihn ansprechen mit dem Satz: „Weißenburg? Da ist doch unser Dr. Meyer hin.“

Prof. Dr. Christoph Gebhard, der damalige Chefarzt in Nürnberg, war voll des Lobes für seinen Stellvertreter. „Herr Dr. Meyer ist ein absolut perfekter, außerordentlich ruhiger und sorgfältiger Operateur, der kaum postoperative Komplikationen zu verzeichnen hat. Auch schwierigste Situationen im Rahmen großer Tumoroperationen werden von ihm gemeistert“, hatte der damals in Meyers Zeugnis geschrieben. Es sei ganz besonders dem Chefarzt zu verdanken, dass Weißenburg „im gesamten Spektrum der Visceralchirurgie, einschließlich der Pankreas- und Leberchirurgie“ einen hervorragenden Ruf genießt, ist Winter überzeugt. Das relativ kleine Krankenhaus kann Eingriffe durchführen, die oft nur größeren Schwerpunktkliniken vorbehalten sind. 2 700 stationäre Patienten im Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Für Nachfolger Dr. Marius Ghidau ist das mehr als nur eine gute Basis.

Auf Augenhöhe

Willibald Meyer sei jemand, der ein Gespräch stets auf Augenhöhe führe, gleichzeitig aber auch immer bereit ist, die „Verantwortung auf seine Schultern zu nehmen“ und Entscheidungen zu treffen, stellte Dr. Stephan Limmer fest. Oft habe er sich auch außerhalb der offiziellen Dienstzeiten nach seinen Patienten umgesehen. Er war sich auch als Chefarzt nie zu schade, um Verbände zu wechseln oder Blut abzunehmen, berichtete Winter.

Doch was Willibald Meyer neben seiner Kompetenz als Operateur ganz besonders auszeichnet, ist seine Bescheidenheit und die menschliche Art, mit der er Patienten, Kollegen und Pflegepersonal stets begegnet ist. Er sei stets einfühlsam auf die Sorgen und Ängste von Patienten eingegangen, befand Limmer. Das Auftreten des Ausnahmechirurgen sei immer von „der Wertschätzung des Gegenübers“ geprägt gewesen.

Weniger geschickt war er in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, plauderte der Klinikvorstand aus dem Nähkästchen. Bei einer Klausurtagung, die diese zum Thema hatte, sei er aufgestanden und habe ausgerufen: „Ja, sollen wir wir jetzt auch noch Hände auflegen und Ayurvedakurse geben?“ Das musste er natürlich nicht. Er hatte auch so genug zu tun, um das interdisziplinäre Bauchzentrum, das Darmkrebszentrum, das Qualitätsmanagement und die neuen Teamboards auf den Weg zu bringen.

Chefarzt Dr. Willibald Meyer geht in Rente

© Jürgen Schweininger

Das Klinikum Altmühlfranken sei Dr. Willibald Meyer „zu großem Dank verpflichtet“, stellte Vorstand Winter fest. Er bedankte sich in diesem Zusammenhang auch bei Gerda Meyer, die oft auf ihren Mann verzichten musste, weil er samstags oder abends länger im Krankenhaus war. „Wir hoffen, dass Sie den nun folgenden Lebensabschnitt bei bester Gesundheit und mit Spaß und Elan meistern werden.“ Als symbolisches Dankeschön gab es neben einem Blumenstrauß für die Ehefrau Karten für die Oper in Nürnberg und für den Fußballfan eine Fahrt im Mannschaftsbus des FCN.

Der scheidende Chefarzt selbst ging in aller Kürze auf die radikalen Veränderungen ein, die die Chirurgie seit dem Abschluss seines Studiums gemacht habe. Heute gebe es kein Organ mehr, dass nicht auch minimalinvasiv operiert werden kann. Und Weißenburg brauche sich hier nicht zu verstecken. Er sei froh, dass es auch heute noch junge Ärzte gibt, die sich trotz des zunehmenden Dokumentationsaufwands intensiv um ihre Patienten kümmern. Das verband er mit dem Hinweis, das er ab morgen ja selbst „potenzieller Patient“ sei.

Bedauerlich findet Dr. Willibald Meyer, dass es heute immer mehr Patienten gibt, die sich im Internet ein Pseudowissen anlesen und sich das von den Ärzten nur noch bestätigen lassen wollen. Und auch die gesunkene Hemmschwelle, was juristische Schritte und Handgreiflichkeiten ge­genüber Medizinern und Pflegepersonal angeht, machen dem scheidenden Chefarzt Sorge. Er bedankte sich bei seinen vielen Wegbegleitern – von den Arztkollegen bis zur Schreibkraft. Und natürlich dankte auch er seiner Familie für die Unterstützung in all den Jahren.

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