Die gelbe Gefahr am Wegesrand

28.6.2017, 12:00 Uhr
Die gelbe Gefahr am Wegesrand

© Nico Kögel

Das toxische Gewächs stellt vor allem für Pferde und Rinder eine große Bedrohung dar, kann aber auch für Menschen äußerst schädlich sein. Alle Teile der Pflanze enthalten Alkaloide. „Diese werden im Körper zu giftigen Stoffen umgewandelt und greifen die Leber an“, erklärte Carola Simm, die Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landespflege. Die Folge sind Lebervergiftungen. Auch der Hautkontakt mit der Pflanze ist schon schädlich.

Simm weiß von Beständen in Muhr am See und in Weißenburg. Aber auch an der B 2 nahe Dettenheim ist die Pflanze vorzufinden. Weitere Bestände sind nicht auszuschließen, zumal das Jakobskreuzkraut früher auch mal mit in Blühmischungen gepackt worden ist. Das Landwirtschaftsamt in Weißenburg sieht aktuell dennoch kein echtes Problem in Weißenburg-Gunzenhausen. Das Kraut kommt am häufigsten an Straßenrändern vor. Aber auch auf Wiesen und Tierkoppeln, die kaum gemäht oder beweidet werden, soll es ab und zu wachsen, weiß man in der Behörde.

Brigitte Löffler aus Hagenbuch sieht das weniger gelassen. Ihr ist das Jakobskreuzkraut schon länger ein Dorn im Auge. Bei einer Naturschulung am Hesselberg vor einigen Jahren hat die Hobbygärtnerin, die sich sehr für Ökologie interessiert, zum ersten Mal von dem Jakobskreuzkraut gehört. „Danach habe ich es bei mir im Garten selbst entdeckt und ausgerupft“, erzählt sie. Und seitdem ist sie bei der Lektüre in Fachzeitschriften immer wieder über die Pflanze und die Gefahren, die von ihr ausgehen, gestolpert.

Gefahr für Pferde und Rinder

Pferde und Rinder sind davon am meisten betroffen. Bei einer zu hohen Dosis der Pflanze können die Tiere sogar sofort daran sterben. „Trächtige Kühe haben deswegen schon ihr Kalb verloren“, weiß Löffler. Bei Rindern liegt die kritische Menge bei etwa 140 Gramm der frischen Pflanze pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Pferden reichen schon etwa 40 bis 80 Gramm aus, um zum Tod zu führen.

Das Tückische an der Pflanze ist, dass die giftigen Alkaloide auch nach dem Schnitt wirksam bleiben. Somit ist die Hauptgefahr, dass die Tiere mit verunreinigtem Heu oder Silage vergiftet werden. Die frischen Pflanzen meiden sie weitestgehend, da sie einen bitteren Geschmack haben.

Auch für Menschen kann das Kraut gefährlich werden, falls es durch die Nahrungskette in den Körper gelangt.  „Milch, Käse oder auch Honig“, so Carola Simm, können Spuren der Pflanze enthalten. Dies bestätigt auch Brigitte Löffler aus ihrer Erfahrung. „Die Bienen verschmähen das Kraut nicht.“ Dabei sei der Anteil der Alkaloide in der Blüte sogar noch höher. Die Zeitschrift Öko-Test hat beispielsweise in etlichen Roibostees die Alkaloide in einer Dosis nachgewiesen, die weit höher liegt als die Maximaldosis, die das Bundesinstitut für Risikobewertung für noch vertretbar hält.

Die Gifte lagern sich dann im Körper ab und können so langfristig chronische Krankheiten auslösen. Da eine schleichende Vergiftung nicht so auffällig ist, wie etwa eine einmalige hohe Dosis, geht man von einer hohen Dunkelziffer aus. „Kinder reagieren dabei heftiger als Erwachsene“, weiß Carola Simm.

Durch die schnelle Ausbreitung in den vergangenen Jahren hat die Bedrohung, auch für den Menschen, zugenommen. Die Giftigkeit der Pflanze ist zwar keineswegs neu, sie ist schließlich ein heimisches Gewächs. Jedoch ist die Gefahr, die von ihr ausgeht, eben nicht so offensichtlich wie beispielsweise die des Fliegenpilzes.

Gründe für den Anstieg der Population in den letzten Jahren werden im Klimawandel oder auch in der Veränderung der Landwirtschaft vermutet. Das Kraut mag es warm und trocken. Brach liegende Felder bilden einen guten Lebensraum für das Gewächs. Sichere Belege, ob dies tatsächlich die Gründe für die Zunahme sind, gibt es jedoch nicht.

Beim Weißenburger Landratsamt gibt es immer wieder Beschwerden, dass irgendwo Jakobskreuzkraut im größeren Umfang wuchert. Doch viel kann die Behörde gar nicht tun. „Wir informieren dann die Besitzer der Grundstücke und bitten sie, gegen das Gewächs vorzugehen“, erläutert Carola Simm das Vorgehen. Selbst eingreifen kann die Behörde nur, wenn die Pflanze auf öffentlichem Grund steht.

Schwer zu bekämpfen

Letztlich bleibt es dem Grundstückseigentümers überlassen, ob er eingreift. Die Bekämpfung der Giftpflanze ist dabei durchaus schwierig. Eine Pflanze kann zwischen zwei und acht Jahren überleben, wobei sie normalerweise erst im zweiten Jahr blüht. Einerseits ist die Mutterpflanze, wenn man sie ungestört wachsen lässt, bei Vegetationsende so geschwächt, dass sie im nächsten Jahr wahrscheinlich nicht mehr austreibt. Andererseits haben sich dann die Samen verbreitet.

Wenn man sie immer kurz hält und regelmäßig abmäht, bleibt die Pflanze sehr vital und treibt immer wieder neu aus. Wer nicht zur Chemiekeule greifen will, hat nur die Möglichkeit, die Pflanze vor der Blüte auszustechen. Vertreiben lässt sich das Jakobskreuzkraut aber auch durch eine intensivere Nutzung der Fläche.

 

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