Die größte Krebsausstellung in Solnhofen

5.12.2018, 10:32 Uhr
Die größte Krebsausstellung in Solnhofen

© Markus Steiner

Für Museumsleiter Dr. Martin Röper, der gerade die Vitrinen im ersten Obergeschoss des Museums leer geräumt hat, ist die Schenkung „ein echter Glücksfall“. Denn die vielen hervorragend präparierten Fossilienexponate, die Polz den Solnhofenern vermachte, füllt die Vitrinen wieder auf einen Schlag. Hermann Polz hat fünf Jahrzehnte lang regelmäßig mehrmals im Jahr seinen Urlaub in Solnhofen verbracht und dort leidenschaftlich Krebsfossilien gesammelt, die er im Anschluss präpariert, erforscht und dokumentiert hat. Die Krebstiere des Meeres und deren Verwandte scheinen Polz regelrecht fasziniert zu haben. Seine Sammlung zählt zu den wissenschaftlich bedeutendsten privaten Sammlungen von Fossilien aus den Solnhofener Plattenkalken.  

Umfangreiche Schenkung

Mit der Schenkung der kompletten Bestände inklusive Dias, Originalzeichnungen und Bildtafeln sowie einer umfangreichen Bibliothek besitzt die Gemeinde ein neues Juwel aus den lokalen Steinbrüchen im Altmühltal, freut sich auch Bürgermeister Manfred Schneider: „Wir sind froh, dass eine so bedeutende Sammlung aus unseren Steinbrüchen den Weg zurück nach Altmühlfranken gefunden hat.“ Der Wert der Schenkung für das gemeindliche Bürgermeister-Müller-Museum sei enorm.

Museumsleiter Röper ist sich ebenfalls sicher, dass die Schenkung nicht nur einen materiellen, sondern auch einen ideell hohen Wert hat: „Die Paläontologie in Mittelfranken erhält dadurch einen weiteren Schub.“ Röper kennt die Sammlung aufgrund seines jahrzehntelangen Kontakts zu dem Krebsforscher und ist sicher auch mit der Hauptgrund, warum Polz seine Sammlung dem Solnhofener Museum anvertraute, das seit den 80er Jahren mit dem Arthropodenspezialisten zusammen arbeitet.

Der Bestand der „Stiftung Hermann Polz“ umfasst eine systematische Sammlung von wunderschönen Panzerkrebsen und Garnelen, darunter die im Steinbruchgebiet bekannten und beliebten „Stockkrebse“, „Schnorgackel“ und „Sechsfühlerkrebse“. Fast schon kurios erscheint eine erst in den letzten Jahren entdeckte neue Garnelenart, die nach dem berühmten Boxer Max Schmeling benannt wurde. Die „Schmelingia“, wie der kleine Boxerkrebs heißt, ist mit seinen überdimensionalen Scherenfäusten eine der gesuchtesten Krebsarten in den Solnhofener Plattenkalken, weiß Museumsleiter Röper. Denn bislang seien von ihr weniger als ein halbes Dutzend gefunden worden. Einen zentralen Teil der Stiftung nehmen Krebslarven, Asseln und eine rätselhafte Gruppe von Gliederfüßern ein, die mit den Krebsen nahe verwandt sind. Für die heute ausgestorbenen „Thylacocephala“ gibt es allerdings noch gar keinen deutschen Namen.  

Besonders wertvoll sind Röper zufolge die Originale der Sammlung, die in der Wissenschaft beschrieben und abgebildet wurden. Denn Hermann Polz hat sogar sechs neue Gattungen und elf neue Arten in den Solnhofener Plattenkalken entdeckt und wissenschaftlich akribisch genau beschrieben und dokumentiert.

Auch für die Altbestände des Museums soll im Zusammenhang mit der Schenkung jetzt etwas getan werden. Besonders schöne Krebse aus der Sammlung des Museumsgründers Friedrich Müller stehen noch zur Restauration an. Alles in allem dürfte das Solnhofener Museum jetzt über eine der umfangreichsten Sammlungen von Plattenkalkkrebsen verfügen, ist sich Museumsleiter Dr. Röper sicher.

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