Der Regen war ein Segen

20.7.2018, 06:04 Uhr
Der Regen war ein Segen

© Jürgen Leykamm

„Ein wechselhaftes Jahr, das uns wechselnde Gefühle beschert hat“, bringt es dort der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Fritz Rottenberger, auf den Punkt. Tendenziell dürfe man 2018 zu den trockeneren Jahren zählen, punktuell hätte man sich aber auch ausreichender Niederschläge und in der Folge auch zufriedenstellender Bestände erfreuen dürfen. Die Situation „ist von Ort zu Ort sehr unterschiedlich“.

Häufig seien Einbußen zu verzeichnen. Zumal die Wetterbedingungen auch unliebsame Phänomene wie den Zwiewuchs förderten, der sich heuer als großes Problem herausgestellt habe. So einigermaßen belastbare Werte liefert der Raum Pleinfeld, wo Versicherungsschätzer einen Trockenschaden von 30 Prozent im Getreide attestierten. Bei Stopfenheim und Walting sorgte zudem Hagel für weitere Beeinträchtigungen. Hans Walter weiß indes von einem Betrieb bei Gundelsheim (Treuchtlingen) zu berichten, der 60 Dezitonnen pro Hektar eingebracht hat, was 20 Prozent unter dem Normalwert läge.

„Große Herausforderung“

Die Qualität sei dabei aber recht gut, wofür unter anderem die geringere Anzahl der Halme sorge. Das Wetter ist laut dem Amtschef des AELF das gesamte bisherige Jahr eine große Herausforderung für die Landwirte gewesen. Das Frühjahr habe sich fürs Düngen meist zu nass erwiesen. Mit dem heißesten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sei dann gleich der Hochsommer gekommen, aber eben kein Regen. Es fielen nur zehn Prozent der Niederschläge des langjährigen Mittels. Auf den Feldern sah es da „teilweise recht jämmerlich aus“, erinnert sich AELF-Pflanzenbau-berater Ernst Hilmer an so manches traurige Winterweizenfeld.

Doch dann kam der Mai, der es im­merhin auf 90 Prozent der mittleren Niederschlagsmenge brachte. Vor al­lem an zwei Tagen: am Vater- wie am Muttertag. Kurz darauf „ist alles voll im Saft gestanden“ und ein explosives Wachstum zu verzeichnen gewesen. So habe sich das Blatt zumindest teilweise zum Guten gewendet.

Die Situation beim Grünland bleibe aber wohl unterdurchschnittlich, mit etwas Nass von oben werde es aber noch für einen dritten Schnitt reichen, mutmaßt Rottenberger. Der Mais indes gedeihe derzeit prächtig, auf den Feldern des Betriebs Meyer misst er derzeit satte zweieinhalb Meter an Höhe. Bei dieser Feldfrucht „erwarten wir eine durchschnittlich bis gute Ernte“, schätzt der Kreisobmann die Lage ein. „Aber so richtig freuen können wir uns erst, wenn auch alles daheim ist.“ Grund zur Freude hatte die Familie um Betriebsleiter Tobias Meyer an jenem berüchtigten 10. Mai. Am Himmelfahrtstag öffnete der Himmel alle Schleusen. Nun machten sich bei dem einen von landkreisweit drei Demonstrationsbetrieben, die auf Son­dermaßnahmen zu Gewässer-, Boden- und Klimaschutz setzen, genau diese bemerkbar. Dank Zwischenfrüchte­anbau und Mulchsaat gab es nahezu keine Erosion auf den Maisäckern.

Mehr Zwischenfrüchte

Ein 15 Meter breiter Randstreifen hinderte das bisschen, was doch abgetragen wurde, in einen Wassergraben zu gelangen. Viele benachbarte Landwirte hat das überzeugt – sie wollen es den Meyers nun in vielen Punkten gleichtun. Überhaupt sind derzeit über das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) für 90 Hektar Randstreifen angemeldet, zusammengenommen ergibt das 60 Kilometer. Erfreulich sei auch die Steigerung beim Anbau von Zwischenfrüchten, so Walter. Hier gebe es im Landkreis Anmeldungen von 30000 Hektar. „Es ist bunter geworden auf unseren Feldern!“

Trotzdem aber „hagelt es weiterhin Pauschalkritik an den Bauern“, bedauert Rottenberger. Eine schöne Ausnahme weiß sein Stellvertreter Erwin Auernhammer zu berichten. „Bei mir hat eine Frau angerufen und sich eigens für die angelegten Blühflächen bedankt“, erklärt er beim Pressegespräch. Dass Kritik wiederum eher oft mit Wahrnehmung denn mit Fakten zu tun hat, erhärtet Walter. Nur 23 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis etwa werden für Silomais verwendet, 33 Prozent aber fürs Getreide und 32 fürs Grünland.

Die Gesamtzahl der Agrarbetriebe ist um 20 auf 1560 gesunken. Die Zahl der Ökobetriebe stieg hingegen um einen auf 60. Doch die haben ein Problem, weil die Molkereien keine zusätzliche Ökomilch mehr aufnehmen wollten. Der Grund: Mehr als bisher sei nicht absetzbar und es drohe auch hier ein Preisverfall bei einer Übermenge. Ein Trend aber sei generell unverkennbar, sind sich die Experten einig. Die Zahl kleiner Betriebe könne wohl stabil gehalten werden, die Zahl der großen mit über 200 Hektar aber werde künftig weiter steigen.

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