Der Weißenburger Stadtschreiber ist da

17.6.2017, 06:00 Uhr
Der Weißenburger Stadtschreiber ist da

© Theisen

Der Anfang ist gemacht. Franzobel und Weißenburg haben sich ein wenig bekannt gemacht. Der österreichische Autor ist nahe daran, sämtliche Gast­häuser im Innenstadtbereich auf Tauglichkeit getestet zu haben, hat die Altstadt erwandert und erkundet und die ersten Weißenburger kennengelernt. Bei seinen Spaziergängen in der Stadt grüßen ihn immer mehr und langsam, aber stetig wird der österreichische Autor zu einem Teil der Stadt. So soll es auch sein, denn Franzobels Auftrag ist ehrgeizig und verlangt ein tieferes Verständnis der hiesigen Verhältnisse.

Ein Theaterstück in die Kulisse des Bergwaldtheaters soll er schreiben. Eines, das die Möglichkeiten dieser gigantischen Waldbühne mit all ihren Auf- und Abgängen so nutzt, wie es die Bühne verdient hat und wie es sonst nur der Brandner Kaspar der Weißenburger Bühne tut. Und das Stück soll auch noch Weißenburger Themen, Weißenburger Geschichten aufgreifen und möglichst schnell im Bergwaldtheater auch umgesetzt werden.

Arbeit an der Umsetzung

Am Donnerstag sah Christian Trabusch, der Intendant des Mainfranken Theaters in Würzburg, auf einen Besuch in Weißenburg vorbei, um sich das Projekt und die Kulisse des Bergwaldtheaters vorführen zu lassen.

„Das ist eine große Aufgabe, aber hier lassen sich tolle Sachen machen“, zeigte er sich beim Ortstermin von der Naturbühne beeindruckt. Trabusch hat bereits mit Franzobel erfolgreich zusammengearbeitet. Eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit für die Umsetzung des Stücks in Weißenburg erscheint derzeit vorstellbar. Konkrete Verhandlungen wurden allerdings noch nicht aufgenommen.

Derweil tastet Franzobel mögliche Themen ab. Die Zeit, als Weißenburg nach dem Zweiten Weltkrieg Tausende Flüchtlinge integrieren musste, inte­ressiert ihn, aber er hat auch andere Ideen im Kopf. „Mir schwebt so eine Art Sommernachtstraum mit einzelnen Szenen vor“, erklärt er. Da müsse man schauen, dass das nicht zur Nummernrevue werde, aber so könnte man in einem Rahmen viele verschiedene Themen behandeln. Im Moment nur ein Ansatz von vielen, aber ein interes­santer. Die nächsten Wochen und Monate mögen Aufschluss geben, wohin die Reise geht. Was das Thema des Stücks anbelangt, aber auch die Art der Umsetzung.

Die soll in jedem Fall zeitnah in Kooperation mit den großen Amateurtheater-Gruppen der Region stattfinden, die über große Qualität in der Umsetzung von Freilufttheater ver­fügen. Die Weißenburger Bühne, die Luna Bühne und die Pfofelder Vorhangreißer haben bereits zugesagt, sich zu beteiligen.

Mit Franzobel, der eigentlich Franz Stefan Griebl heißt, hat die Stadt mit  finanzieller Unterstützung der Wilhelm und Christine Hirschmann Stiftung gleich mit ihrem ersten Stadtschreiber einen großen Namen an Land gezogen. Der 1967 in Oberösterreich geborene Autor hat 1995 unter anderem den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen, einen der wichtigsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Dem folgten etliche weitere Auszeichnungen, Nominierungen für den Deutschen Buchpreis oder Stadtschreiber-Ämter in Sylt oder Split.

Seine Theaterstücke wurden unter anderem in Mexiko, Argentinien, Chile, Dänemark, Frankreich, Polen, Rumänien, der Ukraine, Italien, Russland und den USA gezeigt. Übersetzungen liegen bislang in 23 Sprachen vor.

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