Das "Wacken" der Schlagerszene

26.6.2017, 12:00 Uhr
Das

© Markus Steiner

Dieser Vergleich ist vielleicht derzeit noch etwas gewagt, wenn man die Besucherzahlen vergleicht. Ins schleswig-holsteinische Wacken kommen nämlich Jahr für Jahr bis zu 70000 Besucher. Aber auch das weltweit bekannte Metal-Festival hat einmal klein angefangen. Fakt ist jedenfalls, dass sich auch beim Hahnekammfestival die Größen der Branche im Minutentakt das Mikrofon in die Hand gegeben. Namen wie Ireen Sheer, Michael Holm, Nino de Angelo oder die Paldauer sind selbst Menschen bekannt, die keine ausgewiesenen Schlagerexperten sind. Den Fans des Genre sagen auch die angesagten Newcomer wie Tanja Lasch („Die immer lacht“) etwas, die ihr neues Album „Lebensecht“ präsentierte.

Tolles Festivalgelände

Hinter beiden Damen steht als Produzent Stefan Peters, alias Stefan Pössnicker, der das Hahnekammfestival gemeinsam mit „Stadelmann Finest Catering“ auf die Beine gestellt hat und in der Schlagerbranche bes-tens vernetzt ist. Ohne ihn, das wurde mehrfach betont, würde keiner der Promis in die fränkisch-schwäbische Provinz kommen, die allerdings bes-tens für ein Schlagerfestival geeignet ist.

Das Festivalgelände bietet ausreichend Platz, um locker noch einmal soviele Gäste aufzunehmen. Die Location ist traumhaft schön. Von mehreren Dachterassen, einer Steintribüne bis hin zu einem Pool und Palmen ist alles da, was man braucht, um ein ansprechendes Ambiente zu bieten. Deshalb zieht es inzwischen Schlagerfans aus ganz Deutschland nach Döckingen, wie man an den Autokennzeichen ablesen kann: Die weiteste Anreise dürfte ein Dortmunder gehabt haben. Es stehen aber auch Wohnmobile mit schweizerischen und österreichischen Kennzeichen auf dem Parkplatz.

Den Schlagerfans wird von 24 Euro (Standard-Ticket) bis 185 Euro (Platin Ticket) viel geboten. Wer das auf 100 Stück limitierte Platin-Ticket kaufte, durfte im eigenen VIP-Bereich im ers-ten Stock auf der großen Terrasse Platz nehmen, sich am opulenten Büffet laben, bekam alle Getränke inklusive und hatte sogar die Option, auf ein „Meet & Greet“ mit den Stars.

Aber auch beim regulären Ticket dürften die meisten auf ihre Kosten gekommen sein: Wo sonst bekommt man in zwölf Stunden fast 30 Künstler zu hören, die ihre neuesten Alben vorstellen und auch ihre Evergreens dabei haben. Ireen Sheer, die 1978 für Deutschland am Eurovision Song Contest teilnehm, präsentierte beispielsweise ihren neusten Titel „Du bist mein allergrößter Fehler“. Auch der wurde übrigens von Stefan
Pössnicker in Rehlingen gemixt.

„Wird das ein Hit?“, wollte Moderator Jens Seidler, der bei Melodie TV vor der Kamera steht, von den Fans in Döckingen wissen. Die beantworteten die Frage mit frenetischem Applaus. Ebenfalls gut angekommen ist Tanja Lasch, die mit ihrem aktuellen Album „Herzkino“ auf Platz 48 eingestiegen ist und bereits das dritte Mal in Döckingen war und natürlich auch ihren Hit „Die immer lacht“ dabei hatte.

Lokalmatador Stefan Peters

Wie man ein Publikum so richtig anheizt, zeigte danach Veranstalter Stefan Peters, der Moderator Jens Seidler auch verriet, wie man soviele Schlagerstars in die Provinz lockt: „Man ruft sie einfach an.“ So einfach ist das also. Um sein Publikum zu begeistern, braucht man, wie Peters bewies, ein paar Hits, die ins Ohr und in die Beine gehen, und die nicht unbedingt immer nur aus der eigenen Feder stammen müssen.
So hatte der Lokalmatador neben seinen eigenen Songs „Das muss ein Wunder sein“ und „Weil ich Dich brauch“ oder „Ich leb hinterm Mond“ auch den Andreas-Gabalier-Hit „Hulapalu“ dabei. Der neue musikalische Leiter der Carmen-Nebel-Show, der sich sein musikalisches Rüstzeug in den Bierzelten der Region erworben hat, weiß eben auch heute noch, wie man ein Festival rockt und ist auch nach Meinung von Moderator Seidler „ein echter Teufelskerl“.

Insofern könnte es ja vielleicht eines Tages wirklich gelingen, dass das Hahnenkammfestival in Döckingen Deutschlands größter Schlagerevent wird. Bei Stefan Peters anhaltender Erfolgswelle, wäre das gar nicht so unwahrscheinlich . . .

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