Die heißesten Jobs in Altmühlfranken

2.8.2018, 11:27 Uhr
Die heißesten Jobs in Altmühlfranken

© Markus Steiner

Richard Eichner steht seit 11 Uhr in seinem Grillwagen in der Nürnberger Straße und schwitzt schon fast so wie seine Hähnchen, die schön säuberlich in Reih und Glied auf dem Grillspieß drehen. Kein Wunder. In dem mobilen Grillwagen herrscht Sauna-Klima: „60 Grad ist bei uns die kühlste Temperatur“, sagt Eichner und wischt sich die Schweiß von der Stirn. Zum Beweis zückt er sein Infrarotthermometer und misst die Lufttemperatur dort, wo er gerade steht. Über 64 Grad zeigt das Instrument. Als er den Messstrahl auf die Hähnchen in der vordersten Reihe hält, steigen die Werte auf bis zu 170 Grad Celsius.

Wie man diese Hitze aushält? Eichner lächelt und wischt sich mit seinem weiß-karierten Tischtuch, das er sich um den Hals gelegt hat, den Schweiß von der Stirn: „Trinken, trinken, trinken.“ Bis zu fünf Liter an dem elf Stunden dauernden Arbeitstag trinken er und seine Tochter Sarah.

Die heißesten Jobs in Altmühlfranken

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Einen ganzen Kasten alkoholfreie Getränke zusammen. „Aufs Klo muss man dennoch nie gehen“, verrät Eichner. „Man schwitzt alles wieder raus.“
Während man das dem Papa gerne glauben will, sieht Tochter Sarah fast wie aus dem Ei gepellt aus. Keine Spuren von Schweiß auf der Stirn oder im Gesicht. Die junge Frau verrät: „Ich habe das Glück, dass ich am Kopf überhaupt nicht schwitze.“

Ein unschlagbarer Vorteil, wenn man je­den Tag einige Hundert Hähnchen verkaufen muss. Auch Sarah Eichner hat sich nach fünf Jahren im Grillstand längst mit der Hitze arrangiert: „Ich weiß, wie ich damit umgehen muss. Viel trinken und den Schweiß einfach laufen lassen.“ Ob sie selbst eigentlich noch Hähnchen essen? Eine Frage, die Richard Eichner öfter zu hören bekommt: „Ja, einmal pro Wo­che muss Hähnchen schon sein.“

Heiß wie im Backofen

Ortswechsel: Kreisstraße 2216 zwischen Auernheim und Schlittenhart, kurz nach 9 Uhr. Das Thermometer zeigt 26 Grad im Schatten an. Der Asphaltierungstrupp ist schon seit zwei Stunden im Einsatz und flickt die Löcher in der Straßendecke zu, die der Frost und der Verkehr im Lauf der Jahre in der Fahrbahn hinterlassen haben. Am Tag zuvor wurden die maroden Stellen abgefräst, heute wird asphaltiert.

Gerade kommt Stefan Vogel mit seinem orangeroten Kipper und bringt gerade eine neue Ladung Asphalt aus Pleinfeld mit: elf Tonnen dampfender, schwarzer Asphalt, frisch aus der Asphaltmischanlage der Firma Fiegl. Das Infrarotthermometer, mit dem Andreas Satzinger die angelieferte Ladung überprüft, zeigt 171,5 Grad an. Eine Temperatur, die man sonst nur im heimischen Backofen hat, wenn man Kuchen bäckt oder Schweine gart.

Trotz der Hitze, die sofort von der Straße abstrahlt, sobald der Asphalt auf ihr verteilt wird, tragen die Männer ihre langen Schutzhosen und hohe Stiefel mit Stahlkappen. Einer hat so­gar eine langärmlige Jacke an. Berufskleidung, die vor der Hitze und Verbrennungen schützen soll und garantiert, dass die Straßenarbeiter von den vorbeirollenden Autofahrern auch rechtzeitig gesehen werden.

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Wie man mit der Hitze klarkommt, will der Reporter wissen, der extra in kurzer Hose und T-Shirt gekommen ist und weiß, dass er nach maximal zwei Stunden wieder im kühlen Büro sitzen wird. „Man muss viel Wasser trinken und viel schwitzen“, lautet Silvester Hausners simple Antwort. Zudem gewöhne man sich angeblich mit der Zeit an die brutale Hitze.

Langes Lamentieren über zu hohe oder zu niedrige Temperaturen hilft ohnehin nichts und erübrigt sich: Asphaltiert und ausgebessert wird meis­tens im Sommer, wenn es heiß und vor allem über einen längeren Zeitraum trocken bleibt. Denn Regen können die Männer beim Asphaltieren überhaupt nicht gebrauchen.

Aus diesem Grund ist der Trupp, der zum Staatlichen Bauamt Ansbach gehört, seit Anfang Juli im gesamten Landkreis unterwegs, um die Staatsstraßen wieder auf Vordermann zu bringen. Auf der Staatsstraße 2216 bei Schlittenhart geht das erstaunlich schnell. Azubi Niklas Schwarz darf den sogenannten Gehwegfertiger lenken, der den heißen Asphalt auf der Straße verteilt und verdichtet. Der junge Mann ist so konzentriert bei der Sache, dass ihn die Hitze nicht groß interessiert.

Seine erfahrenen Kollegen haben sich längst mit tropischen Tempera­turen engagiert und wissen, wie man den Arbeitstag unbeschadet übersteht: „Nichts Schweres essen“, rät Norbert Gutmann. „Am besten Gemüse oder Obst.“ Eine fette Leberkässemmel liege bei dem Wetter zu schwer im Magen.

Wenn es so heißer ist als 27 Grad, dann bekommen die Männer von ih­rem Arbeitgeber Sonnenhüte und Sonnencreme gestellt und drei Liter Wasser pro Tag, erklärt Willibald Färber, der Leiter der Straßenmeisterei in Weißenburg. Er weiß, was seine Männer bei diesem Wetter leisten müssen und gönnt ihnen, wenn es sein muss, auch mal eine extra Pause.
Inzwischen hat sein Trupp bereits gut 50 Meter asphaltiert. Es riecht nach Gas, Bitumen, Schweiß und Sonnencreme. Andreas Satzinger nimmt es gelassen. Nur noch fünf Stunden, dann ist Feierabend. Was er dann macht, weiß er schon jetzt ganz genau: „Ich hau’ mich erst mal in meinen Pool. Das machen bei uns die meis­ten.“

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