Derbyzeit: "Ich erwarte ein enges Spiel"

7.9.2016, 09:21 Uhr
Derbyzeit:

© Gruber

Herr Eisenberger, „Alte Liebe rostet nicht“, sagt man. Wie steht das bei Ihnen und dem TSV 1860 Weißenburg?

Reiner Eisenberger (lacht): Na ja, ich bin seit 30 Jahren aus Weißenburg weg. Es gibt kaum jemanden von früher, der jetzt noch aktiv dabei ist. Aber natürlich beobachtet man immer auch, was in Weißenburg so los ist. In letzter Zeit hatten die Weißenburger ja eine etwas schwerere Zeit mit dem Bezirksliga-Abstieg. Im Moment scheint es aber wieder bergauf zu gehen. Der TSV hat ein gutes Konzept, auch mit der neu gegründeten U23 und der guten Jugendarbeit.

Haben Sie heute noch einen Bezug zum TSV 1860?

Eisenberger: Klar kennt man noch viele, aber einen direkten Bezug habe ich nicht mehr. Trotzdem ist es für mich immer wieder schön, auf die alten Bekannten zu treffen.

Ist das Match gegen den TSV 1860 Weißenburg also ein normales Bezirksliga-Duell?

Eisenberger: Nein. Ein Spiel gegen Woffenbach ist etwas anderes als das Spiel gegen Weißenburg. Es ist schon etwas Besonderes. Ich freue mich immer, gegen Weißenburg zu spielen. Außerdem ist es ja auch ein Derby.

Kommen wir zu Ihrer aktuellen Mannschaft, dem FV Dittenheim: Wie sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?

Eisenberger: Der Start war richtig gut. Doch dann kam im Juli/August eine Phase, in der wir viele Verletzte und Urlauber hatten – wie die meisten anderen Vereine auch. Deswegen wa­ren wir die letzten Spiele nicht so gut drauf und haben Punkte liegen gelassen. Nun müssen wir uns wieder steigern, sonst kann es nach hinten eng werden.

Was muss aus Ihrer Sicht besser werden?

Eisenberger: Wir brauchen wieder den gesamten Kader, um genügend Alternativen zu haben. Und wir müssen weniger Tore bekommen und dafür mehr schießen. Ist ’ne Phrase aber es ist halt einfach so.

Was erwarten Sie sich von der Partie gegen den TSV 1860?

Eisenberger: Wir spielen daheim und da wollen wir natürlich gewinnen, keine Frage. Dann ist Weißenburg ein direkter Konkurrent, den wir auf Abstand halten wollen. Es wird ein sehr wichtiges Spiel für beide Mannschaften. Ich erwarte ein enges Spiel – wie eigentlich immer gegen Weißenburg. Der TSV hat ähnliche Probleme mit Verletzten wie wir, aber wenn die alle wieder zurückkommen, haben die Weißenburger vor allem offensiv richtig Qualität. Böhm, Walter, Ochsenkiel – das ist schon ein sehr guter Bezirksliga-Sturm.

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© Uwe Mühling

Was ist für Sie das längerfristige Ziel mit Dittenheim?

Eisenberger: Der Klassenerhalt – und zwar immer. Letztes Jahr konnten wir souverän drinbleiben, dieses Jahr wird es für uns schwerer. Erstens we­gen der vier Direktabsteiger und zweitens, weil es dieses Jahr keine Mannschaft mehr gibt, die früh abgeschlagen ist und als Absteiger feststeht wie es letztes Jahr zum Beispiel die SpVgg Ansbach II war.

Sie haben früher selbst aktiv und sehr erfolgreich Fußball gespielt. War es für Sie schon früh klar, einmal Trainer zu werden oder war es eher spontan?

Eisenberger: Das hat sich so ergeben. Damals – in der Saison 2004/2005 – lief es bei uns in Ansbach nicht wirklich rund in der Hinrunde. Wir standen auf einem Abstiegsplatz. Sowohl die Mannschaft und der Verein als auch ich haben dann entschieden, dass ich im Winter als Trainer übernehme. Ich habe allerdings keinesfalls gegen den alten Trainer intrigiert, und am Ende der Saison sind wir dann trotzdem abgestiegen.

Nach weiteren vier Jahren bei Ansbach und einer Saison in Schwabach gingen Sie 2011 nach Dittenheim. Wie kam es dazu?

