Cold Water Challenge: Feuerwehr-Wettspiel auf dem Prüfstand

17.6.2014, 16:08 Uhr
Cold Water Challenge: Feuerwehr-Wettspiel auf dem Prüfstand

© js

So mancher Badegast dürfte sich am Nordufer des Großen Brombachsees bei Allmannsdorf gewundert haben, was das für eine Art von „Feuerwehrübung“ sein soll: Rund 20 Kameraden mitsamt Familie und Kindern, die cocktailschlürfend vor einem knallroten Löschfahrzeug im Sand liegen, um wenig später mit lautem Gebrüll und voll bekleidet ins Wasser zu sprinten. Hintergrund für die Aktion der Allmannsdorfer Feuerwehr war die „Nominierung“, sich an der sogenannten „Cold Water Challenge“ zu beteiligen.

In Bayern hat dieser Spaß jetzt aber ganz offiziell ein Loch: das Innenministerium hat den Feuerwehren ab sofort die Beteiligung an dem Wettbewerb verboten.

Bei dem viralem Wettspiel, das vor einigen Monaten über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Youtube im Internet aus den USA nach Deutschland geschwappt ist, geht es darum, dass die zur Wette herausgeforderten Feuerwehren innerhalb von 48 Stunden ebenso ein Video mit mindestens sechs Leuten drehen, in dem sich die Beteiligten möglichst originell ins kühle Nass stürzen. Das Video wird dann im Internet veröffentlicht und via Facebook und Co. verbreitet.

„Als ich mitbekommen habe, dass wir von der FF Hohenweiler nominiert sind, habe ich versucht, schnellstmöglich viele Leute zusammenzutrommeln“, erzählt Andreas Egerer, der den Videodreh der FF Allmansdorf initiierte. Innerhalb weniger Stunden schafft er es, fast 40 Leute für die Spaßaktion zu gewinnen. Vor allem die Kinder waren sofort Feuer und Flamme. Noch am selben Abend ist das, mit Feuerwehrsirenen unterlegte Video, bei Youtube zu bestaunen.

Die Allmannsdorfer fordern damit wiederum die Feuerwehren Mannholz, St. Veit und Großweingarten zum Wettbewerb heraus. Erfüllt die nominierte Wehr den Auftrag nicht oder nicht rechtzeitig so muss sie eine Grillparty organisieren – und zwar für die Truppe, der sie die Nominierung zu verdanken hat. So die Spielregeln.

Bislang zumindest. Denn nun haben die Innenministerien in Bayern und Baden-Württemberg dem Ganzen den Riegel vorgeschoben. Die Aktion sorgte nicht erst seit dem Tod eines Teilnehmers in den USA für Kritik. Abgesehen vom Unfallrisiko könnten derartige „Spaßeinsätze“ der Feuerwehren missverstanden werden und deren Image schädigen, so die Innenministerien in einem gemeinsamen Schreiben. „Zu bedenken ist, wie dies bei den Bürgern ankommt. Diese werden wenig Verständnis dafür haben, wie mit Steuermitteln beschaffte Ausrüstung und Fahrzeuge offenkundig missbraucht werden.“  Die Feuerwehren seien deshalb aufgerufen, zukünftige Aktionen dieser Art zu unterlassen.

Kreisbrandrat Kastner hat nichts dagegen

„Ich sehe es nicht so dramatisch und weniger die Gefahr, dass die Feuerwehren dadurch ins Lächerliche gezogen werden. Ich denke, wenn man dadurch Werbung fürs Ehrenamt machen kann, ist es auch eine gute Sache“, sagt Kreisbrandrat Werner Kastner. „Was ich aber schon als Problem sehe ist der fehlende Versicherungsschutz der Teilnehmer, die ja nur bei echten Einsätzen und offiziellen Feuerwehrübungen versichert sind.“

Da die Feuerwehren den Kommunen unterstehen, müssten diese die Aktionen eigentlich untersagen, so Brandner. „Und die Gefahr, dass bei derartigen Spaßeinsätzen mal etwas passiert, ist natürlich groß, wenn man bedenkt, dass wir allein in Bayern über 8000 Feuerwehren haben.“

Fakt ist, dass der Spaß gerade beim Nachwuchs gut ankam. Was in den USA als Wohltätigkeitsaktion anfing, hatte sich auch hierzulande zum Wettbewerb zwischen Hilfsorganisationen, vornehmlich Feuerwehren, entwickelt. Nicht zuletzt wollte man mit den lustigen und originellen Videos, neue ehrenamtliche Mitglieder für die Feuerwehren anwerben. Neben der FFW Allmansdorf  beteiligten sich im hiesigen Landkreis unter anderem die Feuerwehren Stirn, Hohenweiler, Mischelbach und Pleinfeld.

Die Bandbreite der präsentierten Wasserspielchen reicht dabei vom Sprung in den örtlichen Löschteich in voller Feuerwehrmontur bis zu  Wasserüberquerungen wie Tarzan, bei denen die Kameraden jeweils versuchen, den am Seil befindlichen Kollegen mit vollem Schlauchdruck in den Weiher zu befördern. Immerhin kommen nun, nach dem Verbot des Innenministeriums, die zuletzt von den Allmannsdorfern nominierten Feuerwehren auch ohne Grillfest um die angeforderten feucht-fröhlichen Einsätze inklusive Videodreh herum.

Mittlerweile hat sich das Innenministerium gemeldet und entschieden zurückgewiesen, dass es ein staatliches Spaßverbot gibt, wie in einem Kommentar zuvor behauptet. Denn es gab weder ein Verbot noch eine Empfehlung zur Prüfung für die Cold Water Challenge von Seiten des Ministeriums. Diese Angelegenheit sei Sache der jeweiligen Gemeinde, so ein Sprecher des Ministeriums.

Hier die "Cold Water Challenge" der Feuerwehr Stirn:

Hier die "Cold Water Challenge" der Feuerwehr Hohenweiler:

Hier die "Cold Water Challenge" der Feuerwehr Pleinfeld:

Im Februar ging erstmals eine Nominierungswelle durch die sozialen Netzwerke in Deutschland. Bei der Bier-Nominierung ging es darum, eine halbe Bier zu exen, sich dabei zu filmen und das Video innerhalb von 24 Stunden zu veröffentlichen. Insbesondere junge Männer fühlten sich davon herausgefordert und schluckten vor der Kamera um die Wette.

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