Der Heimatrausch sucht noch nach seinem Publikum

31.7.2017, 07:58 Uhr
Der Heimatrausch sucht noch nach seinem Publikum

© Jan Stephan

Während man vor ein paar Jahren noch allerorten die Befürchtung hören konnte, dass die Kinder wahlweise vor der Glotze oder dem PC verblödeten, gibt es inzwischen wieder eine neue Freude am Draußen. Getragen wird sie von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ihren Spaß mit körperlich fordernden Hobbys in der freien Natur haben. Beim Heimatrausch konnte man einmal mehr erleben, was in dieser ziemlich quirligen Branche alles geboten ist. Stand-Up-Paddling auf der Altmühl ist da fast schon ein alter Hut, wenn auch einer, den man immer noch gerne aufsetzt, denn die Workshops zu dem Surfbrett-Paddeln waren bestens besucht.

Der Heimatrausch sucht noch nach seinem Publikum

© Jan Stephan

Das galt nicht für alle Aktionen des Festivals, das aber im Vergleich zum Premierenjahr auch in punkto Besucher eine kleine Schippe drauf gelegt hat. Der Heimatrausch krankt aber daran, dass er seinem Publikum nicht erklärt bekommt, was er genau ist. Viele, die am Heimatrausch eine Menge Spaß hätten, wissen das nicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Outdoor-Festivals zum Mitmachen in der deutschen Veranstaltungslandschaft nicht etabliert sind. Das Format ist erklärungsbedürftig. Im Moment bezahlt man in Pappenheim ein wenig die Zeche dafür, dass man zur Abwechslung in der Region mal Trendsetter ist. Umso wichtiger scheint es, einen langen Atem zu bewahren und das Konzept Jahr für Jahr pragmatisch den Erfahrungen anzupassen.

Ein erster, guter Schritt war etwa, das Bogenschießen von einer Altmühlwiese auf den B-Sportplatz der TSG Pappenheim zu holen, und am Samstag und Sonntag keine Aktionen im Freibad anzubieten. Das sorgte dafür, das sich am zentralen Festivalareal An der Lach Aktivitäten und Besucher konzentrierten. Dort konnten Besucher auch ohne Eintritt zahlreiche Aktionen mitmachen und dort trafen sich zu den einzelnen Aktionszeiten auch jene, die ein Heimatrausch-Ticket gelöst hatten. Sie konnten drei verschiedene Workshops ihrer Wahl pro Tag belegen. Am Morgen ging es etwa zum Fahrtraining mit dem Bike in die hügeligen Wälder des Altmühltals. Am frühen Nachmittag machte man sich mit einem selbstgebauten Floß auf die Altmühl und am späten Nachmittag kletterte man unter Anleitungen an einem Felsen auf dem Zimmerner Berg. Und das war nur eine Kombination von vielen möglichen. Nicht zu reden von Kletterpark, Kanufahren, Bogenschießen, Golfen, Quad-Fahren, Skiken, Balance Boards und vielen anderen Dingen mehr.

Touristisch spannend

Die Aktivitäten werden vernünftigerweise auf verschiedenen Niveaus angeboten, so dass sowohl etwa Kinder und Jugendliche erste Gehversuche mit neuem Hobby unternehmen können, als auch erfahrene Outdoorfreunde, die ihr Können verbessern oder sich mal auf benachbartem Terrain umsehen wollen, ihren Spaß haben.

Das Konzept funktioniert in sich, nun braucht es nur noch ein wenig mehr Starter, die sich in die schöne neue Outdoor-Welt stürzen wollen, und die Region hat mit dem Heimat­rausch einen kleinen touristischen Leuchtturm in einer Branche, die boomt und spannend ist.

Outdor-Sportler sind umweltbewusst, freuen sich an Landschaft und Natur und sind bereit, ordentlich Geld für ihr Hobby in die Hand zu nehmen. Ein netteres Urlauberklientel kann sich der Touristiker kaum vorstellen. Nicht umsonst setzen zahlreiche Skigebiete seit Jahren darauf, Mountainbiker in Frühjahr und Sommer anzulocken, um die Einbrüche im Wintergeschäft wett zu machen. Damit die Outdoor-Szene in Altmühlfranken allerdings vorwärts kommt, braucht es politische Unterstützung, Konzepte und Beweglichkeit, wenn es darum geht, verschiedene Interessen auszugleichen. Der nächste spannende Schritt ist etwa die Ausweisung von Mountainbike-Trails in Altmühlfranken, die bereits läuft.

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