Eisenberger: Ich komme ja aus Treuchtlingen und da ist Dittenheim nicht so weit weg. Zudem hat der FV traditionell eine richtig gute Mannschaft mit sehr guten Fußballern. Auch das Umfeld passt. Michael Seitz spielt da natürlich auch eine Rolle. Er war mit mir schon in Schwabach Trainer. Seit acht Jahren arbeiten wir jetzt zusammen, und zwischen uns passt es einfach sehr gut. Micha kümmert sich in der Trainingsarbeit hauptsächlich um die Torhüter.

Heutzutage ist viel die Rede von den zwei Gegensätzen Ballbesitzfußball und Konterfußball. Welche Art von Fußball wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen?

Eisenberger: Das kommt bei uns aufs Personal und auf den Platz an. Manchmal ist es schwierig mit dem Pressing, zum Beispiel bei einem großen Platz. Meistens wollen wir ab der Mittellinie voll draufgehen und angreifen, dann den Ball erobern und schnell nach vorne spielen.

Ihr Sohn Tim Eisenberger spielt beim VfL Treuchtlingen in der Basketball-Regionalliga und kickt auch nebenbei. Warum sieht man ihn eigentlich nicht im Aufgebot der Dittenheimer?

Eisenberger (lacht): Der Tim hat sich für Basketball entschieden. Er spielt zwar auch Fußball, aber Bas­ketball geht vor. Zuerst hat er für Schalkhausen gespielt, ist dann nach Elpersdorf gegangen, weil dort mit Jörg Müller ein guter Bekannter den SC trainiert. Als dann der Jörg im Sommer zum ESV Ansbach/Eyb gegangen ist, ist der Tim mit. Obendrein ist Dittenheim von Ansbach schon ein Stück weg, weshalb es für ihn leichter ist, in Ansbach zu spielen. Und außerdem: Wenn ich den Tim aufstellen würde und er verletzt sich beim Fußball, bekomme ich Probleme mit dem „Harli“ (Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist VfL-Coach Stephan Harlander) und das möchte ich nicht.

Sie sind jetzt seit fünf Jahren in Dittenheim. Was gefällt Ihnen besonders am FVD?

Eisenberger: Die Stimmung im Verein ist super, dann die sehr gute Vereinsführung, die lassen einen vernünftig arbeiten. Und die Kameradschaft in der Mannschaft. Das sind lauter gute Typen, gute Jungs. Die Spieler gehen zusammen fort. Man spürt einfach den Teamgeist: Wir sind dreimal nacheinander in der Kreisliga Zweiter oder Dritter geworden und haben knapp den Aufstieg verpasst. Da haben viele schon gesagt, die Dittenheimer schaffen’s nie in die Bezirksliga, doch die Jungs haben immer dran geglaubt, und im vierten Jahr hat’s dann geklappt.

Im Vergleich zu Dittenheim ist Weißenburg relativ groß. Außerdem kommen beim TSV 1860 mit den vier Bezirksoberliga-Mannschaften immer junge Leute nach. In Dittenheim dagegen ist die U19 „nur“ in der Kreisklasse. Trotzdem spielt der FV in der Herren-Bezirksliga. Was ist das Erfolgsgeheimnis des FV?

Eisenberger: Dittenheim lebt von den Spielern aus der Region und der Fußballbegeisterung dort. Der FV hat einen sehr guten Ruf als Verein, hat Tradition und gestandene Spieler, wie Oberhauser und Hüttmeyer. Wenn ich an den Gunzenhausener Raum denke, gibt es im Umkreis keine höherklassige Mannschaft. Wettelsheim hat zwar auch ein gutes Team, aber es ist natürlich viel leichter, als Bezirksligist neue, gute Spieler zu bekommen. Da sagt man halt „komm zu uns, wir spielen Bezirksliga oder mindestens Kreisliga“. Für junge Talente ist Dittenheim einfach ein beliebter Anlaufpunkt.

Wird man Reiner Eisenberger noch einmal in Weißenburg sehen oder wird er in Dittenheim bleiben?

Eisenberger: Da mach’ ich mir jetzt überhaupt noch keine Gedanken. Erst einmal müssen wir schauen, dass wir die Klasse halten. Im Winter hocken wir uns dann zusammen und reden darüber. Vorm Winter hat es aber keinen Sinn, darüber nachzudenken.

Letzte Frage: Von den meisten werden Sie nur „Russi“ genannt. Wie kam es zu diesem Spitznamen?

Eisenberger: Früher als Kind habe ich auf den Bolzäckern oft den Ball holen müssen und so wurde aus dem Ballruss bald der Russi.

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