Der VfL feierte einen Riesenerfolg im Ries

8.12.2014, 08:35 Uhr
Der VfL feierte einen Riesenerfolg im Ries

© Uwe Mühling

Das Wort „sensationell“ ist für genau solche Ereignisse im Sport gemacht. Vor wenigen Jahren war es noch völlig undenkbar, dass sich der VfL als einstiger Bezirksligist mit einem Verein wie den Giants, der viele Jahre in der 2. Bundesliga, teils auch in der 1. Bundesliga im Einsatz war, auf Augenhöhe misst. Im Spitzenspiel der 1. Regionalliga Südost war genau das aber der Fall. Wie zuvor schon gegen die anderen Topteams von Leitershofen/Stadtbergen und Vilsbiburg spielte der Tabellenvierte erneut glänzend mit, doch im Unterschied dazu gingen die VfL-Baskets diesmal als Sieger aus der Halle.

Sternstunde für den VfL

Und sie feierten ausgelassen mit ihren Fans. Rund 200 waren mitgereist und erlebten eine Sternstunde der Treuchtlinger Basketball-Geschichte. Insgesamt waren es rund 800 Besucher, die dafür sorgten, dass die Nördlinger Keßler-Halle wie ein Hexenkessel kochte. Siedepunkte waren die Schlussphase und natürlich die Verlängerung, in der beide Teams hätten gewinnen können. Die Treuchtlinger waren jedoch einen Tick nervenstärker, hatten das nötige Quäntchen Glück und beeindruckten vor allem mit ihrer „Niemals-Aufgeben“-Mentalität – gerade deshalb war der Sieg wohl auch verdient.

Es gibt viel zu berichten von diesem außergewöhnlichen Match. Vielleicht sollte man einfach mal vorne anfangen: Die ersten Punkte eines denkwürdigen Abends erzielte ausgerechnet Stefan Schmoll. Zwei Jahre lang spielte der 25-Jährige für Nördlingen und kehrte im Sommer als neuer Kapitän zu seinem Heimatverein nach Treuchtlingen zurück. In Nördlingen  wurde Schmoll sehr freundschaftlich empfangen. „Welcome back Stefan“ stand sogar ganz groß auf dem Spieltags-Flyer.

Nach dem ersten Viertel führte der VfL, der mit dem verletzten Volker Lang einen seiner absoluten Leistungsträger ersetzen musste, mit 20:16 und lag nach dem zweiten Durchgang immer noch mit 33:29 vorn. Dieser Rückstand stachelte die Giants an, denn sie legten nach der Pause einen gehörigen Zahn zu und führten nach dem dritten Viertel mit 52:49. Im Schlussabschnitt sah es dann so aus, als würde der Favorit den Deckel drauf machen. Die „Riesen aus dem Ries“ erhöhten auf 59:51. Der VfL kämpfte sich zwar wieder heran, doch 40 Sekunden vor Schluss schien es mit dem 70:64 und sechs Punkten Vorsprung doch für die Nördlinger gelaufen zu sein.

Eiskalter Eisenberger

Der VfL feierte einen Riesenerfolg im Ries

© Mühling

Denkste: Claudio Huhn küsste die VfL-Baskets mit einem „Dreier“ der Marke überragend zum 70:67 wieder wach und verkürzte mit dem folgenden Freiwurf auf 70:68. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 28 Sekunden zu spielen und die Entscheidung verlagerte sich an die Freiwurflinie: Von dort glich Tim Eisenberger mit einem Doppelpack aus, Fabian Brütting machte das Gleiche auf der Gegenseite, und es stand wieder 72:70. Vier Sekunden vor Schluss zeigte sich Eisenberger dann erneut eiskalt bis in die Fingerspitzen und egalisierte zum 72:72. Verlängerung!

In diesen fünf Minuten „Overtime“ gab es sechs von insgesamt 16 Führungswechsel eines mitreißenden und nervenaufreibenden Spiels.

Nördlingen lag zwischenzeitlich 78:74 vorn, doch nun war es Simon Geiselsöder, der den VfL mit seinem dritten  „Dreier“ im Spiel hielt. Es ging hin und her, ein offener Schlagabtausch. 20 Sekunden vor Schluss glich Emanuel Richter für die Giants mit einem Dreier zum 85:85 aus. Der Nördlinger Anhang tobte, doch die Gäste blieben cool. Der VfL hatte noch einen Angriff. Dabei zeigte Tim Eisenberger seine ganze Klasse und ein perfektes Timing. Er zog zum Korb und legte den Ball exakt 2,6 Sekunden vor der Schlusssirene zum 87:85 für Treuchtlingen in die Reuse.

Damit waren eine schmerzliche Niederlage für die Giants und ein riesiger Erfolg für die VfL-Baskets perfekt. Herausragend waren bei den Gästen Stefan Schmoll als Topscorer des Abends mit 27 Punkten und obendrein zwölf Rebounds und natürlich Tim Eisenberger, der sich unglaubliche 17 Rebounds (fast alle defensiv) angelte und rund die Hälfte seiner 20 Punkte in den heißen Schlussminuten sammelte. Beide spielten übrigens die kompletten 45 Minuten durch. Was für eine Energieleistung!

Genauso wichtig waren aber auch die „Dreier“-Zaubereien von Huh (zudem sechs Assists) und Geiselsöder zur rechten Zeit oder die starken
Leistungen der Youngsters im VfL-Team. Zwei von ihnen – Florian Beierlein und Leon Fruth – standen sogar in der „Starting Five“. Das durfte man sicher auch als Statement für das Treuchtlinger Amateur- und Nachwuchskonzept in einer semiprofessionellen Liga sehen.

Derby-Statistik

VfL Treuchtlingen: Stefan Schmoll (27 Punkte, 12 Rebounds), Tim Eisenberger (20 Punkte, 17 Rebounds), Claudio Huhn (18 Punkte, 2 Dreier, 7 Assists), Simon Geiselsöder (11 Punkte, 3 Dreier), Florian Beierlein (4 Punkte), Arne Stecher (3), Jonathan Schwarz (2), Leon Fruth (2), Alexandros Mavropoulos, Jonas Rauch, Kevin Vogt.

Giants Nördlingen: Jordan Talbert (23, 7 Rebounds), Fabian Brütting (23 Punkte, 6 Assists), Emanuel Richter (12 Punkte), David West (11, 3 Dreier), Florian Sefranek (8), Jan Petrovic (4 Punkte), 10 Rebounds), Moritz Trieb (2), Luis Garcia Morato (2).

Die einzelnen Viertel: 16:20, 13:13, 23:16, 20:23; Verlängerung: 13:15.

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