Die Geschichte der Brauerei Wank in Niederhofen

26.5.2016, 07:23 Uhr
Die Geschichte der Brauerei Wank in Niederhofen

© Stephan

Die Brauereilandschaft im Weißenburger Land ist üppig. Wenn man sie mit anderen Regionen vergleicht. Sieht man ein paar Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurück, dann nimmt sie sich heute geradezu ärmlich aus. Im Jahr 1819 gab es allein im Bereich der heutigen Weißenburger Altstadt 19 Brauereien und in den heutigen Ortsteilen der Stadt dürfte nochmal knapp die Hälfte dazugekommen sein.

Eine solche Ortsteilbrauerei war die zuletzt als Brauerei Wank bekannte Anlage in Niederhofen, die 2012 abgerissen wurde. Wie gewaltig das Brauhaus war, zeigt heute noch die Lücke, die es mitten im Kern des Orts hinterlassen hat. Und das, obwohl man die ehemalige Gastwirtschaft hat stehenlassen.

Bier statt Wasser

Wohl um 1680 richteten die Markgrafen von Ansbach ein Brauhaus an besagter Stelle ein, die man vor allem wegen der guten Wasserversorgung und der nahen Mühlen als geeignet für die Bierproduktion ausgemacht hatte. Dabei hatten die Fürsten vor allem die Versorgung der nahen Wülzburg im Blick. Bier war damals weniger ein Genussmittel, als mehr ein Lebensmittel. Da Wasser oft mit Bakterien verunreinigt war, deckte man große Teile der Flüssigkeitszufuhr über Leichtbier. Und das bedeutete, dass man für eine gesamte Festungsbesatzung eine ordentliche Menge Bier und damit am besten gleich ein eigenes Brauhaus brauchte.

Dass der Biermarkt schon damals umkämpft war, zeigt ein Streit zwischen den Ansbacher Markgrafen und der Reichsstadt Weißenburg, der sich wenige Jahre nach der Eröffnung der Brauerei ereignete, wie Kammerl recherchiert hat. Und zwar ärgerten sich die Ansbacher über ein Oberhochstatter Gasthaus, das sein Bier aus dem Weißenburger Ortsteil Suffersheim bezog und nicht von der benachbarten Niederhofener Brauerei. Dem Wirt drohte man, das Suffersheimer Bier zur Not zu vernichten und selbst die Lieferanten zu bestrafen. Die Freie Reichsstadt stellte sich allerdings hinter den Wirt und beharrte auf dem Recht der Bierlieferung aus Suffersheim. Der Markgraf gab zähneknirschend klein bei, verbot aber all seinen Untertanen in Niederhofen und Oberhochstatt bei Strafandrohung, in dem Wirtshaus einzukehren. Schon 1720 mussten die Ansbacher sich mit dem Bau eines neuen Brauhauses beschäftigen. Dass dies bereits 40 Jahre nach der wahrscheinlichen Eröffnung der Fall war, lässt Kammerl vermuten, dass das erste Brauhaus in einem bestehenden Gebäude untergebracht worden sein könnte. Jedenfalls suchen die Ansbacher im Zuge der Neubaupläne in Kehl nach einem geeigneten Platz für eine Brauerei, weil man es dann näher zur Wülzburg hätte, und dort auch bereits der Bierkeller der Brauerei bestand. Die Pläne gab man bald wieder auf, weil auf dem Berg das für die Bierproduktion in großen Mengen nötige Wasser fehlte. Schließlich baute man am bestehenden Ort neu und konnte 1722 die imposante Anlage einweihen, die bis vor wenigen Jahren das Ortsbild prägte.

Zunächst von markgräflichen Verwaltern betrieben, ging man im Verlauf des 18. Jahrhunderts dazu über, die Brauerei zu verpachten. Als 1791 das Markgrafentum Ansbach an Preußen fiel, war der Betrieb in Niederhofen gar ein Königliches Brauhaus. Ein Ruhm allerdings, von dem man nicht lange zehren konnte, denn schon 1803 verkaufte Preußen den gesamten Betrieb an den Schenk von Geyern, der sich im Nachhinein als Strohmann herausstellte für den Sohn des bisherigen Pächters. Die Preußen hatten bereits geahnt, dass angesichts der politischen Entwicklung ihre Besitzungen im Fränkischen auf Dauer nicht zu halten sein könnten, und wollten das Tafelsilber noch schnell zu Geld machen.

Die aus Bieswang stammende Familie Klein betrieb die Brauerei fünf Generationen lang, bis das Unternehmen 1894 pleite ging und versteigert wurde. Nach diversen Besitzwechseln landete das Gesamtareal schließlich 1933 bei Otto Wank, dessen Namen bis zuletzt für das gesamte Anwesen stand. Jener Wank eröffnete 1934 auch einen eigenen Ausschank zur Brauerei, was dem ortsansässigen Gastwirt wiederum ganz und gar nicht gefiel, und zu einer juristischen Auseinandersetzung führte. Mit Kriegsbeginn musste zunächst die Brauerei und zwei Jahre später auch die Wirtschaft zusperren.

27 Pächter in 40 Jahren

Nur das Gasthaus kam 1952 wieder zurück, und hielt sich – mit Pausen – immerhin noch gute 40 Jahre, bis es 1993 endgültig die Türen schloss und damit eine über 300-jährige Tradition zu Ende ging. Dass man in den letzten vier Jahrzehnten auf die beachtliche Zahl von 27 Pächtern kam, zeigt schon, dass diese Phase des Betriebs keine ganz glückliche mehr war.

Die Brauereigebäude, in denen bereits seit 1939 kein Leben mehr herrschte, wurden über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt und hatten bald den Punkt erreicht, an dem eine Sanierung wirtschaftlich nicht mehr zu machen war. Zwar stemmte sich das Landesamt für Denkmalpflege lange gegen den Abriss der ortsbildprägenden Kulisse, aber 2012 fügte man sich ins Unvermeidbare. Immerhin erreichte man, dass das ehemalige Gaststättengebäude erhalten werden konnte. Der Weißenburger Architekt Rainer Hochreiter hat das Gebäude gekauft und strebt eine Sanierung an. Damit würde zumindest ein Rest der langen Niederhofener Braugeschichte erhalten bleiben.

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