Der "Traktor" war diesmal zu schwach

20.8.2018, 09:28 Uhr
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© Rainer Heubeck

Entsprechend erfreut zeigte sich BCW-Vorsitzende Heinrich Pauckner. „Da steht in fast jedem Kampf ein Deutscher Meister.“ Entsprechend hoch war das Niveau der dreistündigen Boxveranstaltung, die der Weißenburger Club als seinen Jahreshöhepunkt wieder auf die Beine gestellt hatte. Nur einer der 13 Fights wurde vorzeitig beendet (wegen einer Verletzung), alle anderen gingen über die volle Dis­tanz von sechs beziehungsweise neun Minuten.

Bei gefühlten Sauna-Temperaturen (mit Hähnchen- und Haxn-Aufguss) im Festzelt-Ring war das eine Meis­terleistung der Athleten, von denen keiner Schwächen zeigte. Entsprechend knapp waren manche Wertungen der Ring- und Punktrichter Frank Germ, Paul Rossa, Lothar Mangel und Franz Santel. Die Weißenburger hatten ihre Staffel mit Athleten aus München, Landshut, Nürnberg sowie Bad Windsheim verstärkt, für Schwerin hatte der dort beheimatete Bundestrainer Michael Timm sowie der Gifhorner Vitali Boot (er war siebenfacher Deutscher Meister im Superschwergewicht) eine Top-Truppe ins südliche Mittelfranken gebracht, die jener im vergangenen Jahr angereisten Staffel aus Moskau nur wenig nachstand.

Die Weißenburger gewannen unter den Augen von Landrat Gerhard Wägemann, Oberbürgermeister Jürgen Schröppel sowie zahlreichen Stadt­räten und Ehrengästen die ersten beiden Begegnungen knapp. Im Kadetten-Fliegengewicht hatte nach Meinung der Kampfrichter  Andreas Lahde knapp die Oberhand über Or­han Bajramoski gehabt, ebenso wie der mit 39 Jahren älteste Kämpfer Mike Jahr über Stefan Benk im Wel­tergewicht.

Danach punkteten auch Oliver Lahde im Leichtgewicht der Jugend gegen Alex Evmenenko und Rakhim Shidaew gegen Bashir Idiev. Letzterer wird von Vitali Boot trainiert und zeigte wie der Weißenburger einen hervorragenden Kampf auf hohem technischen Niveau. Am Ende hatte der BCW-Athlet erneut den Arm bei der Siegerehrung oben.

Die für den BCW startende Frankenmeisterin Kim Tretter stand im Juniorinnen-Leichtgewicht Diana Reiswich gegenüber und musste ihr die Punkte überlassen. Danach wurde es noch einmal überaus spannend. Denn der Deutsche Meister der U18, Daniel Krotter, stand dem für Schwerin boxenden zweifachen marokkanischen Meister Hagir Abdelali gegenüber. Beide ließen die Fäuste fliegen und schenkten sich nichts, doch Mitte der zweiten Halbzeit war der Fight für Hagir nach einer blutenden Platzwunde am Auge vorzeitig beendet.

Mit einer beruhigenden 10:2-Führung ging es in die Pause, in der Ringsprecher Matthias Schiegl die Gelegenheit nutzte und Michael Timm in­terviewte. Timm war nach seiner ak­tiven Boxkarriere 1986 zunächst Trainer in Schwerin und ab 1997 im Profi-Boxstall „Universum Box-Promotion“ in Hamburg tätig. Seit 2012 ist er Leiter des Bundesstützpunktes des Deutschen Boxsport-Verbandes in Schwerin. Seiner Ansicht nach kommt es nicht nur darauf an, die Athleten im Sport nach vorne zu bringen, sondern sie auch bei Schwierigkeiten außerhalb zu unterstützen. „Die Jungs müssen den Kopf freihaben“, wenn es mit der Leistung stimmen solle.

Und die stimmte auch nach der Pau­se. Der zweifache Deutsche Meister Raman Sharafa im Weißenburger Trikot bezwang in einem überaus sehenswerten Fight den Bundesliga-Boxer Heshamat Karimi, bevor die Europameisterschaftsdritte Marie Maciejewski die für den BCW angetretene Diana Loichinger (Köfering) nach Punkten bezwang. Beim Stand von 12:4 und vier ausstehenden Kämpfen hätten die Gäste aus Schwerin durchaus noch gleichziehen können, doch in jeweils knappen Fights holten sich Jan Richmeier gegen Yasin Ürekli (Kadetten-Halbfliegengewicht), Christian Dezel gegen Nick Bier (Weltergewicht) und Remigiusz Syska gegen den zweifachen Deutschen Meister Joshua Lederhofer (Mittelgewicht) die Punkte und damit eine sichere 18:4-Führung.

Zum Abschluss brannten die Athleten noch einmal ein wahres Box-Feuerwerk ab. Der Deutsche Meister Daniel Malsam und der dreifache Deutsche Meister Viktor Jurk zeigten einen Spitzenkampf im Superschwergewicht und Andrej Merzlyakov gegen Kevin Boayke standen dem nichts nach. Jurk und Boayke hatten hier nach Kampfrichterwertung knapp die Nase vorne und verkürzten unter lautstarkem Beifall noch auf 18:8. „Das waren alles hervorragende Kämpfe“, kommentierte Ringsprecher Matthias Schiegl nach dem letzten Gong, und auch Heinrich Pauckner und dessen Helferteam waren sichtlich zufrieden. „Eine super Veranstaltung“ – und das nicht nur wegen der wieder über 1 000 Zuschauer im Widmann-Festzelt.

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