Die Ellinger Narren lassen es in Weißenburg krachen

26.1.2014, 15:00 Uhr
Die Karnevalsgesellschaft Ellingen sorgte auf ihrem Faschingsball für Narrenstimmung in Weißenburg.

© Robert Maurer Die Karnevalsgesellschaft Ellingen sorgte auf ihrem Faschingsball für Narrenstimmung in Weißenburg.

Neben dem Ampel-Ärgernis barg unter anderem auch der politische Zickzackkurs in Sachen Römermuseum, Mittelschule und Turnhalle reichlich Stoff, um sich über lokale Ereignisse lustig zu machen. Wobei die Narren zu glauben wissen, was der wahre Grund für den Aufschub in Sachen Turnhallenbau ist: „Frau Strunz und Frau Dollinger waren sich nicht einig, ob die Vorhänge in der Turnhalle gestreift oder gepunktet sein sollten“, giftete Alexander Gun. Er präsentierte die Bütt in diesem Jahr zusammen mit Wolfgang Freyberg als Nachrichtensendung.

Unterstützung hatten die beiden von Uschi Dormeyer, die die Texte mit verfasst hat. Es war eine äußerst gelungene Bütt, die so kurz vor der Kommunalwahl ein bisschen in alle Richtungen austeilte. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (er war als einziger der Kandidaten Gast in der festlich geschmückten Karmeliterkirche) musste wohl am meisten aushalten – aber das ist dem Amt geschuldet. Auch die Herausforderer Alexander Höhn (nach dem Tod seines Vaters fehlte der KaGe-Präsident auf dem Ball), Thomas Strobl und Erkan Dinar sowie Schröppels Vorgänger Reinhard Schwirzer bekamen ihr Fett weg.

"Wie im alten Pompeji"

So lästerten Gun und Freyberg über den „radikalen Sparkurs in den letzten Jahrzehnten“, mit dem der Stadt­rat versucht habe, das Weißenburger Stadtbild dem einer 2000 Jahre alten Römerstadt anzugleichen. In der Mittelschule gehen die Fenster nicht mehr auf, weil die Römer solche nicht hatten. In der Karmeliterkirche fällt der Stuck von der Decke. „Wie im alten Pompeji – und das ohne Vesuv.“ Und das Römermuseum gilt als Favorit für den „Retro-Museums-Award“.

Auch sehr schön, die Anspielung auf das Bistum Limburg: Freyberg stellte fest, dass trotz Sanierung das Dach der Heilig-Kreuz-Kirche noch immer nicht dicht sei. „Auf das Aufstellen eines Eimers wurde aus ästhetischen Gründen verzichtet.“ Und: „Auf das Aufstellen der in Limburg nicht mehr benötigten Doppelkopfstützen-Badewanne – auch „Zöli-Bad“ genannt – wurde hingegen aus ethischen Gründen verzichtet“, schob Gun hinterher.

Neben den speziellen Weißenburger Späßen in der Bütt hatten die Ellinger Karnevalisten natürlich ihren Hofstaat mit dem Prinzenpaar Katja I. und Christian I. sowie dem Kinderprinzenpaar Lara I. und Jan I. und ihr gesamtes Tanz- und Showprogramm dieser Session mit in die Karmeliterkirche gebracht. Viereinhalb Stunden (inklusive mehrerer Zugaben) ging es Schlag auf Schlag: Kindergarde (Trainerinnen: Andrea Stretz, Nicole Beißer und Carina Krach) und Prinzengarde (Claudia Stretz, Marina Hitschfel und Julia Böhm) bestachen mit fetzigen Choreografien. Die Tanzmariechen Franzi Gebhardt und Marie Schmidt (Trainerinnen: Eva Sand und Regina Berthold) wirbelten mit atemberaubenden Figuren über die Bühne.

Bloß keinen Stress auf der Arbeit

Luisa, Lucca und Nele Ihrke alberten sich in der Kinderbütt mit Putzigkeitsbonus durch die Welt der Märchen und stänkerten dabei unter anderem über die Weißenburger Stadtverwaltung. Was bedeutet es, wenn einem ein Mitarbeiter der Verwaltung alle fünf Finger einer Hand entgegenstreckt? „Heute wieder keinen Finger krumm gemacht!“ Der Jugendschautanz (Trainerinnen: Jessica Morgott und Caroline Rabus), der den Programmreigen eröffnete, entführte in die Welt der Monster und Zombies. Ray Parker jr. mit „Ghostbusters“, Michael Jackson mit „Thriller“ und der „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ ließen es richtig knallen. Schrille Kostüme und Masken sowie eine gelungene Choreografie taten ihr Übriges.

Bei den Elferratsfrauen (Trainerin: Ines Gesso, Organisation: Britta Ellinger) drehte sich diesmal alles um die „Gesichter des Karnevals“. Ein bisschen Venedig, viel Rio – nicht die allerbeste Nummer, die die Ratsfrauen in den vergangenen Jahren abgeliefert haben, aber auf gewohnt hohem Niveau und einmal mehr genial geschminkt (Maske: Uschi Dormeyer) und mit vogelwilden Kostümen.

Gleiches gilt für die Elferräte, die sich angeleitet von Monika Weck und ihrer Tochter Rebbecca Kunzelmann bewährt ungelenk in albernen Outfits über die Bühne bewegten. Fehlt noch der Schautanz: „Rock of Ages“. Kurz: Bombe! Die fetzigen Klassiker der Rockgeschichte sind natürlich eine solide Basis, mit der man das Publikum schon fast im Sack hat. Dazu gab es zerrissene Jeans, Lederjacken und knappe Röcke zu sehen. Aber auch die Choreografie mit etlichen selbstironischen Rockerposen und anstrengenden Hebefiguren, die Katharina Schneider und Siggi Stöbich jun. den Tänzerinnen und Tänzern antrainiert hatten, hatte es in sich. Mit „Rock of Ages“ hat die Schautanzgruppe einmal mehr bewiesen, dass sie zurecht das Aushängeschild der KaGe ist. Siggi Stöbich als Sitzungspräsident (er vertrat Alexander Höhn und Florian Stretz wegen derer politischer Ambitionen) führte gekonnt durchs Programm. Geradlinig und schnörkellos kündigte er die einzelnen Nummern an. Gelegentlich blitzte er aber der spitzbübische Schalk hervor. Beispielsweise als er Wolfgang Freyberg „die breitesten Schultern, die Weißenburg je gesehen hat“, andichtete.

Wer das Programm 2014 der Karnevalsgesellschaft Ellingen noch sehen möchte, hat dazu noch in der Pleinfelder Brombachhalle (8. Februar), in der Gunzenhausener Stadthalle (22. Februar) und beim Familiennachmittag in der Ellinger Schulturnhalle (23. Februar). Gelegenheit. Mehr auf www.kage-ellingen.de

Keine Kommentare