Das Ende des Bahnlärms im Altmühltal?

17.10.2016, 14:00 Uhr
Das Ende des Bahnlärms im Altmühltal?

© Markus Steiner

Einer, den das besonders freut, ist Heiner Hertrich. Der Vorsitzende des Verkehrsvereins Solnhofen setzt sich seit Langem für weniger Bahnlärm ein – bislang eher mit mäßigem Erfolg. Dass jetzt ein Gutachten in Auftrag gegeben wurde, wie der Eitensheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl mitteilte, freut Hertrich, der seit 1998 vergeblich gegen den Bahnlärm in seiner Heimatgemeinde Solnhofen kämpft.

Um den Druck auf die Bahn nach vielen Jahren der Untätigkeit zu erhöhen, haben sich die Anliegergemeinden zwischen Treuchtlingen und Ingolstadt zusammengeschlossen. Vertreten werden sie vom Dollnsteiner Bürgermeister Wolfgang Roßkopf. Doch auch der konnte bislang noch nicht viel bewirken. Aus Hertrichs Sicht war der Protest seither ohnehin viel zu „passiv“.

Angst vor falschen Maßnahmen

Die Freude über die Ankündigung der Bahn, den Lärmschutz im Altmühltal endlich in Angriff zu nehmen, hält sich deshalb bei dem Solnhofener noch in Grenzen. Auch weil Hertrich Angst hat, dass am Ende die falschen Maßnahmen ergriffen werden könnten. Lärmschutzwände werden von ihm wie von den meisten Bewohnern des Altmühltals mit seiner besonderen geografischen Lage sehr kritisch gesehen: „Die sind hässlich und bringen nicht viel.“

Bereits 300 Meter entfernt von den Lärmschutzwänden sei der Lärm fast genauso groß wie ohne, glaubt der Vorsitzende des Verkehrsvereins Solnhofen. Niedrige Wände von ein bis zwei Metern Höhe würden in der Tallage in Solnhofen kaum Wirkung zeigen. Massivere Bauwerke hätten da­gegen den Nachteil, dass sie das Landschaftsbild verschandeln. Deshalb ruht seine Hoffnung auf den „Flüsterbremsen“ und der sogenannten „leisen Sohle“.

Welche Form des Schallschutzes im Altmühltal realisiert wird, steht noch nicht fest. Generell gilt es zwischen aktivem und passivem Lärmschutz zu unterscheiden. Zu den aktiven Maßnahmen gehören Lärmschutzwände, der Einbau von Spurkranzschmiereinrichtungen in engen Gleisbögen oder Maßnahmen zur Lärmminderung an Brückenbauwerken. Passiver Lärmschutz bedeutet, dass die lärmgeschädigten Anwohner Schallschutzfenster und Schalldämmlüfter in ihre Häuser einbauen, die den Bahnlärm ebenfalls deutlich reduzieren können.

Für Hertrich wäre das der falsche Weg. Seiner Ansicht nach wäre es am besten, wenn der Bahnlärm erst gar nicht entstünde und durch die leise Sohle um rund 50 Prozent reduziert werden könnte. Von den rund 470000 Güterwaggons der Deutschen Bahn wurden ihm zufolge aber erst 18000 mit der leiseren Technik umgerüstet. Es gäbe also noch viel zu tun.
Der Eitensheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl hat sich, genau wie Hertrich, ebenfalls regelmäßig an die Bahn gewandt und die Dringlichkeit betont.

Bislang hatte er nur höfliche, aber wenig befriedigende Antwortschreiben erhalten. Das jüngste Schreiben stimmt dagegen erstmals hoffnungsfroh: Die Strecke zwischem Ingolstadt-Nord und Pappenheim genießt laut Aussagen der DB Netz AG jetzt „höchste Priorität“ in Bayern. Nachdem andere Projekte abgearbeitet sind, steht das Schienennetz im Altmühltal ganz oben auf der Liste. Ein Umstand, der auch den Weißenburger Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer (CSU) freut: „Ich begrüße, dass die Anwohner der Bahnstrecke Pappenheim-Gaimersheim den jahrelang erhofften Schallschutzmaßnahmen endlich ein großes Stück näher gekommen sind.“

Ausschreibung läuft

Auernhammer zufolge hat die Deutsche Bahn bereits mit den Ausschreibungen eines Lärmschutzgutachtens für den Teilabschnitt Pappenheim- Gaimersheim begonnen und wird mit den betroffenen Kommunen über das weitere Verfahren und mögliche Maßnahmen diskutieren. Der Start der Lärmschutzmaßnahmen sei nach jahrelangen Debatten ein großer Erfolg der örtlichen Initiativen und Kommunalpolitiker und der beteiligten Bundestagsabgeordneten, insbesondere Josef Göppel und Reinhard Brandl“, teilte Auernhammer auf Anfrage unserer Zeitung mit. 

Die Ergebnisse des Schallschutz-Gutachtens lägen allerdings frühes­tens im Sommer 2017 vor. Danach will das Unternehmen in die Planungen einsteigen und das Baurecht erlangen. Wie lange das Verfahren dauere, sei noch nicht absehbar. In dem Schreiben an die CSU-Politiker heißt es wörtlich: „Im Schalltechnischen Gutachten wird die Situation vor Ort erfasst, der Grad der Betroffenheit bestimmt und in einer ersten Betrachtung mögliche Maßnahmen mit den Kommunen diskutiert und im Falle von aktiven Maßnahmen Planungen und Planrechtsverfahren eingeleitet, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen können.“ Bis es endlich ruhiger wird im Altmühltal, wird es wohl noch länger dauern.   

2 Kommentare