Die Hitzewelle in Altmühlfranken

8.8.2018, 08:44 Uhr
Die Hitzewelle in Altmühlfranken

© Leah Mühlöder

Für viele wahrscheinlich eine heiß ersehnte Neuigkeit: Im Baumarkt gibt es wieder Ventilatoren zu kaufen. Obi hat eine Palette geliefert bekommen. Der Nachschub kam, nachdem tagelange Leere herrschte. In ganz Deutschland scheint derzeit nichts gefragter zu sein als Ventilatoren. Auch Klimaanlagen sind bereits ausverkauft, schmunzelt Tom Schleebach, Marktleiter der Obi-Filiale Weißenburg.

Eine Alternative zur Abkühlung der Luft ist die Erfrischung des eigenen Körpers: Der Sprung ins frische Wasser ist dabei natürlich eine beliebte Lösung. Glücklich kann sich derjenige schätzen, der in einen hauseigenen Pool investiert hat – nach dem Motto: Raus aus der Arbeit, rein ins kühle Blau. Wer sich jetzt an die Stirn fasst, weil er sich nach einem derartigen Stück im Garten sehnt – immerhin davon gibt es in den Geschäften noch einige Exemplare zu kaufen.

Boom im Limesbad und Seenland

Apropos Nässe: Aktuell hört man deutschlandweit von sterbenden Fischen. Durch die Erwärmung der Gewässer sinkt der Sauerstoffgehalt und  die Fische ersticken. Im Landkreis sei Fischesterben aber noch kein Problem, meint Christoph Würflein, der Geschäftsführer des Naturparks Altmühltal. „Die Zuflüsse der Altmühl hier im Landkreis haben kühle Temperaturen. Glücklicherweise gibt es hier an der Altmühl auch keine Stillgewässer und Ausläufer der Industrie.

Die Fische schwimmen noch – ebenso die Paddler. Der Wasserstand der Altmühl ist trotz des fehlenden Niederschlags während der letzten Wochen noch so hoch, dass darauf gepaddelt werden kann. Beim Naturpark Altmühltal ist man zuversichtlich: „An manchen Stellen trifft man zwar auf Sandbänke, aber die kann man eigentlich überall noch umfahren und man erkennt sie auch früh genug.“

Wer sich nicht auf oder in der Altmühl oder im eigenen Pool erfrischt, der hält sich wahrscheinlich im Fränkischen Seenland oder in den Freibädern auf. Das Limesbad Weißenburg besuchten seit der Eröffnung im Mai bis jetzt 32 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr. Im Jahr 2017 kamen bis August durchschnittlich 530 Personen pro Tag, dieses Jahr sind es 655 – ein ordentliches Plus.

Auch Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Seenland, zeigt sich bis jetzt äußerst zufrieden: „Ich habe das Gefühl, dass es gut läuft, wir hatten sehr gute Monate.“ Die Rückmeldungen der betroffenen Betriebe seien durchwegs positiv.

Wichtig bei der Hitze: viel trinken! Die Landkreisbürger bevorzugen aktuell Radler statt Bier. Oder sie greifen zu komplett alkoholfreien Getränken: Stefan Wittmann von der Brauerei Felsenbräu aus Thalmannsfeld bestätigt den deutschlandweiten Trend auch für die lokale Ebene: „Wasser, Säfte und Limonaden gehen gerade ziemlich gut, Bier im Vergleich dazu eher weniger.“

Ist man körperlich in einer gesunden Verfassung, kann man der Hitzewelle vermutlich etwas abgewinnen – ein bisschen wie Urlaub eben. Schwieriger ist es aber für Menschen, die nicht mehr komplett für sich selbst sorgen können: Gabriele Fürbaß, Pflegedienstleiterin im Awo-Seniorenheim in Weißenburg, erklärt, dass sie und ihre Kolleginnen den Alltag anpassen müssen: mehr Getränke für die Senioren bereitstellen und immer wieder extra auffordern. Der Grund: Viele der Senioren verspüren von selbst keinen Durst, weiß Fürbaß.

Auch die Mahlzeiten werden in den Altenheimen angepasst: Wenig Fettiges, wenig auf einmal. Dafür mehr Zwischenmahlzeiten. „Da muss man auch improvisieren: Mehr Obst ist zwar gut bei dem Wetter, aber viele hier leiden unter Schluckstörungen, also müssen wir aus Äpfeln erst Mus zubereiten.“ Allgemein sei wichtig, dass gerade geschwächte Menschen trotz Appetitlosigkeit ihren Kalorienbedarf decken.

Ernst ist die Lage aufgrund der Hitze in den Wäldern des Landkreises: Bis jetzt gab es zwar nur einen kleinen Waldbrand bei Ramsberg, „aber trotzdem herrscht extreme Waldbrandgefahr“, gibt Jürgen Stemmer vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten zu bedenken. Gerade Kiefern und Fichten sind leicht entflammbar wegen des hohen Harzgehaltes. Weniger risikoreich sieht es bei Laubbäumen aus. Deshalb stellen sich die Förs­ter des Landkreises jetzt schon auf kommende Sommer ein: „Es werden mehr Laubbäume gepflanzt und am Boden beispielsweise Schwarzbeerkraut. Das speichert Nässe gut.“

Insgesamt also ein Sommer, der den Menschen in Altmühlfranken auch tatsächlich als ein solcher in guter Erinnerung bleiben wird – regnen dürfte es aber trotzdem bald einmal wieder.

Keine Kommentare